Eilaktion: Keine Bohrtürme am Ammersee!

In Kürze sollen im bayerischen Reichling nahe des Ammersees die Probebohrungen nach neuem Erdgas beginnen. Es wäre die erste Gasbohrung in Bayern seit mehr als einem Jahrzehnt – und das in direkter Nähe des örtlichen Trinkwasserschutzgebiets. Gemeinsam mit den Anwohner:innen vor Ort und weiteren Umweltverbänden wollen wir das verhindern: Fordern Sie jetzt Minister Aiwanger auf, die Bohrung zu stoppen! Mehr lesen

Herr Aiwanger: Stoppen Sie die Gasbohrungen am Ammersee!

Sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister Aiwanger,
der Ammersee und seine Umgebung sind ein einzigartiges Naturjuwel und Erholungsgebiet. Doch diese Idylle ist bedroht: Der kanadische Konzern Genexco plant westlich des Ammersees Erdgasbohrungen in direkter Nähe zu Trinkwasserschutzgebieten, Naturschutzgebieten und Wohnsiedlungen.

Ich fordere Sie dazu auf, die Bohrung zu stoppen, denn neue Gasbohrungen sind 2024 nicht mehr zeitgemäß:

  • Behinderung der Energiewende: Der deutsche Gasbedarf wird in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen – anstatt jetzt noch Gasquellen zu erschließen, muss Bayern in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren. Denn neben den CO2-Emissionen bei der Verbrennung von Erdgas tragen auch Methan-Leckagen entlang der Förderkette massiv zur Erderhitzung bei und gefährden Bayerns Ziel der Klimaneutralität bis 2040.
  • Gefährdung der Natur: Die Region um den Ammersee ist Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten. Gleich mehrere bedeutende Schutzgebiete wären durch die Bohrungen betroffen.
  • Sicherheit der Anwohnenden: Die geplante Bohrung gefährdet das Trinkwasser und die Lebensqualität der Menschen in der Region.

Bitte hören Sie auf die Stimme der Bürgerinnen und Bürger, die sich zusammen mit dem Gemeinderat in Reichling und dem Landrat gegen die geplante Gasbohrung stemmen. Stellen Sie sich auf die Seite des Klimaschutzes und der bayerischen Natur und nutzen Sie den rechtlichen Spielraum sowie Ihren politischen Einfluss, um die Gasbohrung zu verhindern.

Mit freundlichen Grüßen
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Hintergrundinformationen zur Förderung von Erdgas

Neben der Kohle möchte Deutschland auch aus dem Erdgas aussteigen. Bis spätestens 2045 soll das Land klimaneutral sein – jetzt noch nach neuem Gas zu bohren, ist dafür ziemlich kontraproduktiv.

Warum brauchen wir das Erdgas vom Ammersee nicht mehr?

Der Erdgasbedarf aus Industrie, Haushalten und Kraftwerken wird in Deutschland in den nächsten Jahren rapide abnehmen und bis 2045 auf (nahezu) Null sinken. Die bestehende Erdgasinfrastruktur reicht dafür völlig aus. So hat die internationale Energieagentur bereits 2021 verkündet, dass weltweit kein einziges neues Gasfeld mehr erschlossen werden sollte, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Sowohl die Bohrung in Bayern als auch vor Borkum würden fossile Abhängigkeiten zementieren. Anstatt noch heute in die Erkundung und Ausbeutung neuer Gasfelder zu investieren, sollte die Wind- und Solarenergie mit vollem Tempo ausgebaut werden, um die faktischen Entwicklungen am Energiemarkt nicht zu behindern.

Ist heimisches Erdgas nicht besser, als es von weit her zu importieren?

Bislang importiert Deutschland einen sehr großen Teil seines Gasbedarfs, hauptsächlich per Pipeline aus den Niederlanden, Norwegen und Belgien. Mit dem Aufbau neuer LNG-Terminals an der deutschen Nordseeküste steigt die Gefahr, dass auch besonders klimaschädliches gefracktes Erdgas, z.B. aus Amerika nach Deutschland importiert wird. Verschiedene Studien haben bereits gezeigt, dass Deutschland aktuell deutliche und teure Überkapazitäten für LNG (=verflüssigtes Erdgas) schafft. Aufgrund des abnehmenden Gasbedarfs sind neue Investitionen in Erdgasinfrastruktur eine riskante Wette mit unnötigen Umwelt- und Kostenrisiken. Stattdessen sollte Deutschland Schritt für Schritt die bestehende Gasinfrastruktur stilllegen und Importabhängigkeiten verringern.

Ist Erdgas für das Klima nicht besser als Kohle?

Nein, angesichts der Erderhitzung müssen wir aus allen fossilen Brennstoffen gleichermaßen aussteigen. Die vereinten Nationen haben sich entschlossen, die weltweiten und nationalen Emissionen schrittweise auf nahezu Null zu reduzieren. Die Emissionsbilanz von Erdgas wurde lange unterschätzt, doch unter Einbezug von Methan-Leckagen entlang der gesamten Förderkette kann Erdgas im schlimmsten Fall ähnlich klimaschädlich wie Steinkohle sein. In jedem Fall hilft uns Erdgas nicht dabei, unsere Emissionen auf null zu senken. Das geht nur, indem die Nutzung von fossilen Brennstoffen in Kraftwerken, Verkehr, Gebäuden und Industrie zu großen Teilen mit grün produziertem Strom ersetzt wird.

Welche Gefahren für Natur und Mensch ergeben sich bei der Förderung von Erdgas?

Die Bohrung nach Erdgas geht mit vielen Gefahren und Einschränkungen für die Lebensqualität der Anwohnenden einher. Beim Abfackeln von überschüssigem Erdgas gelangen trotz Filteranlagen Schadstoffe (z. B. Quecksilber) in die Luft, die gesundheitsschädlich für den Menschen sind und auch die umliegenden Schutzgebiete bedrohen. Zudem ist vor allem das Grundwasser in der Region gefährdet: Die Bohrstelle am Ammersee liegt nur 200 Meter von der Trinkwassererfassung des Ortes entfernt, zu einem europäischen Schutzgebiet sind es nur 150 Meter. Bei der Gasförderung können mit dem Gas verunreinigtes sog. „Lagerstättenwasser“ (z. B. durch Giftstoffe wie Quecksilber und Benzole) aufsteigen und das Trinkwasser verschmutzen. Sogar Erdbeben können durch die Bohrung ausgelöst werden.

Wer steckt hinter dem Konzern Genexco?

Hinter dem Namen Genexco verbergen sich zwei verschiedene Konzerne: Genexco GmbH und die Genexco Gas GmbH. Sie sind Tochterunternehmen des Kanadischen Konzerns MCF Energy. Weil das bayerische Wirtschaftsministerium die Förderung unterstützten möchte, verzichtet es sogar freiwillig auf die Bergbauabgabe. Die kanadischen Investoren können somit quasi kostenlos in Bayern nach Gas bohren, wo Betreiber von Windkraftanlagen hohe Gebühren zahlen müssen. Die Gewinne würden so komplett aus der Region abfließen.

Wer kann das Projekt noch stoppen?

Während sich bereits der Landrat Thomas Eichinger (CSU) und der Gemeinderat von Reichling gegen die Bohrung ausgesprochen haben, ist  der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) weiter für das Projekt. Aiwanger verweist auf das Bundesbergbaurecht, das er nicht beeinflussen könne. Doch die Gasbohrungspläne werden aus seinem Ministerium sogar aktiv unterstützt, indem es freiwillig auf die eigentlich fällige Bergbauabgabe verzichtet. Aus unserer Sicht kann und sollte Aiwanger hingegen all seine Möglichkeiten als Minister ausschöpfen, um die Bohrung zu verhindern. Nur so kann Bayern sein Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein, tatsächlich erreichen.

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