Glyphosat – Das meistverkaufte Pflanzengift der Welt

Auf fast 40 Prozent der Felder in Deutschland wird Glyphosat eingesetzt. Der massenhafte Einsatz des Totalherbizids schadet Umwelt und Gesundheit.

Massenhafter Glyphosat-Einsatz bleibt nicht folgenlos

2021 wurden knapp 4100 Tonnen Glyphosat alleine in Deutschland verkauft. Dieses Gift findet hauptsächlich in der Landwirtschaft, aber auch in Haus- und Kleingärten sowie auf öffentlichen Flächen Anwendung – mit weitreichenden Folgen für Mensch, Tier und Umwelt.

Verwendung von Glyphosat in Deutschland

In Deutschland ist der Anbau genmanipulierter Pflanzen derzeit nicht erlaubt. Aber auch ohne den Anbau solcher Pflanzen gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Glyphosat. Dies gilt vor allem in der Landwirtschaft aber auch im Obstbau, im Hausgarten, beim Anbau von Weihnachtsbäumen oder auf industriell genutzten Flächen und Bahngleisen.

Familie kauft selbst gesägten Tannenbaum

In vielen Landwirtschaftsbetrieben wird der Acker unmittelbar vor der Aussaat mit Glyphosat unkrautfrei gespritzt. Auch wird das Gift kurz vor der Ernte ausgebracht, um die Abreifung zum Beispiel von Weizen oder Raps zu beschleunigen oder die Ernte zu vereinfachen. Dieses Verfahren, das Sikkation genannt wird, ist in Deutschland inzwischen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt. Auch weitere Anwendungsmöglichkeiten sind seit 2021 nur noch eingeschränkt erlaubt. Ob dies zu einem Rückgang der verkauften Glyphosatmengen geführt hat, lässt sich derzeit noch nicht sagen.

Traktor versprüht Pestizide auf Getreidefeld

Im Hausgartenbereich findet häufig ein illegaler Einsatz von Glyphosat statt: Laut einer vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Umfrage setzen rund 45 Prozent der Kleingärtner:innen und etwa 55 Prozent der Hausgärtner:innen Pestizide ein.  Trotz gesetzlichen Regelungen zeigt die Praxis, dass illegale Anwendungen von Glyphosat weit verbreitet sind, da viele Privatanwender:innen nur mangelhaft oder sehr dürftig bezüglich des Einsatzes und der Toxizität des Mittels beim Kauf beraten werden.

Person versprüht Pestizide in Hausgarten

Erschreckende Verkaufspraktiken von Pflanzengiften in Bau- und Gartenmärkten

Im April 2014 wurden vom Münchner Umweltinstitut stichprobenartig Käufe von glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmitteln wie Roundup in Bau- und Gartenmärkten in München und Umgebung durchgeführt – mit erschreckenden Ergebnissen: entweder hatten die Verkäufer mangelnde oder keine Sachkenntnis und haben somit unzureichend bezüglich der Anwendung von Pflanzengiften beraten; oder aber sie empfahlen die Mittel wissentlich gegen die gesetzlichen Vorschriften. Beides hatte zur Folge, dass es in fast allen Märkten möglich war, diese giftigen Produkte zu kaufen.

Diese Ergebnisse bestärken unsere Forderungen, den Verkauf an Privatpersonen sowie den Einsatz von glyphosathaltigen Mitteln im Haus- und Kleingartenbereich sofort zu stoppen.

Tatsächlich könnte diese Forderung bald Wirklichkeit werden. In einer 2021 vorgenommenen Änderungen in der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ist vorgesehen, dass Glyphosat nicht mehr in Haus- und Kleingärten und auf öffentlichen Plätzen verwendet werden darf. Allerdings gilt dies nicht für Glyphosat-haltige Mittel, die schon vor Inkrafttreten der Änderungen für den Haus- und Kleingartengebrauch und die Verwendung auf öffentlichen Plätzen zugelassen waren. Diese sind auch weiterhin für diese Anwendungsgebiete erlaubt.

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Grenzwerte schützen uns nicht

Statt die Bevölkerung zu schützen werden die Grenzwerte an die jeweilige landwirtschaftliche Realität angepasst. Der Grenzwert für Linsen, dem einzigen Lebensmittel, bei dem in Deutschland Grenzwertüberschreitungen nachgewiesen wurden, hat sich beispielsweise seit 2008 auf das 100-fache erhöht.   Auch bei dem Import genmanipulierter Soja sind die Sicherheitsmaßnahmen nicht ausreichend. So wurden laut Europäischer Lebensmittelbehörde EFSA in Deutschland 2015 nur acht Proben von Sojabohnen aus Ländern, in welchen ohnehin kein gentechnisch verändertes Soja angebaut wird, untersucht.

Glyphosat in unserem Essen

umweltinstitut, hr. bŠr mŸnchen foto: markus gštzfried

Glyphosat gelangt zum einen über gentechnisch verändertes, gegen den Wirkstoff resistentes Soja, das als Futtermittel eingesetzt wird, und zum anderen durch die Glyphosat-Anwendung auf deutschen Äckern in unsere Nahrung. So fand das Umweltinstitut beispielsweise 2016 Rückstände von Glyphosat in den beliebtesten Bieren Deutschlands. Auch in anderen Getreide-Produkten, wie zum Beispiel Brot, Mehl, Haferflocken und Nudeln, wurden laut Öko-Test Glyphosat-Rückstände nachgewiesen.

Glyphosat in unserer Luft

Mitarbeiterin Christine Vogt prüft einen Passivsammler

Pestizide verbleiben nicht ausschließlich dort, wo sie ausgebracht werden, sondern verbreiten sich weit über die Luft. Wenn Ackergifte in nahegelegenen Gewässern, Gärten oder auf dem Nachbarfeld landen, nennt man das Abdrift. Im Rahmen unseres deutschlandweiten Messprojekts „Pestizide in der Luft“ konnten wir außerdem nachweisen, dass sich Glyphosat an Staubkörnern haftend über die Luft verbreitet. Mehr Infos erhalten Sie auf unseren Themenseiten zu Abdrift und Pestiziden in der Luft.

Flugzeug versprüht Pestizide wie Glyphosat auf riesiges Soja-Feld

Gift für Tiere und Umwelt

Seitdem Glyphosat 1974 erstmals auf den Markt kam, hat sich die jährliche Einsatzmenge ca. um den Faktor 265 erhöht. Schätzungen zufolge werden weltweit jährlich etwa 750.000 Tonnen Glyphosat gespritzt. Diese Massen an Pflanzengift gelangen in die Umwelt, den Boden und in Gewässer. Dort verursacht das Totalherbizid eine Reihe von weitreichenden Schäden:

  • Reduktion der Artenvielfalt: Durch das Totalherbizid finden Insekten und Vögeln weniger Nahrung und Lebensraum auf den Äckern. Besonders dramatisch: Durch die Ausbreitung lebensfeindlicher Soja-Monokulturen in Lateinamerika werden artenreiche Lebensräume wie Regenwälder und Savannen vernichtet.
  • Verunreinigung von Gewässern: Durch Glyphosat wird das ökologische Gleichgewicht in Gewässern gestört. Dadurch verändert sich die Zusammensetzung der Wasserlebewesen zum einen durch das reduzierte Nahrungsangebot und zum anderen auch aufgrund der direkt toxischen Wirkungen von Glyphosat auf die Organismen.
  • Verunreinigung von Böden: Glyphosat und seine – wesentlich stabileren – Abbauprodukte reichern sich im Boden an und schädigen das Bodenleben wie zum Beispiel Regenwürmer, fördern krankheitserregende Pilze, beeinträchtigen die Aufnahme von Mikronährstoffen sowie die Krankheitsabwehr der Pflanzen.
  • Gesundheitsgefahr für Tiere: Glyphosat ist für sämtliche wildlebende Tiere schädlich, darunter zum Beispiel für Amphibien, Insekten und Vögel. Auch in den Ställen kann man eine deutliche Zunahme an Tierkrankheiten feststellen, wenn glyphosathaltige Pflanzen verfüttert werden.
  • Starke Zunahme resistenter Unkräuter: Inzwischen haben sich 53 gegen Glyphosat resistente Wildpflanzen auf Millionen von Hektar ausgebreitet, überwiegend dort, wo genmanipulierte, Glyphosat-resistente Pflanzen angepflanzt werden. Dies hat zur Folge, dass immer öfter gespritzt und die Dosierung ständig erhöht wird und immer mehr hoch giftige Herbizide ausgebracht werden.

Kleine Nützlinge in großer Gefahr

Weithin bekannt ist, dass Glyphosat die Pflanzenvielfalt stark beeinträchtigt und somit das Futterangebot von Insekten und anderen Tieren stark reduziert. Denn es beseitigt jedes Grün, ohne Unterschiede zu machen. Doch sehr lange hieß es, dass Glyphosat – anders als die Insektizide, da es nur gegen Unkraut wirken soll – Bienen, Schmetterlingen und anderen Bestäubern nichts anhaben kann. Nun wissen wir, dass das Gegenteil der Fall ist: Glyphosat schädigt Insekten ganz direkt. Dies beweisen immer mehr wissenschaftliche Studien, in denen die toxische Wirkung von Glyphosat auf Bienen, Hummeln, Käfer und andere Insektenarten festgestellt wurde. Glyphosat trägt demnach unmittelbar zum dramatischen Insektensterben bei.

Dies ist vor allem bei Nützlingen, die als natürliche Feinde der Schädlinge von Ackerfrüchten gelten, in doppelter Weise problematisch. Zum einen hat der Rückgang jeder Tierart weitreichende Folgen auf die Artenvielfalt und das gesamte Ökosystem. Zum anderen führt ein Rückgang von Nützlingen dazu, dass zur Bekämpfung von Schädlingen wiederum mehr Pestizide verwendet werden – ein Teufelskreis.

Bald ausgesummt? Die Biene

Tote Bienen

Bienen leisten durch die Bestäubung der Landwirtschaft eine unbezahlbare Hilfe. Auch für diese Nützlinge stellt Glyphosat eine große Gefahr dar. So beeinträchtigt Glyphosat beispielsweise ihre Orientierungs- und kognitiven Fähigkeiten. Auch das Mikrobiom kann geschädigt werden, was zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit führt. Auch kann es zu motorischen Veränderungen, wie einer verminderte Geschwindigkeit und Zittern, kommen. Im schlimmsten Fall können glyphosathaltige Pestizide bis zum Tod der Bienen führen.

Durch Glyphosat geschädigt: Die Florfliege

Eine Florfliege steht auf einer gelben Blüte. Rechts im Bild befindet sich ein Gefahresymbol für Umweltgefahren mit einem Baum und einem toten Fisch drauf.

Florfliegen sind wichtige Nützlinge in häuslichen Gärten und in der Landwirtschaft. Denn die gefräßigen Larven der Florfliegen haben unter anderem Blattläuse auf dem Speiseplan. Eine Studie mit Florfliegen zeigt: Wenn die Larven das glyphosathaltige Mittel „Roundup“ aufnehmen, werden sie massiv in ihrer Entwicklung beeinträchtigt und die Todesrate steigt stark an. Es ist davon auszugehen, dass auch andere Insektenarten auf diese Weise auf Roundup reagieren – und, dass ähnliche glyphosathaltige Mittel ebenso schädlich sind.

Auch in der Erde nicht sicher: Der Regenwurm

Ein weiterer Nützling, für den Glyphosat eine Bedrohung darstellt, ist der Regenwurm. Er ist durch seine Ausscheidungen und das Anlegen von Gängen im Erdreich äußerst wichtig für die Bodenfruchtbarkeit und die Struktur des Bodens. Wissenschaftler:innen konnten beobachten, dass der Reproduktionserfolg und die Aktivität der Regenwürmer drastisch abnahmen, nachdem Glyphosat ausgebracht wurde.

Auch die indirekten Schäden, die auf Glyphosat zurückzuführen sind, sind enorm: Durch die Vernichtung von Beikräutern durch das Totalherbizid wird das Nahrungsangebot für Insekten drastisch dezimiert. Dies hat Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette, da beispielsweise auch Vögel und Fledermäuse durch das Insektensterben weniger Nahrung finden und sich deren Anzahl somit ebenfalls reduziert.

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Mit Bio-Lebensmitteln auf der sicheren Seite

Kaufen Sie Bio-Produkte, denn bei diesen ist die Anwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden und der Einsatz genmanipulierter, glyphosatresistenter Futtermittel verboten. Rückstände von Pestiziden können diese Produkte nur durch Kontamination aus der konventionellen Landwirtschaft enthalten. Durch den Kauf von Bioprodukten leisten Sie einen wichtigen Beitrag dazu, dass diese Gifte nicht in die Umwelt ausgebracht werden.

unverpacktes Gemüse im Laden

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