Glyphosat – Das meistverkaufte Pflanzengift der Welt
Auf fast 40 Prozent der Felder in Deutschland wird Glyphosat eingesetzt. Der massenhafte Einsatz des Totalherbizids schadet Umwelt und Gesundheit.
Massenhafter Glyphosat-Einsatz bleibt nicht folgenlos
2020 wurden ca. 3800 Tonnen Glyphosat alleine in Deutschland verkauft. Dieses Gift findet hauptsächlich in der Landwirtschaft, aber auch in Haus- und Kleingärten sowie auf öffentlichen Flächen Anwendung – mit weitreichenden Folgen für Mensch, Tier und Umwelt.
Der US-Konzern Monsanto, der inzwischen vom deutschen Bayer-Konzern aufgekauft wurde, brachte 1974 das erste Glyphosat-haltige Produkt unter dem Namen Roundup auf den Markt. Glyphosat ist ein Totalherbizid, was bedeutet, dass es alle grünen Pflanzenteile, die damit in Kontakt kommen, tötet. Es wird über die Blätter aufgenommen und hemmt einen lebenswichtigen Stoffwechselprozess in den Pflanzen. Der Einsatz von Glyphosat auf landwirtschaftlichen Nutzflächen war vor der Entwicklung gentechnisch veränderter Pflanzen mit Herbizidtoleranz nur dann möglich, wenn auf dem Acker nicht gleichzeitig Kulturpflanzen wuchsen. Daher ist Roundup als Treiber für die Entwicklung und den Anbau genmanipulierter Pflanzen mit einer Toleranz gegenüber Glyphosat zu sehen. So werden alleine 56% des weltweit eingesetzten Glyphosats im Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen verwendet.
Verwendung von Glyphosat in Deutschland
In Deutschland ist der Anbau genmanipulierter Pflanzen derzeit nicht erlaubt. Aber auch ohne den Anbau solcher Pflanzen gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Glyphosat. Dies gilt vor allem in der Landwirtschaft aber auch im Obstbau, im Hausgarten, beim Anbau von Weihnachtsbäumen oder auf industriell genutzten Flächen und Bahngleisen.
In vielen Landwirtschaftsbetrieben wird der Acker unmittelbar vor der Aussaat mit Glyphosat unkrautfrei gespritzt. Auch wird das Gift kurz vor der Ernte ausgebracht, um die Abreifung zum Beispiel von Weizen oder Raps zu beschleunigen oder die Ernte zu vereinfachen. Dieses Verfahren, das Sikkation genannt wird, ist in Deutschland inzwischen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt. Auch weitere Anwendungsmöglichkeiten sind seit 2021 nur noch eingeschränkt erlaubt. Ob dies zu einem Rückgang der verkauften Glyphosatmengen geführt hat, lässt sich derzeit noch nicht sagen.
Im Hausgartenbereich findet häufig ein illegaler Einsatz von Glyphosat statt: Laut einer vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Umfrage setzen rund 45 Prozent der Kleingärtner:innen und etwa 55 Prozent der Hausgärtner:innen Pestizide ein. Trotz gesetzlichen Regelungen zeigt die Praxis, dass illegale Anwendungen von Glyphosat weit verbreitet sind, da viele Privatanwender:innen nur mangelhaft oder sehr dürftig bezüglich des Einsatzes und der Toxizität des Mittels beim Kauf beraten werden.
Erschreckende Verkaufspraktiken von Pflanzengiften in Bau- und Gartenmärkten
Im April 2014 wurden vom Münchner Umweltinstitut stichprobenartig Käufe von glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmitteln wie Roundup in Bau- und Gartenmärkten in München und Umgebung durchgeführt – mit erschreckenden Ergebnissen: entweder hatten die Verkäufer mangelnde oder keine Sachkenntnis und haben somit unzureichend bezüglich der Anwendung von Pflanzengiften beraten; oder aber sie empfahlen die Mittel wissentlich gegen die gesetzlichen Vorschriften. Beides hatte zur Folge, dass es in fast allen Märkten möglich war, diese giftigen Produkte zu kaufen.
Diese Ergebnisse bestärken unsere Forderungen, den Verkauf an Privatpersonen sowie den Einsatz von glyphosathaltigen Mitteln im Haus- und Kleingartenbereich sofort zu stoppen.
Tatsächlich könnte diese Forderung bald Wirklichkeit werden. In einer 2021 vorgenommenen Änderungen in der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ist vorgesehen, dass Glyphosat nicht mehr in Haus- und Kleingärten und auf öffentlichen Plätzen verwendet werden darf. Allerdings gilt dies nicht für Glyphosat-haltige Mittel, die schon vor Inkrafttreten der Änderungen für den Haus- und Kleingartengebrauch und die Verwendung auf öffentlichen Plätzen zugelassen waren. Diese sind auch weiterhin für diese Anwendungsgebiete erlaubt.
Mogelpackung Zulassungsverfahren
Die Zulassung der Pestizide beruht auf Daten und Studien, die Monsanto und Co. selbst zur Verfügung stellen. Sie sollen die Unschädlichkeit der eigenen Produkte beweisen. In allen Krebsstudien der Hersteller wurden jedoch Tumorbefunde übersehen oder ignoriert. In vier dieser 12 Krebsstudien wurden „hinreichende Beweise für die Karzinogenität“ beschrieben. Auch in fünf Studien an Mäusen von 2012, die von Monsanto in Auftrag gegeben wurden, war ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Glyphosat-Dosis und Tumorhäufigkeit zu erkennen (hier ggf Dokument einpflegen und mit Link hinterlegen:
Obwohl die Hinweise auf Gesundheitsgefahren durch Glyphosat seit Jahrzehnten vorliegen, wurde 2017 die Zulassung um weitere 5 Jahre verlängert. Somit läuft die EU-Zulassung von Glyphosat eigentlich Ende 2022 aus und die Mitgliedstaaten müssen über eine weitere Genehmigung entscheiden. Doch nun verschiebt sich das offizielle Zulassungsende vermutlich, da die EU-Behörden den Zeitplan des Genehmigungsverfahrens, das aktuell läuft, nicht halten können.
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Grenzwerte schützen uns nicht
Statt die Bevölkerung zu schützen werden die Grenzwerte an die jeweilige landwirtschaftliche Realität angepasst. Der Grenzwert für Linsen, dem einzigen Lebensmittel, bei dem in Deutschland Grenzwertüberschreitungen nachgewiesen wurden, hat sich beispielsweise seit 2008 auf das 100-fache erhöht. Auch bei dem Import genmanipulierter Soja sind die Sicherheitsmaßnahmen nicht ausreichend. So wurden laut Europäischer Lebensmittelbehörde EFSA in Deutschland 2015 nur acht Proben von Sojabohnen aus Ländern, in welchen ohnehin kein gentechnisch verändertes Soja angebaut wird, untersucht.
Gift für Menschen
Glyphosat gelangt zum einen über gentechnisch verändertes, Glyphosat-resistentes Soja, das als Futtermittel eingesetzt wird, und zum anderen durch die Glyphosat-Anwendung auf deutschen Äckern in unsere Nahrung. So fand das Umweltinstitut beispielsweise 2016 Rückstände von Glyphosat in den beliebtesten Bieren Deutschlands. Durch die Aufnahme des Totalherbizids über Lebensmittel und auch über die Luft konnte es bereits im menschlichen Blut und in Urin nachgewiesen werden. Auch eine Glyphosat-Belastung der Muttermilch durch belastete Lebensmittel ist nicht auszuschließen.
Die Herstellerfirmen ebenso wie das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung behaupten, dass der Wirkstoff sicher sei. Jedoch gibt es eine Reihe von Studien, die das Gegenteil beweisen. Beispielsweise fand Dr. Andrés Carrasco, ein auf Embryonalforschung spezialisierter Molekularbiologe aus Argentinien, in seinen Forschungsarbeiten Missbildungen an Frosch- und Hühnerembryonen, die auf Glyphosat zurückzuführen waren.
Im März 2015 stufte die internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ ein. In ländlichen Regionen Lateinamerikas, in denen glyphosatresistente Pflanzen angebaut werden, wird Roundup nahezu flächendeckend per Flugzeug versprüht. Menschen, die dort leben, sind dem Gift schutzlos ausgeliefert und berichten von Übelkeit, Kopfschmerzen, Missbildungen bei Neugeborenen und einer überdurchschnittlich hohe Anzahl von Krebserkrankungen.
Gift für Tiere und Umwelt
Seitdem Glyphosat 1974 erstmals auf den Markt kam, hat sich die jährliche Einsatzmenge ca. um den Faktor 265 erhöht . Schätzungen zufolge werden weltweit jährlich etwa 750 tausend Tonnen Glyphosat gespritzt. Diese Massen an Pflanzengift gelangen in die Umwelt, den Boden und in Gewässer. Dort verursacht das Totalherbizid eine Reihe von weitreichenden Schäden:
Verunreinigung von Gewässern: Durch Glyphosat wird das ökologische Gleichgewicht in Gewässern gestört. Daher verändert sich die Zusammensetzung der aquatischen Lebewesen zum Einen durch die direkt toxischen Wirkungen von Glyphosat auf die Lebewesen und zum Anderen auch durch ein verändertes Nahrungsangebot.
Verunreinigung von Böden: Glyphosat und wesentlich stabilere Abbauprodukte reichern sich im Boden an und schädigen das Bodenleben, fördern krankheitserregende Pilze, beeinträchtigen die Aufnahme von Mikronährstoffen sowie die Krankheitsabwehr der Pflanzen .
Schädigung von Tieren: Glyphosat ist für sämtliche wild lebende Tiere schädlich, darunter zum Beispiel Amphibien, Insekten , Regenwürmer und Vögel . Auch in den Ställen kann man eine deutliche Zunahme an Tierkrankheiten beim Einsatz von Glyphosat-haltigen Futtermittelpflanzen feststellen.
Reduktion der Artenvielfalt: Durch das Totalherbizid finden Insekten und Vögeln weniger Nahrung und Lebensraum auf den Äckern. Außerdem werden durch die dramatische Ausbreitung lebensfeindlicher Soja-Monokulturen in Lateinamerika artenreiche Lebensräume, wie Regenwälder und Savannen, vernichtet.
Starke Zunahme resistenter Unkräuter: Inzwischen haben sich 53 Glyphosat-resistente Wildpflanzen auf Millionen Hektar, überwiegend in Anbaugebieten der genmanipulierten Pflanzen, ausgebreitet. Dies hat zur Folge, dass immer öfter gespritzt wird, die Dosierung erhöht wird und immer mehr zusätzliche, hoch giftige Herbizide ausgebracht werden.
Es geht auch ohne Glyphosat
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Mit Bio-Lebensmitteln auf der sicheren Seite
Kaufen Sie Bio-Produkte, denn bei diesen ist die Anwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden und der Einsatz genmanipulierter, glyphosatresistenter Futtermittel verboten. Rückstände von Pestiziden können diese Produkte nur durch Kontamination aus der konventionellen Landwirtschaft enthalten. Durch den Kauf von Bioprodukten leisten Sie einen wichtigen Beitrag dazu, dass diese Gifte nicht in die Umwelt ausgebracht werden.
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