Protestwoche: Sand im Getriebe der IAA

Bild: Philip Eichler | Campact - CC-BY-NC-SA 2.0
(1. September 2021) Das hatten sich Volkswagen, Daimler, BMW und Co. anders gedacht: Nachdem die internationale Messe der Autolobby (IAA) im September 2019 in Frankfurt ein Debakel erlebte (wenig Besucher, viel Protest), sollte München als neuer Standort einen unbeschwerten Neuanfang ermöglichen. Doch auch in der bayerischen Landeshauptstadt formiert sich breiter Protest und die Besucheranmeldungen bleiben niedrig.
Am Ende sind es doch nur Autos. Trotz der Kampagne für eine vermeintlich „grüne“ IAA bleibt es auch dieses Jahr beim altbekannten Produkt und Geschäftsmodell: Motorisierter Individualverkehr. Die Rede von der „Transformation zur klimaneutralen Mobilität“: eine hohle Phrase und PR der Autolobby. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich das von vielen favorisierte Konzept des motorisierten Individualverkehrs „unter grünem Vorzeichen“ als Illusion.
Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit? Das geht nur mit einer echten Mobilitätswende. Ein breites Spektrum an Gruppen mobilisiert deshalb zu vielfältigen Protesten gegen die IAA. Wir brauchen endlich eine faire Verteilung des öffentlichen Raums mit Vorrang für Fuß, Rad- und öffentlichen Verkehr. Der ÖPNV muss ausgebaut werden und bezahlbar sein. Autobahn-Neubauten kann es in Zeiten der Klimakrise nicht mehr geben. Planungen müssen gestoppt werden.
Doch während Landespolitik und Stadt München die Autolobby hofieren, werfen sie dem legitimem Protest Stöcke zwischen die Beine. Prominente öffentliche Plätze stellt die Stadt der Autolobby für ihr Greenwashing zur Verfügung. Und in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Verband der Automobilindustrie richtet sie einen „Mobilitätskongress“ aus.
Bei den Aktivitäten gegen die IAA sieht es anders aus: So will das Kreisverwaltungsreferat als zuständige Behörde beim von Klimakativist:innen organisierten Mobilitätswende-Camp auf der Theresienwiese kein Großzelt für Veranstaltungen genehmigen. Die „Bequemlichkeit“ der Teilnehmer*innen dürfe nicht im Vordergrund stehen, begründet die Behörde ihre Entscheidung. Und die Fahrradsternfahrt von Umweltorganisationen soll nicht auf Autobahnen fahren dürfen. Politische Willensbildung und demokratische Auseinandersetzung wird so erschwert. Doch die Protestbündnisse bleiben standhaft – zur Not bis vor Gericht.
Was in München geplant ist:
- #aussteigen – Demo, Fahrrad-Sternfahrt und Kinder-Radldemo am 11. September
Am 11. September demonstrieren viele tausend Menschen für eine schnelle Mobilitätswende. Eine Fahrraddemo wird sich aus allen Himmelsrichtungen, streckenweise über Autobahnen, Bundesstraßen und den Mittleren Ring, sternförmig auf München zubewegen. Für Eltern mit kleineren Kindern gibt es eine extra Familienroute. Fußgängerinnen und Fußgänger bilden in der Innenstadt einen eigenen Protestzug. Die Demonstrationen enden mit einer gemeinsamen Kundgebung auf der Theresienwiese. Mehr Informationen
- KonTra IAA – Kongress für transformative Mobilität, 9. bis 10. September
In sieben Podien/Foren und 29 Workshops geht es beim Alternativgipfel „Kontra IAA“ um neue Mobilitätskonzepte, die Konversion der Autoindustrie und Umsetzungsstrategien. „Kontra IAA“ findet als Hybridveranstaltung (vor Ort und online) im Feierwerk und im EineWeltHaus statt. Die Eröffnung sowie die Podien und Foren werden per Live-Stream unter 4futu.re/kontra-iaa übertragen. Für eine Vor-Ort-Teilnahme wird eine Anmeldung empfohlen. Vom Umweltinstitut sind wir mit einem Workshop zu Bürgerbegehren für einen attraktiven ÖPNV vertreten. Mehr Informationen
- Mobilitätswende-Camp – Klimacamp vom 7. bis 12. September Klimaaktivist:innen aus München planen ein Klimacamp während der IAA. Auf dem Camp sind zahlreiche Workshops, Diskussionsveranstaltungen und Infostände geplant. Es soll ca. 1.500 Menschen Zeltmöglichkeiten, Toiletten und Küchen bieten. Mehr Informationen
- #BlockIAA: Ziviler Ungehorsam, 8. bis 13. September
Mit Aktionen massenhaften zivilen Ungehorsams will ein Bündnis aus Gruppen und Einzelpersonen die IAA blockieren. Ihre Botschaft: „Autokonzerne entmachten – Klima schützen“. Mehr Informationen