Nach der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 sind manche Pilze und Waldprodukte noch verstrahlt.
Tschernobyl noch nicht gegessen
So hoch ist die radioaktive Belastung von Pilzen und Waldprodukten nach der Tschernobyl-Katastrophe. Die Messergebnisse des Umweltinstituts können Sie hier einsehen.
In den durch den radioaktiven Niederschlag nach der Tschernobyl-Katastrophe belasteten Regionen weisen Wildpilzen und andere Waldfrüchten auch heute noch hohe Werte an künstlicher Radioaktivität auf. In Deutschland sind insbesondere Gebiete in Südbayern betroffen, etwa das Münchner Umland oder Teile der Alpen. Wildschweine, die sich von belasteten Waldfrüchten ernähren, können besonders viel Radiocäsium (Cäsium-137) in sich aufnehmen. Grund für die anhaltende Belastung ist, dass im Waldboden das Cäsium für die Pflanzen und Pilze verfügbar bleibt, weil es nicht wie im Ackerboden an Tonminerale gebunden wird. Dieser Effekt wird durch den Nährstoffkreislauf im Wald (das Pflanzenmaterial verrottet vor Ort) noch verstärkt. Mehr dazu können Sie in unserer Broschüre „Pilze und Wild – Tschernobyl noch nicht gegessen“ nachlesen.
So interpretieren Sie unsere Messwerte
Da sich die Belastung aufgrund der Langlebigkeit von Cäsium-137 (Halbwertszeit 30 Jahre) nur langsam ändert, kann ein Blick in die Messergebnisse der letzten Jahre relevante Informationen liefern. Wichtig ist, dass starke Schwankungen innerhalb von Regionen auftreten können. Dies liegt an den teils sehr kleinräumigen schauerartigen radioaktiven Regenfällen 1986, sowie an anderen Effekten wie etwa Verwehungen vor Ort. Zudem nehmen manche Pilzsorten Radioaktivität stärker auf, als andere. So sind beispielsweise Maronenröhrlinge und Semmelstoppelpilze bei gleicher Bodenkontamination üblicherweise stärker belastet als Steinpilze oder Pfifferlinge. Zur Ansicht in unserer > interaktiven Karte wählen Sie einen 5-Jahreszeitraum aus. Die vollen Datensätze können Sie >herunterladen und nach Herkunft, Probendatum und Sorte filtern.
Interaktive Karte
Hier finden Sie die Messwerte des Umweltinstituts seit 1986. Wählen Sie den entsprechenden Zeitraum, um die Werte einzusehen. Achtung: die Karte hat derzeit einen technischen Fehler und funktioniert nicht. Wir arbeiten daran, das zu beheben. Unsere Messwerte können Sie als Liste herunterladen.
Messwert >600 Bq/kg Cs-137
Messwert >50 Bq/kg Cs-137
Messwert <50 Bq/kg Cs-137
Nutzen Sie unser kostenloses Messprogramm!
Unser Messprogramm ist nur möglich, da uns immer wieder interessierte Menschen Proben zukommen lassen. Von August bis Oktober ist die Messung von Pilzen, Waldbeeren und Wild am Umweltinstitut kostenlos. Für eine Messung werden mindestens 150-250 Gramm pro Pilz-, Beeren- oder Wildfleischsorte benötigt. Die Proben müssen sortenrein sein (keine Mischpilze!) und sollen möglichst genaue Angaben über Herkunft und Funddatum enthalten (siehe Probenblatt).
Sie können während unserer Öffnungszeiten abgegeben oder feuchtigkeitsdicht verpackt per Post geschickt werden. Das Ergebnis wird Ihnen nach der Messung per E-Mail mitgeteilt.
Bitte senden Sie Ihre Probe immer mit dem ausgefüllten Probenblatt ein. Bitte lesen Sie dazu auch unsere Datenschutzerklärung.
Helfen Sie uns
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In den Ländern der Europäischen Union (EU) gilt für Lebensmittel zurzeit ein Grenzwert für die Cäsium-Gesamtbelastung von 600 Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg). Für Milch und Säuglingsnahrung beträgt dieser Wert 370 Bq/kg.
Unabhängige Expert:innen rieten auf Grundlage der Bestimmungen der Strahlenschutzverordnung von 1976 zu Nahrung mit höchstens 30 bis 50 Bq/kg Cäsium-Gesamtaktivität für Erwachsene und mit höchstens 10 bis 20 Bq/kg für Kinder, Stillende und Schwangere. Dabei wurde von einem Anteil von einem Prozent des ebenfalls radioaktiven Strontium-90 bezogen auf den Aktivitätsgehalt an Cäsium-137 in Nahrungsmitteln ausgegangen. Der tatsächliche Strontiumgehalt in der Nahrung liegt jedoch höher, wie Untersuchungsergebnisse zeigen.
Generell gibt es keine Grenze, unterhalb derer Radioaktivität ungefährlich wäre. Deshalb gilt das Minimierungsgebot: So wenig Radioaktivität wie sinnvoll möglich aufnehmen!
Radioaktivität: Wir messen nach!
Messprojekt
Seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 misst das Umweltinstitut Radioaktivität in Umwelt und Lebensmitteln unabhängig von Staat und Atomindustrie.
Solange Nuklearanlagen in Betrieb sind, kann es auch zu Unfällen und der Freisetzung großer Mengen von Radioaktivität kommen. Unsere Messdaten zur Radioaktivität in der Luft veröffentlichen wir daher tagesaktuell.
Wildschweinfleisch kann besonders hoch mit Radioaktivität belastet sein
Wildschweine sind anhaltend mit Caesium-137 radioaktiv belastet
Wegen der anhaltenden Belastung mit radioaktivem Caesium-137 aus dem Tschernobyl-Fallout, muss das Fleisch erlegter Wildschweine in betroffenen Regionen wie etwa Südbayern auf Radioaktivität getestet werden, bevor es in den Handel gelangen darf. Auch die weltweite Verteilung radioaktiver Stoffe aus den oberirdischen Atombombentest der 1950er und 1960er Jahre spielt auch heute noch eine Rolle. Der Grenzwert für die spezifische Aktivität von Caesium-137 beträgt hierbei 600 Bq/kg. Da die Halbwertszeit von Caesium-137 30 Jahre beträgt, und der Stoff im Ökosystem Wald lange biologisch verfügbar bleibt, sind einzelne Werte weit über 10.000 Bq/kg auch heute, viele Jahrzehnte nach Tschernobyl durchaus möglich. Allein in den uns vorliegenden Daten sind Werte bis 27.000 Bq/kg zu finden. Ausreichende Informationen, die für selbstverantwortliches Handeln dringend nötig wären, sind aber weder beim Umweltministerium, noch bei den Jagdverbänden zu bekommen.
Deswegen veröffentlicht das Umweltinstitut seit 2014 die Messungen eines engagierten Bürgers und ehemaligen Strahlenschutzbeauftragten aus Murnau, sowie dessen Rechercheergebnisse zu Daten von über 40 bayrischen Radiocäsium-Messstationen. Die Messwerte könne Sie hier herunterladen. Die angegebenen Werte beziehen sich nicht auf einen Ort, sondern auf den entsprechenden Landkreis. Der Messbereich der eingesetzten Messgeräte reicht meist bis 10 000 Bq/kg. Die tatsächlichen Werte können zum Teil wesentlich höher liegen. Die Werte über 10 000 Bq/ kg wurden mit Gammaspektrometern eines Radioisotopenlabors gemessen. Wegen regionaler Schwankungen und unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten der Tiere von Jahr zu Jahr variiert die tatsächliche Belastung in Wildschweinfleisch sehr stark. In vielen Proben liegt die Belastung unter dem Grenzwert von 600 Bq/kg.
Viele Wildschweine ungeprüft verzehrt
Für nicht verkäufliche Tiere bekommen Jäger nach Vorlage des Messprotokolls eine Entschädigungszahlung. Die Zahl der erlegten Tiere ist allerdings offenbar höher als die der Messungen. Dies weist darauf hin, dass pro Jahr über 10.000 Wildschweine allein in Bayern ohne vorherige Messung verzehrt werden. Was das bedeuten könnte, verdeutlicht eine Beispielrechnung: Der Verzehr von sechs Kilogramm Fleisch mit 3000 Bq/kg Caesium-137 führt zu einer zusätzlichen Strahlendosis von 240 Mikrosievert. Diese Dosis entspricht zwölf Röntgenaufnahmen der Lunge. Die uns vorliedenden Daten legen nahe, dass die jährliche Strahlendosis von Menschen, die sehr viel Wild essen, wie etwa Familien von Jäger:innen deutlich höher liegen könnte.
Unsere Waldproduktmessungen zum Download
Laden Sie hier die vollständigen Datensätze als .xlsx Datei herunter. Mit Tabellenkalkulations-Software (wie etwa Excel) können Sie z.B. nach Sorte, Jahr oder auch Postleitzahl filtern.
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