Industriezone, Stahl-Pipelines, Ventile und Pumpen

Industrie und Gewerbe sind für mehr als die Hälfte des Treibhausgasausstoßes in Deutschland verantwortlich

Dass wir unseren Energiebedarf senken müssen, um die Energiewende zu schaffen, ist zwar wissenschaftlich unumstritten, in der Politik wird derzeit aber hart um ein Energiespargesetz, das so genannte Energieeffizienzgesetz, gerungen. Damit soll ein ordnungsrechtlicher Rahmen geschaffen werden, der den Gesamtenergiebedarf in Deutschland reduziert. Diesen Donnerstag wird das Gesetz zum ersten Mal im Bundestag gelesen.

Wir wollten aus diesem Anlass wissen, wie die Bevölkerung zum Thema Energiesparen steht und haben gemeinsam mit Forsa eine repräsentative Stichprobe von 1000 Bundesbürger:innen befragt.

Eine große Mehrheit (88 Prozent) findet, dass Energiesparen ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz ist. 79 Prozent sind darüber hinaus der Meinung, dass durch Energieeinsparungen sehr viel Geld gespart werden kann. Rund drei Viertel der Befragten (76 %) sind außerdem der Meinung, dass in Deutschland insgesamt noch zu viel Energie verschwendet wird. Unter den demokratischen Parteien ist dieses Bild sehr einheitlich: So finden immerhin 78 Prozent der FDP-Anhänger:innen, dass zu viel Energie verschwendet wird und 89 Prozent der CDU-Anhänger:innen halten Energiesparen für einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Deutsche sehen Industrie in der Pflicht

Drei Viertel der Bundesbürger:innen geben an, in den letzten zwölf Monaten ihren Energieverbrauch im Haushalt verringert zu haben, etwa indem sie den Stromverbrauch reduziert oder energetische Sanierungsmaßnahmen durchgeführt haben. Auf die Frage, welche Akteure künftig noch deutlich mehr tun müssten, um den Energieverbrauch zu senken, nennen die meisten Befragten (76 Prozent) die Unternehmen und die Wirtschaft.

Eine Mehrheit von 63 Prozent fordert dies auch von den Verbraucherinnen und Verbrauchern. 44 Prozent finden, dass die öffentliche Hand künftig deutlich mehr tun muss, um den Energieverbrauch zu senken. Es ist verständlich, dass Menschen nach ihren eigenen Anstrengungen zum Energiesparen jetzt auch die Industrie in der Pflicht sehen, sparsamer mit Energie umzugehen. Allerdings sollte die Vorbildrolle nicht unterschätzt werden, die die öffentliche Hand spielen kann durch Leuchtturmprojekte an Schulen, Krankenhäusern und Behörden.

Auf die Frage, welche Maßnahmen als geeignet befunden werden, um den Energieverbrauch von Industrieunternehmen zu reduzieren, gibt es keine eindeutige Antwort. 58 Prozent halten finanzielle Förderprogramme für zielführend, 49 Prozent befürworten dagegen gesetzliche Vorgaben und Regulierungen. Unverbindliche Energiesparpläne, wie sie im mittlerweile ziemlich aufgeweichten Energieeffizienzgesetz vorgesehen sind, halten 45 Prozent für (sehr) gut geeignet, 52 Prozent dagegen für weniger gut oder schlecht.

Energieeffizienzgesetz dringend notwendig

Finanzielle Förderprogramme, um die Wirtschaft zu mehr Energiesparmaßnahmen zu bewegen gibt es bereits seit langem, etwa Investitionszuschüsse zum Einsatz hocheffizienter Querschnittstechnologien (QST), die Bundesförderung Energie- und Ressourceneffizienz (EEW) oder die Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung. Den sogenannten „efficiency gap”, die vermeidbare Energieverschwendung, konnten diese Förderprogramme allerdings nicht schließen. Noch immer gibt es ein großes Effizienzpotenzial: So könnte die Industrie etwa 44 Prozent ihres Endenergiebedarfs mit standardmäßig verfügbaren Energieeffizienz-Technologien erschließen. Endenergie ist dabei die tatsächlich genutzte Energie, beispielsweise in Form Wärme, Bewegung oder Strom.

Dabei geht es vor allem darum, Wärme effizienter zu nutzen, die zum Beispiel für chemische Reaktionen, zum Trocknen oder Schmelzen verwendet wird. So könnte der Bedarf an Gesamtwärme deutlich sinken, wenn wärmeleitende Bauteile gedämmt würden, Wärme zurückgewonnen oder Abwärme stärker genutzt würde. Hocheffiziente Elektromotoren und Druckluftsysteme sowie die flächendeckende Verwendung von LED-Beleuchtung sind weitere einfache Maßnahmen, mit denen die Industrie ihren Energiebedarf gewinnbringend senken könnte – ohne dabei auf Produktionskapazitäten verzichten zu müssen. Obwohl diese Maßnahmen hochrentabel sind – die Industrie könnte durch deren Umsetzung Geld sparen – werden sie oft nicht umgesetzt, weil sie sich oftmals erst nach einigen Jahren wirtschaftlich lohnen. Der Planungshorizont der Unternehmen ist allerdings oft kürzer.

Eine naturverträgliche Energiewende kann in der durch die Klimakrise vorgegebenen Geschwindigkeit nur gelingen, wenn unser Energiebedarf insgesamt deutlich sinkt – und auch die Industrie Energie effizienter nutzt. Dazu ist das nun endlich im Bundestag diskutierte Energieeffizienzgesetz dringend notwendig. Es muss allerdings konkrete, verbindliche Maßnahmen vorschreiben, damit den Beteuerungen aus Politik und Industrie – und dem Wunsch der Bevölkerung – nun endlich Taten folgen.

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