Ihr Weg zum öko-fairen Kleiderschrank

Die Textilindustrie hat verheerende Auswirkungen auf Umwelt und Menschen. Doch schon mit ganz einfachen Maßnahmen können Sie Ihren Kleiderkonsum ökologischer und fairer gestalten.

Immer mehr Kleidung zu immer niedrigeren Preisen

Kleider waren noch nie so billig wie heute. Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat sich unsere Kleidung von einem wertvollen Gut, das man möglichst lange nutzt, zum Einwegprodukt gewandelt. Möglich ist das nur durch eine fast vollständig ausgelagerte Produktion in Niedriglohnländer und die gnadenlose Ausbeutung von Menschen, Tieren und natürlichen Ressourcen.

Entspannen Sie sich.

Sie müssen nicht jeden Modetrend mitmachen. Springen Sie von dem sich immer schneller drehenden Modekarussell ab und genießen Sie Ihre neu gewonnene Freiheit!

Lieben Sie Ihre Klamotten.

Behandeln Sie Ihre Kleider gut und tragen Sie sie so lange wie möglich. Ein Loch oder ein kaputter Reißverschluss ist noch lange kein Grund, die Kleidung in den Müll zu schmeißen. Mit ein bisschen Übung und guten Ideen werden daraus Ihre neuen Lieblingsstücke.

Kaufen Sie Neues im Secondhandladen.

In Secondhandläden und auf Online-Plattformen können Sie wahre Kleiderschätze finden. Damit schonen Sie nicht nur die Umwelt, sondern auch Ihren Geldbeutel! Und wenn Sie ein Kleidungsstück loswerden wollen, dann verkaufen, tauschen oder verschenken Sie es.

Seien Sie wählerisch.

Passen Sie auf, was in Ihrer Einkaufstasche landet. Überlegen Sie sich genau, ob Sie das Kleidungsstück wirklich brauchen, ob Sie es gut zu Ihren anderen Kleidern kombinieren können und ob die Qualität stimmt. So lassen zum Beispiel gut verarbeitete Nähte und nicht zu dünne Stoffe auf eine lange Lebensdauer hoffen.

Seien Sie individuell statt Mainstream.

Schauen Sie doch mal bei kleinen und innovativen Labeln vorbei, die nachhaltige Trends setzen. Ob ökologisch, fair, sozial, vegan, lokal oder recycelt: Es gibt viele spannende und zukunftsweisende Unternehmensmodelle.

Halten Sie die Augen offen.

Einer Jeans sehen Sie nicht an, dass die verwendete Baumwolle von Kinderhänden gepflückt und bei der Produktion hochgiftige Chemikalien eingesetzt wurden. Bestimmte Textilsiegel geben Ihnen aber Auskunft darüber, unter welchen Bedingungen Ihr Kleidungsstück hergestellt wurde.

Machen Sie Druck auf die Hersteller:innen.

Die Art und Weise, wie Kleidung hergestellt, genutzt und entsorgt wird, bedarf einer Generalüberholung. Modemarken müssen qualitativ hochwertige, langlebige und recyclingfähige Kleidung unter fairen Arbeitsbedingungen und ohne giftige Chemikalien produzieren. Machen Sie Druck auf die Fast-Fashion-Konzerne: Boykottieren Sie sie und fragen Sie immer wieder kritisch nach!

Baumwolle: Wir nehmen die beliebte Naturfaser unter die Lupe

Die Baumwollfaser ist atmungsaktiv, reißfest, saugfähig und angenehm auf der Haut zu tragen. Diese und andere Eigenschaften machen sie zur beliebtesten Naturfaser in der Textilindustrie. Über 25.000 Tonnen Baumwolle werden jedes Jahr produziert. Das entspricht etwa einem Viertel der weltweiten Faserproduktion. Ihr großer ökologischer Vorteil ist, dass sie ein nachwachsender Rohstoff und biologisch abbaubar ist. Doch die riesigen Mengen, die für die Textilindustrie produziert werden, und die Art und Weise der Produktion verursachen vielerorts große ökologische und soziale Probleme.

Im Folgenden haben wir die wichtigsten Fakten über den Anbau, die Verarbeitung und die Vor- und Nachteile von Baumwolle zusammengestellt. Ausführlichere Informationen finden Sie in der Rubrik „Häufig gestellten Fragen“ weiter unten.

Anbau von Baumwolle

  • Baumwolle ist eine für Krankheiten und Schädlinge anfällige Pflanze. Der Einsatz von Pestiziden ist entsprechend hoch. Die Baumwollproduktion ist der viertgrößte Verbraucher an Pestiziden weltweit.
  • Baumwolle ist eine durstige Pflanze. Riesige Mengen an wertvollem Süßwasser gehen für die Bewässerung der Baumwollplantagen verloren.
  • 99 Prozent der Baumwollbäuerinnen und -bauern leben in Entwicklungsländern und produzieren 75 Prozent der weltweiten Baumwollernte. Der Pestizideinsatz macht viele Landwirt:innen krank und das Einkommen reicht oft gerade zum Überleben.
  • Über 100 Millionen Kinder müssen weltweit in der Landwirtschaft arbeiten. Auch beim Anbau und der Ernte von Baumwolle ist Kinder- und Zwangsarbeit in vielen Ländern traurige Realität.

Baumwolle und Gentechnik

  • Knapp 80 Prozent der weltweit erzeugten konventionellen Baumwolle stammen von genmanipulierten Pflanzen.
  • Zahlreiche Studien belegen, dass der Anbau von Gen-Baumwolle ein ökonomisches Desaster für die Kleinbauern des Südens bedeutet.
  • Die Verwendung von Gentechnik in Textilien ist nicht kennzeichnungspflichtig.
  • Beim Anbau von Bio-Baumwolle ist der Einsatz von gentechnisch manipulierten Pflanzen verboten.

Von der Baumwolle zum T-Shirt

  • In der Textilproduktion und -veredelung werden etwa 7500 verschiedene Chemikalien und rund 4000 Farbstoffe eingesetzt.
  • Nicht selten liegt der Naturfaseranteil von einem vermeintlichen „100-Prozent“-Baumwoll-T-Shirt bei gerade einmal 75 Prozent. Die restlichen 25 Prozent sind Farbstoffe, Weichmacher und andere Chemikalien.
  • Weltweit werden jedes Jahr mehr als 1,2 Milliarden Tonnen CO2 von der Textilindustrie ausgestoßen. Das sind mehr klimaschädliche Emissionen als auf das gemeinsame Konto von internationalen Flügen und der Seeschifffahrt gehen.
  • In den Textilfabriken dauert ein Arbeitstag bis zu 16 Stunden. Gearbeitet wird an 6 bis 7 Tagen in der Woche.
  • Der Lohn in einer Textilfabrik in Bangladesch liegt zwischen 30 und 60 Euro pro Monat. Der Existenzlohn, um eine vierköpfige Familie zu ernähren, müsste bei etwa 250 Euro liegen.

Die Vorteile von Bio-Baumwolle

  • Bio-Baumwolle wird nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus produziert. Chemisch-synthetische Pestizide und leichtlösliche Mineraldünger sind nicht erlaubt.
  • Bio-Baumwolle wird von Hand geerntet. Chemische Entlaubungsmittel, die zur Erleichterung einer maschinellen Ernte eingesetzt werden, sind verboten.
  • Im Bio-Baumwollanbau dürfen keine gentechnisch veränderten Pflanzen zum Einsatz kommen.
  • Der Anbau von Bio-Baumwolle bietet Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im globalen Süden ein besseres Einkommen und viele andere Vorteile. Eigene soziale Standards beinhaltet das Bio-Zertifikat jedoch nicht.
  • Das Bio-Zertifikat garantiert ausschließlich den ökologischen Anbau der Faser. Über die Weiterverarbeitung bis hin zum fertigen Kleidungsstück sagt es nichts aus. Hierfür gibt es andere, weitreichendere Siegel.

Häufig gestellte Fragen zu Baumwolle und öko-fairer Bekleidung

Woher kommt die Baumwolle für unsere Kleidung?

Die Baumwollpflanze stammt ursprünglich aus den regenreichen und warmen Tropen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Bei den Mayas in Mexiko und den Inkas in Peru wurde sie schon vor über 7000 Jahren angebaut.

Heute wird Baumwolle in über 70 Ländern auf allen sechs Kontinenten der Welt produziert. Hauptproduzent:innen sind China und Indien mit einem Erntevolumen von jeweils über 6 Mio. Tonnen Baumwolle pro Jahr, gefolgt von den USA mit etwa 3 Mio. Tonnen.

Wie wird Baumwolle angebaut?

Eigentlich ist Baumwolle eine mehrjährige Pflanze. Doch um möglichst hohe Erträge zu erzielen, wird sie heute meistens einjährig kultiviert. Obwohl die Baumwolle ursprünglich aus den warmen und feuchten Tropen stammt, wird sie heute hauptsächlich in Trockengebieten angebaut. Denn für die Baumwollernte ist Regen äußerst ungünstig. Die watteähnlichen Knospen würden sich mit Wasser vollsaugen und verfaulen.

Wasser braucht die Pflanze trotzdem jede Menge. Der Anbau von einem Kilogramm Baumwollfasern verbraucht durchschnittlich 8700 Liter Wasser. Und etwa die Hälfte der weltweiten Baumwollanbaufläche wird künstlich bewässert – eine riesige Verschwendung von wertvollen Süßwasserreserven mit verheerenden ökologischen und sozialen Auswirkungen.

Was sind die Folgen der künstlichen Bewässerung von Baumwolle?

Die künstliche Bewässerung auf den Baumwollfeldern führt zu einer Versalzung der Böden und zu einem Rückgang der Erträge. Außerdem lässt sie den Grundwasserspiegel sinken und gräbt vielen Menschen das Trinkwasser ab. Für die Feldbewässerung werden Flüsse aufgestaut, um das Wasser umzuleiten – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die dramatischen Folgen des industriellen Baumwollanbaus ist die Geschichte des Aralsees. Bis 1960 galt der Aralsee als viertgrößtes Binnenmeer der Welt. Mit einer Fläche von knapp 68.000 km² war er fast so groß wie Bayern. Heute sind 90 Prozent des Sees ausgetrocknet. Grund dafür ist die intensive Bewässerungslandwirtschaft in der Region. Vor allem für den Baumwollanbau werden die Zuflüsse des Aralsees umgeleitet.

Für die dort lebenden Menschen ist dies eine Katastrophe. Selbst in dem kleinen Restsee ist vom einstigen Fischreichtum nichts mehr übrig. Die hohe Salzkonzentration und die aus der Landwirtschaft eingetragenen Pestizide haben die meisten Fischarten ausgerottet. Das Trinkwasser ist knapp und mit Pflanzengiften belastet. Die in der Region häufig vorkommenden Stürme wirbeln den mit Pflanzengiften verseuchten Sand und das zurückgebliebene Salz der ausgetrockneten Seefläche auf. Die Bevölkerung leidet unter einer deutlich erhöhten Krebsrate, Atemwegserkrankungen und Missbildungen bei Neugeborenen.

Auch die Landwirtschaft hat unter den Folgen zu leiden. Durch die immer stärkere Versalzung der Böden und des Wassers gehen die Erträge zurück. Die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte ist durch den übermäßigen Pestizideinsatz schlecht. Die Grenzwerte für Pestizidrückstände in Gemüse, Obst und anderen Lebensmitteln werden in vielen Gebieten häufig überschritten.

Natürlich sind die negativen Auswirkungen der künstlichen Bewässerung nicht nur ein Problem des Baumwollanbaus, sondern der Landwirtschaft in Trockengebieten allgemein. Trotz zahlreichen positiven Bestrebungen, die künstliche Bewässerung effektiver zu gestalten, wie zum Beispiel durch Tröpfchenbewässerung, werden etwa 70 Prozent des weltweit verfügbaren Süßwassers in der Landwirtschaft verbraucht – Tendenz steigend.

Wie hoch ist der Einsatz von Pestiziden im Baumwollanbau?

Der intensive Anbau in Monokulturen, das warme Klima und der bewässerte, feuchte Boden fördert die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen wie zum Beispiel Baumwollkapselbohrern, Weißen Fliegen und Blattläusen. Zur Bekämpfung dieser werden große Mengen an Pestiziden eingesetzt. Pro Saison versprühen Landwirt:innen bis zu 20 Mal Ackergifte. Vor einer maschinellen Ernte der Baumwolle werden die Pflanzen manchmal chemisch entlaubt, damit die Pflückmaschinen besser arbeiten können.

Obwohl Baumwolle nur auf circa 2,5 Prozent der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche angepflanzt wird, landen 6 Prozent aller eingesetzten Pestizide und 16 Prozent aller Insektizide auf Baumwolläckern. In Indien, dem größten Baumwollproduzenten der Welt, gehen mehr als die Hälfte aller Pestizide in den Baumwollanbau, obwohl dieser nur fünf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche einnimmt.

Welche Auswirkungen haben die Pestizide im Baumwoll-Anbau auf Menschen und Umwelt?

Der massive Einsatz von Pflanzengiften auf den Baumwollfeldern vernichtet nicht nur Schädlinge, sondern auch zahlreiche Nützlinge und für die Bodenfruchtbarkeit wichtige Bodenlebewesen. Außerdem kontaminieren die Giftstoffe vielerorts Flüsse, Seen und das Grundwasser. In Baumwoll-Anbaugebieten können Pflanzengifte im Trinkwasser sowie in Lebens- und Futtermitteln nachgewiesen werden. Viele von den im Baumwollanbau eingesetzten Pestiziden werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als hoch bis extrem gefährlich und mäßig gefährlich eingestuft.

99 Prozent der Baumwollbäuerinnen und -bauern leben in Entwicklungsländern, größtenteils in sehr armen, unsicheren Verhältnissen. Häufig fehlt diesen Menschen das nötige Wissen und die Ausrüstung, um sich und ihre Familie vor den gesundheitsgefährdenden Pestiziden zu schützen. Die Anleitungen und Warnungen auf den Verpackungen sind oft auf Englisch, sodass die ländliche Bevölkerung diese gar nicht versteht. Außerdem können viele Bauern weder lesen noch schreiben. So wird ohne Handschuhe und Atemmaske mit den gefährlichen Chemikalien gearbeitet und die leeren Flaschen und Fässer werden als Trinkgefäße und zur Aufbewahrung für Wasser und Lebensmittel verwendet.

Zu den Symptomen einer akuten Pestizid-Vergiftung zählen Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Bewusstlosigkeit, Atemnot, Schlaflosigkeit, Hautirritationen, Durchfall, Herzrhythmusstörungen und Krämpfe bis hin zum Tod. Langzeitwirkungen von Pestiziden sind Schädigungen des Nervensystems, des Hormonhaushalts, des Reproduktions- und des Immunsystems. Schätzungsweise kommt es jährlich zu 385 Millionen Pestizidvergiftungen in der Landwirtschaft, von denen 11000 weltweit tödlich enden.

Wie sind die Arbeitsbedingungen für die Menschen auf den Baumwoll-Feldern im globalen Süden?

Ein Großteil der weltweiten Baumwollproduktion findet in Ländern mit niedrigen Menschenrechts- und Umweltschutzstandards sowie geringer Technologisierung in der Landwirtschaft statt. Der direkte Kontakt mit gefährlichen Pestiziden ist mangels Aufklärung und Ausrüstung die Regel, gesundheitliche Beschwerden die Folge, und Vergiftungen bis hin zum Tod keine Seltenheit. Am Ende der Plackerei winkt ein unsicherer Hungerlohn. Zum einen besteht immer das Risiko von Ernteausfällen, zum anderen sinkt der Weltmarktpreis für Baumwolle stetig und ist großen Schwankungen ausgesetzt. Eine Folge der milliardenschweren Subventionen für europäische, amerikanische und chinesische Baumwollbauern und der Spekulationen an den Terminbörsen.

Besonders hart trifft es wie so oft die Schwächsten in der Kette. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeiterorganisation müssen 108 Millionen Kinder weltweit in der Landwirtschaft arbeiten – auch auf den Baumwollfeldern. Unter den zehn größten Produzenten von Baumwolle (China, Indien, USA, Pakistan, Brasilien, Usbekistan, Türkei, Australien, Kasachstan und Griechenland) liegen nur aus Australien und Griechenland keine dokumentierten Fälle von Kinderarbeit vor. Die jüngsten sind gerade mal sechs Jahre alt, gearbeitet wird bis zu zwölf Stunden täglich, sieben Tage die Woche. Viele Kinder werden mit dem Versprechen auf Geld aus ihrem armen Elternhaus auf die Felder gelockt. Ohne jegliche Rechte können sie nur hoffen, dass sie am Ende der Saison nicht mit leeren Händen dastehen und wenigstens einen Teil des versprochenen Lohns ausbezahlt bekommen. Andere Kinder werden von ihren verzweifelten Eltern selbst in die Schuldknechtschaft auf die Baumwollplantagen geschickt. Gewalt durch die Arbeitgeber:innen und gesundheitliche Beschwerden durch die körperlich harte Arbeit und den Kontakt mit Pflanzengiften sind alltägliche Realität der „Kindersklaven“.

Was zeichnet den Welthandel mit Baumwolle aus?

Baumwolle ist ein Weltprodukt, das in über 70 Ländern auf allen sechs Kontinenten angebaut wird. Doch die Erträge, die auf den Feldern erzielt werden, sind extrem unterschiedlich: Sie liegen zwischen 140 Kilogramm in Somalia und 2487 Kilogramm in Australien. Auf der einen Seite wirtschaften Landwirt:innen auf riesigen Flächen mit dem Einsatz von hochspezialisierten Maschinen, Bewässerungstechniken, Düngemitteln und Pestiziden. Auf der anderen Seite wird auf kleiner Fläche hauptsächlich von Hand gepflanzt und geerntet. Dieser ungleiche Wettbewerb wird durch einen stetig sinkenden Weltmarktpreis für Baumwolle noch verschärft. Im Vergleich zu 1975 kostet heute ein Kilogramm Baumwolle nur noch halb so viel. Neben einem steigenden Angebot bei gleichzeitig sinkender Nachfrage sind die Milliardenschweren Subventionen, die Staaten weltweit für ihre Baumwollbauern ausgeben, ein wichtiger Grund für den Preisverfall. In der Saison 2017/2018 zahlte die USA umgerechnet 16 Cent pro Kilogramm Baumwolle. China subventionierte mit 60 Cent pro Kilogramm, Spitzenreiter waren Spanien und Griechenland mit bis zu 88 Cent pro Kilogramm. Zwar subventionieren viele afrikanische Staaten mittlerweile auch ihre Baumwollproduktion. Der Umfang der Zahlungen ist aber deutlich geringer und trägt kaum zur Verzerrung des Weltmarktpreises bei. In Mali etwa beträgt die staatliche Subvention für die Bauern etwas weniger als 9 Cent pro Kilogramm Baumwolle. Doch die Subventionszahlungen lassen nicht nur auf globaler Ebene die Großen immer stärker werden und die Kleinen immer schwächer. Auch auf nationaler Ebene profitieren vor allem die großen Agrarunternehmen von den Geldern, während kleinbäuerliche Strukturen mehr und mehr verschwinden. In den USA beispielsweise erhielten zwischen 1995 und 2020 die zehn am meisten subventionierten Unternehmen mehr als 80 Prozent aller Baumwollsubventionen.

Gibt es auch genmanipulierte Baumwolle?

Ja. Erstmals wurde Gen-Baumwolle 1996 in den USA zugelassen. Mittlerweile stammen knapp 80 Prozent der weltweit erzeugten konventionellen Baumwolle von genmanipulierten Pflanzen. Hauptanbauländer für Gen-Baumwolle waren 2019 Indien, USA, China und Pakistan. Der Gentechnik-Anteil liegt in den Hauptanbauländern bei über 94 %. In der EU ist die Aussaat von Gen-Baumwolle nicht erlaubt, jedoch werden Baumwollrohstoffe und -produkte genmanipulierter Pflanzen importiert.

Welche Eigenschaften haben genmanipulierte Baumwollpflanzen?

Es gibt zwei verschiedene Eigenschaften von genmanipulierten Baumwollpflanzen. Die sogenannte Bt-Baumwollpflanze produziert ein Gift des Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt). Mit dieser Eigenschaft soll sie resistent gegenüber Insekten wie zum Beispiel dem Baumwollkapselbohrer sein. Die zweite Eigenschaft ist die Toleranz gegenüber Totalherbiziden, wie zum Beispiel Roundup von Monsanto. Auf diese Weise überleben die genmanipulierten Pflanzen die zahlreichen Giftduschen beim Anbau und der Ernte, während alle anderen Pflanzen absterben.

Ergeben sich Vorteile aus dem Anbau von genmanipulierter Baumwolle?

Als die erste Gen-Baumwolle vor zwanzig Jahren auf den Markt kam, war die Hoffnung der Baumwollbauern groß. Die Agrarkonzerne versprachen höhere Erträge und weniger Einsatz von teuren und umweltschädlichen Pestiziden. Doch im Laufe der Jahre hat sich gezeigt, dass die Gen-Baumwolle es nicht geschafft hat, Millionen von Kleinbauern ein existenzsicherndes Einkommen zu garantieren. Ganz im Gegenteil: Zahlreiche Studien belegen, dass der Anbau von Gen-Baumwolle ein ökonomisches Desaster für die Bauern bedeutet.

  • Die genmanipulierten Baumwollpflanzen sind sehr anspruchsvoll und reagieren empfindlicher auf Trockenheit als alte, einheimische Sorten. In regenarmen Jahren liegen die Erträge deutlich unter denen von herkömmlichen Pflanzen. Und selbst in Jahren mit guten klimatischen Bedingungen ist der Ertrag nicht signifikant höher.
  • Einer der schlimmsten Schädlinge im Baumwollanbau, der Baumwollkapselbohrer, konnte zunächst durch das von der Pflanze produzierte Bt-Gift ausgeschaltet werden. Doch schon nach wenigen Jahren wurden die Raupe und viele weitere Schädlinge resistent gegen das Gift. Die Bauern müssen daher mindestens genauso viele Insektizide ausbringen wie zuvor.
  • Das Zurückdrängen von Schädlingen, wie zum Beispiel dem Baumwollkapselbohrer, hinterlässt eine Lücke im Ökosystem, die durch andere Schädlinge eingenommen werden kann. Denn das Bt-Gift wirkt nur spezifisch gegen Insekten der Familie der Eulenfalter. In Eswatini (ehemals Swasiland) wurde zum Beispiel ein vermehrter Befall der Bt-Baumwolle durch die Rote Baumwollwanze beobachtet.
  • Das Gen-Saatgut kostet bis zu viermal so viel wie herkömmliches Saatgut. Außerdem wurden die Pflanzen von der Industrie so gentechnisch verändert, dass sie keine keimfähigen Samen hervorbringen. Auf diese Weise wird verhindert, dass die Bauern ihr eigenes Saatgut produzieren können. Sie müssen jedes Jahr aufs Neue teures Saatgut kaufen.
  • Ebenfalls viel Geld kosten die Pestizide und Düngemittel, die die Gen-Pflanze für ein gutes Wachstum braucht. Alles Investitionen, für die viele Bauern einen Kredit aufnehmen müssen. Die einzigen, die bei dem Geschäft mit der Gen-Baumwolle richtig abkassieren, sind die Agrarkonzerne.

Kann man Textilien aus Gen-Baumwolle erkennen?

Nein. Die Verwendung von Gentechnik in Textilien ist nicht kennzeichnungspflichtig. Daher kann man nicht erkennen, ob das T-Shirt oder die Jeans aus genmanipulierter Baumwolle hergestellt wurde.

Da jedoch rund 80 Prozent der weltweit erzeugten Baumwolle von genmanipulierten Pflanzen stammen und die Baumwolle während der Verarbeitung vermischt wird, ist davon auszugehen, dass der allergrößte Teil der konventionellen Baumwoll-Textilien gentechnische Bestandteile enthält. Nur Textilien aus zertifizierter Bio-Baumwolle sind garantiert frei von Gentechnik.

Was sind die Vorteile von Bio-Baumwolle?

Bio-Baumwolle wird nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus produziert. Im Gegensatz zum konventionellen Baumwollanbau ist der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden und leichtlöslichen Mineraldüngern verboten. Für den Erhalt und die Verbesserung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit wird mit Mist und Kompost gedüngt. Dadurch erhöht sich der Humusanteil des Bodens, der so mehr Wasser und CO2 speichern kann. Zusätzlich verringert sich die Erosionsanfälligkeit. Außerdem müssen die Bäuerinnen und Bauern einen Fruchtwechsel einhalten. Das heißt, die Baumwolle wird im Wechsel mit anderen Kulturen angebaut. Dies dient ebenfalls der Bodenpflege und beugt der Vermehrung von Schädlingen und Krankheiten vor. Auch die gleichzeitige Aussaat anderer Pflanzen vermeidet unnötigen Spritzmitteleinsatz. So werden zum Beispiel in Westafrika Sonnenblumen um die Baumwollfelder gepflanzt. Diese ziehen Schädlinge wie den Baumwollkapselkäfer an und verhindern so einen Befall der Baumwollpflanzen.

Bio-Baumwolle wird von Hand geerntet. Chemische Entlaubungsmittel, die zur Erleichterung einer maschinellen Ernte eingesetzt werden, sind verboten. Untersagt ist auch die Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen.

Mit dem Kauf eines einzigen Baumwoll-T-Shirts aus biologischer Baumwolle bewahrt man rund sieben Quadratmeter Anbaufläche vor chemisch-synthetischen Pestiziden und für die Umwelt besonders schädlichen Düngemitteln. Eine Studie der Soil Association hat 2015 die Vorteile von biologisch angebauter Baumwolle im Vergleich zum konventionellen Anbau in Zahlen erhoben. Sie kam zu dem Ergebnis, dass 91 Prozent Wasser und 62 Prozent Energie eingespart werden. Außerdem können die CO2-Emissionen um 46 Prozent reduziert werden.

Wie wird Bio-Baumwolle zertifiziert?

Die Begriffe „Bio“, „Öko“ oder „aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA)“ sind wie bei Lebensmitteln auch bei dem landwirtschaftlichen Rohstoff Baumwolle geschützt. Sie dürfen nur vergeben werden, wenn die Richtlinien des ökologischen Landbaus eingehalten werden. Dies kontrolliert eine unabhängige Zertifizierungsstelle mindestens einmal im Jahr vor Ort. Die Betriebe müssen ihre Produktionsmethoden und ihren Warenfluss offenlegen. In Asien, Afrika und Lateinamerika sind Gemeinschaften von Kleinbauern und -bäuerinnen weit verbreitet. Hier sorgt zudem ein internes Kontrollsystem zwischen den Landwirt:innen für die konsequente Einhaltung der Richtlinien.

Ist ein T-Shirt aus Bio-Baumwolle ein Bio-T-Shirt?

Nein. Das Bio-Zertifikat für Baumwolle garantiert ausschließlich den ökologischen Anbau der Faser. Über die Weiterverarbeitung bis hin zum fertigen Kleidungsstück sagt es nichts aus. Außerdem darf ein Kleidungsstück sowohl aus biologisch als auch aus herkömmlich angebauter Baumwolle hergestellt sein. Es muss lediglich der prozentuale Anteil der Bio-Baumwolle angegeben werden.

Wer sichergehen möchte, dass das Kleidungsstück komplett aus biologisch angebauten Textilfasern besteht und frei von gefährlichen Chemikalien, wie Azofarbstoffen, Lösungsmitteln und Schwermetallen ist, der muss auf weitreichendere Textilsiegel achten. Eine gute Übersicht über die Textilsiegel finden Sie hier.

Bedeutet Bio-Baumwolle auch gleichzeitig faire Baumwolle?

Eigene soziale Standards beinhaltet das Bio-Zertifikat nicht. Es gelten die gesetzlichen Mindeststandards. Doch gerade für Kleinbäuerinnen und -bauern in ärmeren Ländern wirkt sich die ökologische Wirtschaftsweise auch positiv auf die Lebensumstände aus. Sie kommen nicht mit gesundheitsgefährdenden Spritzmitteln in Kontakt. Anstatt für chemische Düngemittel viel Geld auszugeben, bringen sie hofeigenen Mist und Kompost auf die Felder. Für ihre Bio-Ware erzielen sie in der Regel deutlich bessere Preise. Außerdem bietet die vorgeschriebene Fruchtfolge den Landwirt:innen die Chance, weitere Bio-Produkte für die Ernährung der eigenen Familie und für die Vermarktung anzubauen und sich auf diese Weise unabhängiger von der Baumwolle zu machen.

Gibt es außer Baumwolle auch andere Textilfasern aus biologischem Anbau?

Kleidung aus Bio-Baumwolle ist nur eine von vielen Möglichkeiten, zumal der Baumwoll-Anbau, selbst nach ökologischen Kriterien, einige Nachteile aufweist. Die anspruchsvolle Pflanze benötigt gute Böden und viel Wasser zum Wachsen. Außerdem braucht sie viel Sonnenschein und ganzjährig warme Temperaturen. Ein Anbau in Deutschland ist deshalb nicht möglich.

Eine gute Alternative sind zum Beispiel Textilien aus Bio-Hanf und Bio-Leinen. In Mitteleuropa waren beide Pflanzen lange Zeit neben Nessel und Wolle die einzigen Textilfasern und wurden erst durch den Eroberungszug der Baumwolle Ende des 19. Jahrhunderts fast vollständig verdrängt. Hanf und Leinen sind robuste Pflanzen und kommen mit kargen Böden, wenig Wasser und hiesigen Klimabedingungen aus. Deshalb sind sie für die Öko-Textilindustrie besonders gut geeignet. Wer auch Kleidung aus tierischen Fasern, wie zum Beispiel Schafswolle oder Seide, auf seiner Haut tragen möchte, kann diese auch in Bio-Qualität bekommen.

Wie erkenne ich öko-faire Textilien?

Einem T-Shirt sehen Sie nicht an, mit welchen Chemikalien es in Berührung kam oder unter welchen Arbeitsbedingungen es hergestellt wurde. Lediglich die Information, aus welchen Fasern die Kleidung hergestellt wurde, ist laut der Europäischen Textilkennzeichnungsverordnung verpflichtend. Außerdem sind die Begriffe „Bio“ und „Öko“ bei Textilien nicht geschützt. Während Sie bei Bio-Lebensmitteln sicher sein können, dass die europaweit geltenden Mindestanforderungen bei deren Produktion eingehalten werden, ist das bei Kleidung nicht der Fall. Auch die Begriffe „nachhaltig“, „fair“ oder „umweltfreundlich“ sagen nichts Konkretes aus. Wenn Sie mehr über die Herstellungsgeschichte Ihrer Klamotten erfahren möchten, können Sie sich mit kritischen Fragen direkt an die Unternehmen wenden und im Internet recherchieren. Und Sie können bei Ihrem nächsten Einkauf auf Textilsiegel achten. Aber Vorsicht: Die Siegel unterscheiden sich zum Teil erheblich in ihren ökologischen und sozialen Ansprüchen. Außerdem gibt es Siegel, die sich nur auf einen kleinen Teilbereich der textilen Lieferkette beziehen, andere haben den gesamten Produktionsprozess im Auge.

Wenn Sie mehr über die Textilsiegel und ihre Kriterien wissen möchten, dann bestellen Sie sich unseren KOSTENLOSEN SLOW FASHION RATGEBER ALS E-BOOK. Dort haben wir uns die gängigsten Label näher angeschaut und hinsichtlich Umweltschutz, Tierschutz, Fairness und Abdeckungsgrad der Lieferkette bewertet.

Wie wird aus der Baumwollfaser ein Bekleidungsstück?

Bis aus einer Baumwollfaser ein Kleidungsstück wird, durchläuft der Rohstoff verschiedene Verarbeitungs- und Veredelungsschritte:

  • Nach dem Ernten wird die Baumwolle zum Nachreifen und Trocknen etwa einen Monat gelagert.
  • Eine Entkörnungsmaschine kämmt die Samenkörner, Blätter und Reste der Fruchtkapseln aus der Rohbaumwolle heraus.
  • Die einzelnen Fasern der Rohbaumwolle sind von einer dünnen Wachsschicht umgeben. Diese wird durch Auskochen in einer Natronlauge (das sogenannte Bäuchen) entfernt, um so die hohe Saugfähigkeit von Baumwolle zu erreichen.
  • Die Kardierungsmaschine striegelt die Baumwollfasern in Form. Anschließend werden diese in der Spinnmaschine zu Baumwollgarn gezwirbelt.
  • Damit der Baumwollfaden beim Weben nicht reißt, wird er geschlichtet. Dabei wird eine chemische Imprägnierflüssigkeit aufgebracht, die den Faden geschmeidiger und widerstandsfähiger macht.
  • Beim Entschlichten wird der Schutzfilm mit Lösungsmitteln wieder aus den Stoffen ausgewaschen, bevor man sie weiterverarbeitet.
  • Die Baumwollstoffe werden mit Chlorverbindungen geblichen, um ein reines Weiß und eine gleichmäßige Saugfähigkeit zu erhalten.
  • Ein Großteil der weißen Stoffe wird anschließend eingefärbt und die Farben mit Nitroseverbindungen fixiert.
  • Beim Mercerisieren werden die Baumwollstoffe ein weiteres Mal mit Natronlauge behandelt. Dadurch werden der Farbglanz und die Reißfestigkeit erhöht.

Neben den hier aufgeführten Verfahren gibt es noch etliche mehr (Sanforisieren, Imprägnieren, Knitterschutz, Mottenschutz). Fast immer kommen dabei große Mengen an Chemikalien zum Einsatz, die sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt belasten.

Wie viel Chemie steckt in meinem Kleidungsstück?

In der Textilproduktion und -veredelung werden etwa 7500 verschiedene Chemikalien, wie z.B. Kunstharze, Halogene und Schwermetalle, sowie rund 4000 Farbstoffe eingesetzt. Der größte Teil des Chemie-Cocktails wird während und nach der Produktion wieder aus den Stoffen herausgewaschen.

Doch immerhin 10 Prozent verbleiben in den Kleidungsstücken. So liegt der Naturfaseranteil von Baumwolltextilien im Durchschnitt bei 75 Prozent. Die restlichen 25 Prozent sind Farbstoffe und andere Chemikalien. Diese müssen jedoch vom Hersteller nicht auf dem Etikett angegeben werden. Mit der Angabe „100 Prozent Baumwolle“ wird dem Verbraucher ein reines Naturprodukt vorgetäuscht, was mit der Realität in keiner Weise übereinstimmt.

Welche gesundheitlichen Folgen kann Chemie in meiner Kleidung haben?

Bis zu zehn Prozent der Textilhilfsmittel und Farbstoffe verbleiben auch nach mehrmaligem Waschen in den Textilien. Einige dieser Chemikalien sind ab gewissen Dosen schädlich für Gesundheit und Umwelt. Trotzdem werden viele davon weiterhin bei der Textilverarbeitung eingesetzt. In der Umgebung von Standorten der Textilindustrie hat der Einsatz große Auswirkungen auf Mensch und Natur. Bei Verbraucher:innen können einige dieser Chemikalien Allergien auslösen, ob auch schwerwiegende Krankheiten durch das Tragen von Kleidern ausgelöst werden können, ist bisher nicht abschließend geklärt. Bei Kindern sollte besonders darauf geachtet werden, Chemikalien in Kleidung zu vermeiden, da einige bekannt sind, auf die Gehirnentwicklung einzuwirken.

Kunstharze

Sie gehören zu den häufigsten Kontakt-Allergenen. Ausdünstungen von Kunstharzen gelten als Ursache für trockene Schleimhäute, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Als Ausgangsstoff für Kunstharze wird oft Formaldehyd verwendet (siehe unten). Es wird geschätzt, dass 90 Prozent aller konventionell hergestellten Baumwoll-Textilien mit Kunstharzen behandelt wurden. Harze werden unter anderem bei Wollbekleidung und Baumwolltextilien eingesetzt, um die Oberfläche der Fasern zu verändern.

Azofarbstoffe

Einige Azofarbstoffe gelten als krebserregend und sind in Deutschland verboten. Da sie billig sind, werden sie jedoch in anderen Ländern weiterhin zum Färben verwendet.

Dispersionsfarbstoffe

Zwei Drittel der 49 bekannten Farbstoffe, die zu Hauterkrankungen führen, sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung Dispersionsfarbstoffe.

Formaldehyd

Das Gas wirkt ätzend auf der Haut und kann Allergien auslösen. 2014 wurde Formaldehyd in der EU als krebserregend eingestuft. Ab einer Konzentration von 0,15 Prozent in Textilien gilt die Kennzeichnungspflicht „enthält Formaldehyd“. Formaldehyd wird zum Beispiel in Verbindung mit Harnstoff zur Herstellung von knitterfreien Hemden- und Blusenstoffen verwendet.

Lösungsmittel

Lösungsmittel können das zentrale Nervensystem, Leber und Nieren schädigen. Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit sind bekannte Folgen.

Halogene

Viele Halogenverbindungen sind extrem giftig. Sie reichern sich im Körper an, können Leber, Nieren sowie das Nerven- und Immunsystem schädigen und sind krebserregend. Halogene werden oft in Flammschutzmitteln eingesetzt, mit denen Kleidung ausgestattet wird.

Phthalate

Sie gehören zu den wichtigsten Industriechemikalien und kommen auch in der Textilindustrie zum Einsatz. Phthalate greifen in den Hormonhaushalt ein und stehen unter Verdacht, Unfruchtbarkeit auszulösen. Die Chemikalie ist auch als Weichmacher bekannt und kommt in Aufdrucken auf T-Shirts vor.

Schwermetalle

Sie sind nicht abbaubar und wirken teilweise krebserregend und erbgutschädigend. Wegen der hohen Giftigkeit gelten strenge Grenzwerte. Ob diese in Ländern wie China und Indien eingehalten werden, ist fraglich. Eine Belastung von Textilien mit Schwermetallen wird immer wieder nachgewiesen. Sie sind in Farbstoffen und Pigmenten zu finden.

Zinnorganische Verbindungen (z.B. Tributylzinn)

Tributylzinn (TBT) ist eine hochgiftige Chemikalie, die unter anderem Leber- und Nierenschäden, Unfruchtbarkeit, Immunschwäche und Stoffwechselstörungen auslösen kann. In der Textilindustrie kommt sie aufgrund ihrer antibakteriellen Wirkung zum Einsatz und soll zum Beispiel Schweißgeruch bei Socken, Schuhen und Sportbekleidung verhindern. In der EU sind Produkte, die mehr als 0,1 Prozent TBT und andere zinnorganische Stoffe enthalten, mittlerweile verboten.

Welche Auswirkungen hat die Textilherstellung auf die Menschen und die Umwelt vor Ort?

Die größte Belastung von Mensch und Umwelt findet dort statt, wo die Textilien hergestellt werden: in Ländern wie China, Indien oder Kambodscha. Die Sicherheitsauflagen in den Fabriken sind meist niedrig und deren Einhaltung wird nicht konsequent überprüft. Die Arbeiter:innen kommen mit hoch giftigen Lösungsmitteln, Farbstoffen und Schwermetallen in direkten Kontakt, die zum Aufbereiten und Färben der Fasern verwendet werden. Außerdem gelangen die Chemikalien in die Luft und in das Abwasser. Die Menschen in den Ballungsgebieten der Textilindustrie leiden unter verseuchtem Trinkwasser, schmutzigen Flüssen und Seen, schlechter Luft und belasteten Nahrungsmitteln.

Hat der Chemikalieneinsatz in der Textilherstellung auch Auswirkungen auf unserer Umwelt?

Die Umweltverschmutzung durch die Textilindustrie ist keineswegs regional begrenzt. Durch Meeresströmungen, über die Atmosphäre und über die Nahrungskette verteilen sich die Chemikalien über den ganzen Globus. Sogar in der Arktis und Antarktis wurden bereits Schadstoffe aus der Textilproduktion nachgewiesen.

Außerdem belasten Chemikalien aus importierten Kleidungsstücken unsere Gewässer. Eine Studie von Greenpeace hat gezeigt: Durch das Waschen von in Asien gefertigten Kleidungsstücken werden Nonylphenolethoxylate (NPE) freigesetzt und in Flüsse, Seen und Meere eingeleitet. Dort wandeln sich NPE in die giftige und hormonell wirksame Chemikalie Nonylphenol (NP) um. In den Herstellungsländern der getesteten Textilien, wie zum Beispiel China, Thailand und Türkei, ist der Einsatz von NPE nicht geregelt. In der EU ist er hingegen verboten oder stark eingeschränkt. Allerdings gibt es keine Regelungen für den Import von NPE-haltigen Textilien. Laut Umweltbundesamt sind Import-Textilien die größte Einleitungsquelle von NPE und NP in deutsche Gewässer.

Wie schädlich ist Mode fürs Klima?

Die Textilindustrie stößt jedes Jahr mehr als 1,2 Milliarden Tonnen CO2 aus. Das sind mehr Emissionen als auf das Konto des internationalen Flugverkehrs und der Schifffahrt gehen. Kunstfasern, die mittlerweile fast 70 Prozent der weltweiten Faserproduktion ausmachen, werden aus Erdöl hergestellt. Für den Anbau von Baumwolle kommen energieintensive synthetische Düngemittel und Pestizide zum Einsatz. Auch die Weiterverarbeitung der Fasern zu fertigen Kleidungsstücken verbraucht viel Energie, die zum größten Teil aus fossilen Brennstoffen stammt. Und durch das weite Geflecht von Lieferketten, das sich um den ganzen Globus spannt, legen viele Kleidungsstücke bevor sie in unserer Einkaufstasche landen bis zu 20.000 Kilometer zurück.

Doch die Auswirkungen unserer Kleidung auf das Klima hört nicht an der Ladentheke auf. Tatsächlich hat die Art und Weise, wie oft und auf welche Weise wir unsere Kleidung waschen und pflegen, den größten Einfluss auf ihre Klimabilanz. Sie können also einen großen Beitrag für den Klimaschutz leisten, indem Sie

  • ihre Kleidung so oft wie nötig und so wenig wie möglich waschen.
  • beim Waschen eine möglichst niedrige Waschtemperatur wählen. 30 Grad, bei stärker verschmutzter Wäsche 40 Grad, reichen in der Regel aus.
  • ihre Kleidung nicht im Trockner, sondern auf der Wäscheleine trocknen.

Unter welchen Bedingungen werden Textilien hergestellt?

Unsere Textilien werden zu etwa 90 Prozent in Asien, Mittelamerika, Osteuropa und Afrika hergestellt. Dort schuften in den so genannten Sweatshops Millionen Näher:innen für unsere Kleidung. Massive Verletzungen der Menschen- und Arbeitsrechte sind an der Tagesordnung.

Ein Arbeitstag dauert bis zu 15 Stunden und gearbeitet wird an sechs bis sieben Tagen in der Woche. Der Lohn in Bangladesch beträgt zwischen 30 und 60 Euro pro Monat. Dieser sichert den Menschen nicht einmal ihre Grundbedürfnisse wie ausreichend zu Essen, ein Dach über dem Kopf und Kleidung. Der Existenzlohn, um eine vierköpfige Familie zu ernähren, müsste bei etwa 250 Euro im Monat liegen. Außerdem werden die Löhne oftmals erst Mitte des Folgemonats ausbezahlt und geleistete Überstunden werden nicht oder nicht korrekt abgerechnet. Atemwegserkrankungen aufgrund der schlechten Belüftung, Mangel an Schutzkleidung und Sicherheitsvorkehrungen sowie große Lärmbelastung gehören zum Arbeitsalltag vieler Näher:innen. Diese klagen über Gliederschmerzen, chronische Kopfschmerzen und nachlassende Sehkraft. Bei Krankheit müssen die Arbeiter:innen unbezahlten Urlaub nehmen. Die unsicheren, vertragslosen Arbeitsverhältnisse und die Unterdrückung von Gewerkschaften macht es den Menschen fast unmöglich, sich gegen ihre Ausbeutung zu wehren. Besonders Frauen leiden unter psychischer und physischer Gewalt an ihrem Arbeitsplatz.

Wie sieht es mit den Arbeitsbedingungen in der europäischen Textilbranche aus?

Kleidung aus Europa bedeutet leider nicht automatisch gute Arbeitsbedingungen für die Näher:innen. Menschenrechtsverstöße in Textilfabriken sind auch in der Ukraine, Serbien, Kroatien und Bulgarien keine Seltenheit. Die Näher:innen verdienen größtenteils unterhalb der Armutsschwelle in dem jeweiligen Land (weniger als 60 Prozent des Landes-Durchschnittslohnes). Um nicht in Armut zu leben, haben viele einen Zweitjob am Wochenende. Recherchen in Serbien haben gezeigt, dass die Näher:innen teilweise nicht einmal die Hälfte ihrer rechtlich zustehenden Urlaubstage nehmen dürfen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in England. Die Nachfrage nach Textilien, die in Großbritannien hergestellt werden, nimmt stetig zu. Die Textilindustrie hat dort eine lange Tradition und einen sehr guten Ruf. Außerdem können britische Hersteller:innen schneller auf die Bedürfnisse des europäischen Markts reagieren als Firmen in weit entfernten Ländern. Doch die hohen Preise für höhere Lohnkosten, Mieten und Abgaben wollen die Wenigsten zahlen. Die Folgen sind unbezahlte Überstunden, um das Produktionsziel zu erreichen. Die resultierenden Löhne liegen weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn.

Wie setzt sich der Preis von meinem Kleidungsstück zusammen?

Nur ein Bruchteil des Geldes, das wir in Deutschland für unsere Kleidung bezahlen, landet letztlich bei den Arbeiter:innen in den Textilfabriken. Die Lohnkosten für ein 8-Euro-T-Shirt betragen nur 10 Cent. 90 Cent gehen in den Transport und die Steuern, 1 Euro betragen die Material- und Fabrikkosten, 2 Euro fließen in die Markenwerbung und 4 Euro gehen an den Einzelhandel.

Wie vertrauenswürdig ist die Bio-Mode der großen Handelsketten?

Immer mehr internationale Handelsketten bieten Bio-Textilien an. Doch die Moderiesen führen fast ausschließlich Produkte mit herstellereigenen Labels. Bei diesen sollte der Verbraucher genau nachfragen, welche ökologischen und sozialen Standards sich dahinter verbergen und wie deren Einhaltung überprüft wird. Auch bei Kleidung, die mit „Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau“ (KbA) beworben wird, muss man genau hinsehen. Zwar ist der Begriff geschützt und darf nur für Fasern verwendet werden, die nach der EU-Öko-Verordnung produziert wurden. Doch wie viel von diesen Bio-Fasern tatsächlich im T-Shirt stecken, ist nicht geregelt. So kann es durchaus vorkommen, dass das vermeintliche Öko-T-Shirt zu 20 Prozent aus Bio-Baumwolle und zu 80 Prozent aus konventionellen Fasern besteht. Wie die tatsächliche Zusammensetzung der Rohstoffe ist, können wir Konsument:innen leicht auf dem Etikett am Kleidungsstück nachprüfen.

Letztendlich sollte man so oft wie möglich kleine, motivierte und innovative Labels, die grüne Mode aus Überzeugung anbieten, unterstützen. Denn genau diese Überzeugungstäter:innen sind die Speerspitze der grünen Bewegung. Sie leisten wertvolle Pionierarbeit und bewirken, dass sich die Branche weiterentwickelt. Die großen Handelsketten springen letztlich nur auf den Zug auf, wenn dieser bereits an Fahrt gewonnen hat.

Welches Kleidungsstück hat die beste Ökobilanz?

Fest steht: Die Herstellung von Textilien geht immer mit einem hohen Verbrauch an Ressourcen, wie Energie und Wasser, einher. Damit hat die Kleidung, die am längsten getragen wird, am Ende auch die beste Ökobilanz. Deshalb sollte am Anfang einer jeden Kaufentscheidung die Frage stehen: Brauche ich das wirklich? Wenn diese Frage mit „Ja“ beantwortet wird, sollte in der Einkaufstasche möglichst ökologisch und fair hergestellte Ware landen. Eine weitere Möglichkeit, die nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel schont, ist Secondhandware.

Doch die Ökobilanz eines Kleidungsstücks hört an der Ladentheke nicht auf. Danach ist entscheidend, wie oft und wie heiß Sie die Stücke waschen, welches Waschmittel Sie benutzen und ob Sie den Trockner oder die Wäscheleine verwenden.

Was passiert mit meinen Altkleidern?

Jedes Jahr sortieren die Deutschen 1,3 Millionen Tonnen Kleidungsstücke aus. Gut die Hälfte der aussortierten Kleider werden als Secondhandware weiterverwendet. Diese im internationalen Vergleich sehr hohe Quote wird vor allem durch eine flächendeckende und kostenlose Altkleidersammlung mittels Container erzielt. Über 100.000 Altkleidercontainer sind in Deutschland aufgestellt. Das Sammelsystem finanziert sich über den Altkleiderverkauf, der einen Gewinn von etwa 700 Millionen Euro pro Jahr einfährt.

Um den stetig wachsenden Altkleiderberg hat sich ein unübersichtlicher Wirtschaftszweig entwickelt. Einrichtungen und Organisationen, die für soziale Zwecke Kleider sammeln, stehen gewerblichen Textilverwerter:innen gegenüber. Für die Verbraucher:innen ist oft nicht mehr ersichtlich, ob ihre Altkleider kostenlos an bedürftige Menschen abgegeben werden oder als Secondhandware vor allem nach Osteuropa und Afrika verkauft werden und ob der Erlös aus dem Verkauf an karitative Einrichtungen fließt oder dem Gewinn eines Wirtschaftsunternehmens zu Gute kommt.

Der restliche Teil der Altkleider, die sich nicht als Secondhandware eignen, werden teilweise zu Recyclingfasern (12 %) oder Putzlappen (14 %) weiterverarbeitet. Leider nimmt die Qualität der gesammelten Kleidung zunehmend ab, da immer mehr Kunststofffasern und Stoffgemische in Kleidung verarbeitet werden. Deswegen nimmt in den letzten Jahren auch die thermische Verwertung (8 %), also Verbrennung, zu.

Wie entsorge ich am besten meine Altkleider?

Am ökologisch sinnvollsten ist es, wenn aussortierte Kleidungsstücke weiterverwendet werden. Vielleicht freuen sich Freund:innen oder Nachbar:innen über Ihre aussortierten Kleidungsstücke. Inzwischen gibt es auch einige Online-Plattformen, auf denen man Kleider weiterverkaufen kann. Sonst bieten sich klassische Flohmärkte oder Secondhandläden an.

Falls sich kein direkter Abnehmer findet, können Kleidungsstücke auch in einem Altkleidercontainer entsorgt werden. Aber achten Sie bei den Containern darauf, dass dahinter wirklich eine gemeinnützige Organisation steht. Etwas Licht in den Wirrwarr des Altkleidergeschäftes bringt der Dachverband FairWertung e.V. Er vergibt sein Siegel „FairWertung“ nur an gemeinnützige Organisationen, Händler und Sortierbetriebe, die ihren erwirtschafteten Erlös unmittelbar oder mittelbar sozialen, diakonischen oder karitativen Aufgaben zugutekommen lassen. Auch das DZI Spendensiegel belegt, dass eine Organisation mit den Spenden sorgfältig und verantwortungsvoll umgeht.

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