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Mehr als 70 Organisationen haben einen gemeinsamen Aufruf unterzeichnet, der den Austritt aller Stadtwerke aus dem einflussreichen Lobbyverband „Zukunft Gas“ fordert.

In den letzten Wochen schufen wir eine breite Allianz aus namenhaften zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Greenpeace, Campact und Lobbycontrol, Unternehmen wie der Suchmaschine Ecosia, aber auch zahlreichen lokalen Organisationen. In einem gemeinsamen Aufruf fordern wir die Stadtwerke auf, sich aktiv für den Klimaschutz und eine langfristig bezahlbare und sichere Energie- und Wärmeversorgung in ihren Gemeinden einzusetzen. Die Mitgliedschaft bei „Zukunft Gas“ steht dem diametral gegenüber und muss sofort beendet werden. Viele Stadtwerke verlassen bereits den Verband – gut so! Denn die Gaslobby in Deutschland kämpft erbittert gegen die dringend notwendige Energiewende hin zu einem strombasierten, erneuerbaren Energiesystem.

Der einseitige Einfluss der Gaslobby muss gestoppt werden!

Große Gaskonzerne und Unternehmen wie Eon, Uniper, RWE, EnBW und Wintershall DEA pumpen jährlich riesige Mengen Geld in die Gaslobbyarbeit und drängen die Politik dazu, ihre Geschäfte mit dem fossilen Gas weiter abzusichern. 2021 lagen die Ausgaben der Gasindustrie für Lobbyarbeit in Deutschland bei rund 40 Millionen Euro. Die größten zu Gas arbeitenden Umweltverbände verfügen gemeinsam über einen Bruchteil dieses Lobbybudgets. Solch eine finanzielle Übermacht erschwert progressive Klimaschutzpolitik und zeigt, wie aktiv fossile Lobbyist:innen in Deutschland daran arbeiten, Erdgas als vermeintlich zukunftsfähigen Energieträger darzustellen.

Zukunft Gas als zentraler Akteur gegen die Energiewende

Der Lobby-Verband nimmt im Gaslobby-Netzwerk eine zentrale Rolle ein. Er bündelt die Interessen großer Gaskonzerne und vernetzt diese mit anderen Branchenverbänden der Energiewirtschaft sowie mit Wissenschaftler:innen, Medien und Politiker:innen. Unterstützt durch professionelle Medienagenturen setzte er gezielt das Narrativ von Gas als Brückentechnologie und bewarb Erdgas als vermeintlich klimafreundlichen und kostengünstigen Energieträger. Wir nehmen nicht länger hin, dass ein unter anderem von Stadtwerken finanzierter Verband solche Falschaussagen verbreitet. Die hohe Zahl von Unterzeichner:innen unseres Aufrufs zeigt, dass wir damit nicht alleine stehen.

Die Gasverstrickungen der Stadtwerke 

„Zukunft Gas“ beeinflusst mit seiner starken Pro-Gas-Agenda nicht nur die Politik und Öffentlichkeit, sondern auch die Stadtwerke. Seit der Liberalisierung des Energiesektors haben sich große Energiekonzerne anteilig in die Stadtwerke eingekauft. Viele Stadtwerke sind selbst als Mitglieder aktiv. Wir finden: Dass öffentliche Unternehmen, die der Daseinsvorsorge dienen, Lobbyarbeit für klimaschädliche Energieträger mitfinanzieren, ist ein Widerspruch zu ihrer Gemeinwohl-Verpflichtung. Trotzdem besteht ein Großteil der Mitglieder von „Zukunft Gas“ aus kommunale Versorgungsunternehmen und Stadtwerken. Ihre Mitgliederbeiträge belaufen sich nach Recherchen von Correctiv auf mehrere Millionen Euro. Damit haben sie gemeinsam großen Einfluss darauf, ob der Verband weiter so stark seiner klimaschädlichen Lobbyarbeit nachgehen kann.

Austrittswelle bei Zukunft Gas

Mehrere Stadtwerke verlassen bereits den Lobbyverband. So auch Falk-Wilhelm Schulz, Geschäftsführer der Stadtwerke Tornesch: Sein Stadtwerk ist eines von bislang 22 Stadtwerken, die dem  Lobbyverband  kürzlich den Rücken gekehrt haben. Gegenüber der SHZ konstatiert er: „Auch wenn wir keinen Cent bezahlt hätten, wären wir ausgestiegen“. Seine Meinung zu „Zukunft Gas“ ist klar und deutlich: „Die machen nichts anderes, als Gas schönzureden. Das brauchen wir nicht mehr und das ist auch nicht in Ordnung.“

Wir vom Umweltinstitut werden weiter daran arbeiten, dass auch die verbleibenden Stadtwerke den Gaslobbyverband verlassen.

Pressespiegel

Die Veröffentlichung des gemeinsamen Aufrufes stieß auf ein breites Medienecho: Mehr als ein dutzend lokale und überregionale Zeitungen berichteten. Überregional gab es unter anderem einen ausführlichen Bericht im Magazin Energie & Management sowie einen Artikel im Neuen Deutschland, in dem Henning Peters vom Umweltinstitut München zu Wort kommt. Das Magazin Telepolis widmete sich in einem Feature dem Thema. Außerdem berichteten Lokalzeitungen in Frankfurt, Fürth, Wiesbaden, Haßfurt, HeilbronnFriedrichshafen, Wertheim, Frankenthal, Altenburg, Bad Honnef, Erkrath, der Wetterau und Aschaffenburg .

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