Alternativen zum Pestizideinsatz?
Die Reaktionen im Parlament fielen dabei gemischt aus: Bei den Mitgliedern des Umweltausschusses sowie unter den Abgeordneten der Linken, der Grünen und der Mitte-Links-Parteien stießen wir durchaus auf breite Zustimmung. Vertreter:innen von Mitte-Rechts-Parteien hingegen standen unseren Forderungen eher ablehnend gegenüber. So warf uns beispielsweise der Südtiroler Abgeordnete Herbert Dorfmann, Mitglied der Europäischen Volkspartei (EVP) und des Landwirtschaftsausschusses des EU-Parlaments, vor, zu wenige Ideen für Alternativen zum Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide im Angebot zu haben. Dagegen hielt jedoch unter anderem der Grünen-Abgeordnete Martin Häusling (selbst Landwirt): Als Lösungsvorschläge nannte er unter anderem den ökologischen Landbau, Agroforstsysteme und den verstärkten Einsatz von Leguminosen (Hülsenfrüchtlern) – alles Wege, die wir auch im Annex unserer EBI aufgeführt haben. Wie Martin Häusling kritisierten auch der deutsche Sozialdemokrat Tiemo Wölken und die niederländische Linken-Abgeordnete Anja Hazekamp das Festhalten der EVP am „business as usual“ in der Landwirtschaftspolitik.
Pestizide gefährden Lebensmittelsicherheit!
Unterstützung bekam unsere EBI auch aus der Wissenschaft: Dr. Jeroen Candel, Dozent für Lebensmittel- und Agrarpolitik an der Universität Wangeningen, konfrontierte die Parlamentarier:innen mit der Kritik von über 700 Wissenschaftler:innen an der „Rolle rückwärts“ der EU in Sachen Pestizid-Reduktion. Denn die Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030 in der EU war in Form eines Gesetzesentwurfs schon so gut wie beschlossene Sachen gewesen. Doch nach Druck der Agrarlobby, die im Zuge des Kriegs gegen die Ukraine Ängste vor drohender Lebensmittelknappheit schürte, wurde die Umsetzung der neuen Pestizidverordnung nun schon zum zweiten Mal auf die lange Bank geschoben. Das kommentierte Dr. Candel mit folgenden Worten: