Fracking – Die Gier nach dem letzten Öl und Gas

Beim Fracking wird eine Flüssigkeit unter hohem Druck in den Boden gepresst, um Öl und Gas zu fördern. Die Umweltschäden sind immens.

Massive Umweltzerstörung durch Fracking

Fracking ermöglicht die Ausbeutung neuer Öl- und Gas-Vorkommen. Die dadurch verursachten Umweltschäden sind immens.

Fracking

Öl und Gas wird immer knapper. Weltweit wird dadurch eine umstrittene Fördermethode immer attraktiver: das Hydraulic Fracturing, kurz Fracking. Seit 2005 kommt die Technik zum Einsatz, derzeit vor allem in Nordamerika (USA und Kanada), Argentinien, Australien aber auch China und Russland. Mit Fracking können Kohlenwasserstoffe (Öl und Gas) gefördert werden, die in Gesteinsschichten (Schiefer-, Ton-, Mergel-, Sandstein- oder Kohleflözschichten) eingeschlossen sind und mit anderen Methoden schwer bis gar nicht erschließbar sind.

Wie funktioniert Fracking?

Beim Fracking wird mit Sand und Chemikalien versetztes Bohrwasser unter hohem Druck in die Erde gepresst. Als Chemikalien kommen in der Frackingflüssigkeit dabei beispielsweise Säuren, Biozide und Stoffe, die die Reibung und Viskosität der Flüssigkeit verändern, zum Einsatz. Diese sind teilweise als gesundheitsgefährdend, ätzend, umweltgefährdend und giftig klassifiziert.

Infografik, die die Förderung von Erdgas mittels Fracking darstellt und erklärt.
  • Risiken des Frackings • Das zweite Fracking-Gutachten des Umweltbundesamtes (UBA) aus dem Jahr 2014 verweist u.a. auf die zunehmende Verschärfung der Flächennutzungskonflikte, z.B. beim Wasserverbrauch in der Konkurrenz zwischen Landwirtschaft und Fracking-Industrie.
  • Frühgeburten wegen Fracking • Schwangere Frauen, die in der Nähe aktiver Fracking-Betriebe in Pennsylvania leben, haben ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten – so eine Untersuchung der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, die bereits 2015 durchgeführt wurde.
  • Gesundheitsgefährdung durch Fracking • Eine wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 2019 ergab, dass Familien im westlichen Pennsylvania in der Nähe von Frackinganlagen schädlichen Chemikalien ausgesetzt sind und dass die vorhandenen Vorschriften die psychische, physische und soziale Gesundheit der Bevölkerung nicht schützen.

Wie gefährlich ist Fracking für das Grundwasser?

Gefährlich wird es, wenn Frackingflüssigkeit, auch Fracfluid genannt, oder Gase ins Grundwasser gelangen. Dies kann über mehrere Wege geschehen:

  • Die Bohrung wird über die erste Strecke mit einem zementierten Ring ummantelt. Dieser soll dafür sorgen, dass die Grundwasser führende Schicht sicher durchquert wird. Es kann jedoch vorkommen, dass entweder durch Materialfehler oder Korrosion die Schutzfunktion des Zementrings versagt. Dann kann es zur Kontamination der Grundwasserschicht durch Chemikalien oder toxisches Lagerstättenwasser kommen.
  • Die Fracflüssigkeit könnte durch das aufgesprengte Gestein unkontrolliert nach oben in Grundwasser führende Schichten steigen, etwa wenn im Umkreis der künstlich erzeugten Risse bereits natürliche Risse im Gestein vorhanden sind, die sich mit den durch das Fracking erzeugten Rissen verbinden.
  • Nach dem Fracking-Prozess und dem Nachlassen des Überdrucks wird ein Teil der eingepressten Flüssigkeit wieder aus der Bohrung nach oben geführt. Dieses Frackfluid enthält neben den in die Tiefe gepumpten Chemikalien nun auch Lagerstättenwasser, das aus der Erdgaslagerstätte mit an die Oberfläche gelangt. Das Lagerstättenwasser ist in der Regel mit Schwermetallen, Arsen oder natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen belastet und muss aufgefangen und entsorgt werden. Bei Lagerung, Transport und Entsorgung davon können Gifte in die Umwelt gelangen.
  • Gase, vor allem Methan, können durch Risse entweichen und in das Grundwasser gelangen.

Wie wirkt sich Fracking auf das Klima aus?

Wenn neben den beim Verbrennen des Erdgases entstehenden CO2-Emissionen auch die bei Förderung, Transport und Lagerung anfallenden Methanleckagen berücksichtigt werden, fällt die Klimabilanz von Erdgas – insbesondere von gefracktem Gas – so schlecht wie die von Kohle aus.

Berechnungen zufolge ist gefracktes Gas für mehr als die Hälfte des globalen Anstiegs der Emissionen aus fossilen Brennstoffen sowie für etwa ein Drittel des Anstiegs aus allen Quellen in den letzten zehn Jahre verantwortlich.

Was sagen internationale Institutionen zum Fracking?

Zahlreiche internationale Institutionen haben die negativen Auswirkungen von Fracking verurteilt:

  • Der Ausschuss der Vereinten Nationen für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (CESR) veröffentlichte im Oktober 2018 eine offizielle Warnung bezüglich des Frackings von Schiefergas in Argentinien. Darin heißt es: „Der Ausschuss ist besorgt darüber, dass das Hydraulic Fracturing-Projekt den Verpflichtungen des Vertragsstaats zum Pariser Abkommen widerspricht – mit negativen Auswirkungen auf die globale Erwärmung und die wirtschaftlichen und sozialen Rechte der Weltbevölkerung und künftiger Generationen“.
  • Der Ausschuss der Vereinten Nationen zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) forderte im März 2019 die britische Regierung auf „die Einführung eines umfassenden und vollständigen Verbots von Fracking in Betracht zu ziehen“ um insbesondere Frauenrechte im ländlichen England zu schützen. Hintergrund sind u. a. wissenschaftliche Erkenntnisse, dass in der Nähe aktiver Gasförderanlagen das Risiko für ein geringes Geburtsgewicht steigt.
  • Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte und Umwelt empfahl in seinem Safe Climate Bericht von 2019 „die Ausweitung der umweltschädlichsten Arten der Gewinnung fossiler Brennstoffe zu verbieten, einschließlich Öl und Gas, das mittels Hydraulic Fracturing (Fracking), gewonnen wird“.

Ist Fracking in Deutschland erlaubt?

Nach langjährigem Widerstand von Bürgerinitiativen, Umweltverbänden, Brauereien und Gewerkschaften hat die Bundesregierung Fracking in Teilen verboten. Mit dem Kunstbegriff des konventionellen Frackings wurde jedoch zugleich ein Schlupfloch für die Nutzung der Fördertechnik geschaffen.

Verboten ist die Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl und Erdgas mittels Fracking in Schiefer-, Ton- oder Mergelgestein sowie Kohleflözgesteinlagerstätten. Vom Verbot ausgenommen wurde jedoch das Fracking in Sandsteinlagerstätten, die als „konventionelle Lagerstätten“ klassifiziert werden – das sogenannte „konventionelle Fracking“ ist also weiterhin erlaubt. Darüber hinaus wurden vier Fracking-Forschungsbohrungen in Schiefergestein genehmigt.

Eine Expert:innenkommission sollte die Bohrungen im Schiefergestein begleiten und bewerten und dazu jährliche Erfahrungsberichte vorlegen. Bislang konnten diese jedoch lediglich auf Grundlage von Literaturauswertungen erstellt werden, da die für entsprechende Forschungsbohrungen in Frage kommenden Bundesländer, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, das Fracking in Schiefergestein ablehnen. Die vorgelegten Berichte stehen in der Kritik, da sie relevante Quellen nicht berücksichtigen.

In ihrem im Juni 2021 vorgelegten Abschlussbericht verweist die Kommission darauf, dass sich mit der Priorisierung des Klimaschutzes die Rahmenbedingungen des Fracking im Schiefergestein mittlerweile erheblich verändert hätten. Deshalb müsse bei der noch anstehenden Überprüfung des aktuellen Rechtsrahmens ein umfassender politischer Abwägungs- und Entscheidungsprozess erfolgen. Hierbei seien neben klimapolitischen Aspekten auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und gesundheitliche Belange zu berücksichtigen.

Welche Auswirkungen hat Fracking auf Umwelt und Gesundheit?

Die Auswirkungen und Risiken der Fracking-Technik sind mittlerweile ausführlich dokumentiert – u.a. in einem wissenschaftlichen Kompendium. Dazu gehören künstliche Erdbeben durch das Verpressen der Förderabwässer, versagende Bohrlochintegrität, Methanleckagen, Luftverschmutzung, ein hoher Wasserverbrauch sowie das reelle Risiko Ackerflächen, Fließgewässer und Gebiete zur Trinkwassergewinnung zu kontaminieren. Diese schwerwiegenden potenziellen Auswirkungen stehen in krassem Gegensatz zu den von Deutschland und der EU beschlossenen Zielen des Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutzes sowie der nachhaltigen Raumordnung und Energiepolitik.

Eine Auswertung der von 2009 bis 2015 veröffentlichten rund 685 Studien und Berichte zum Thema Fracking ergab folgendes Bild:

  • 84 Prozent der Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen wiesen auf potenzielle Risiken für die öffentliche Gesundheit oder tatsächlich beobachtete negative Auswirkungen auf diese hin;
  • 69 Prozent der Studien zur Wasserqualität zeigten ein potenzielles oder tatsächliches Auftreten von Wasserkontamination
  • 87 Prozent der Studien zur Luftqualität wiesen auf erhöhte Luftschadstoffemissionen und/oder eine erhöhte Konzentration von Schadstoffen in der Atmosphäre hin.

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