Glyphosat – Das meistverkaufte Pflanzengift der Welt
Glyphosat ist weltweit und auch hierzulande das am häufigsten eingesetzte Pestizid. Der massenhafte Einsatz schadet Umwelt und Gesundheit.
Glyphosat, “Super-Ackergift” und Kassenschlager
Kein anderes Pestizid wird so häufig eingesetzt wie Glyphosat. Das macht den Stoff zum absoluten Liebling von Konzernen wie Bayer-Monsanto: Allein 2020 verdienten die Hersteller weltweit fast 450 Millionen US-Dollar mit dem Verkauf des Gifts.
Der Grund für die große Beliebtheit des Pflanzengifts: Glyphosat wirkt nicht nur gegen bestimmte Unkräuter, sondern es ist eine Art „Super-Ackergift“ – ein sogenanntes Totalherbizid, das jede grüne Pflanze tötet, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Gifteinsatz überlebt. 2023 wurden knapp 2350 Tonnen Glyphosat alleine in Deutschland verkauft; weltweit landen jedes Jahr hunderttausende Tonnen davon in unserer Umwelt.
Gift für Tiere und Umwelt
Der massenhafte Einsatz von Glyphosat ist ein riesiges Problem – denn er treibt das immer schneller fortschreitende Artensterben und den Verlust ganzer Ökosysteme voran!
Kleine Insekten in großer Gefahr
Schon lange ist bekannt, dass Glyphosat die Pflanzenvielfalt stark beeinträchtigt und somit das Futterangebot von Insekten und anderen Tieren stark reduziert. Denn es beseitigt jedes Grün, ohne Unterschiede zu machen. In ohnehin ausgeräumten Agrarlandschaften sind die Folgen dramatisch, da dadurch das Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten noch weiter eingeschränkt wird. Dies wirkt sich letztlich auf die gesamte Nahrungskette aus, da beispielsweise Vögel und Fledermäuse wiederum auf Insekten als Futtergrundlage angewiesen sind.
Lange hieß es, dass Glyphosat – anders als etwa Insektizide – Bienen, Schmetterlingen und anderen Bestäubern nicht unmittelbar schaden kann. Doch inzwischen ist bekannt, dass das Gegenteil der Fall ist: Glyphosat schädigt Insekten auch direkt. Dies beweisen immer mehr wissenschaftliche Studien, in denen die toxische Wirkung von Glyphosat auf Bienen, Hummeln, Käfer und andere Insektenarten festgestellt wurde. Glyphosat trägt demnach unmittelbar zum dramatischen Insektensterben bei.
Bald ausgesummt: Die Biene
Glyphosat schädigt Orientierungssinn, Temperaturanpassung und die kognitiven Fähigkeiten von Honig- und Wildbienen. Auch das Mikrobiom der Tiere kann geschädigt werden, was zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit führt. Im schlimmsten Fall können glyphosathaltige Pestizide so bis zum Tod der Bienen führen.
Durch Glyphosat geschädigt: Die Florfliege
Florfliegen sind wichtige Nützlinge in häuslichen Gärten und in der Landwirtschaft. Denn die gefräßigen Larven der Florfliegen haben unter anderem Blattläuse auf dem Speiseplan. Eine Studie mit Florfliegen zeigt: Wenn die Larven das glyphosathaltige Mittel „Roundup“ aufnehmen, werden sie massiv in ihrer Entwicklung beeinträchtigt und die Todesrate steigt stark an.
Auch in der Erde nicht sicher: Der Regenwurm
Auch für den Regenwurm stellt Glyphosat eine Bedrohung dar. Er ist durch seine Ausscheidungen und das Anlegen von Gängen im Erdreich äußerst wichtig für die Fruchtbarkeit und die Struktur des Bodens. Wissenschaftler:innen konnten beobachten, dass der Fortpflanzungserfolg und die Aktivität der Regenwürmer drastisch abnahmen, nachdem Glyphosat ausgebracht wurde.
Weitere Schäden für die Umwelt:
Reduktion der Artenvielfalt:
Weil das Totalherbizid die Pflanzenvielfalt reduziert, finden Insekten und Vögel weniger Nahrung und Lebensraum auf den Äckern. Besonders dramatisch: Durch die Ausbreitung lebensfeindlicher Soja-Monokulturen in Lateinamerika werden artenreiche Lebensräume wie Regenwälder und Savannen vernichtet. Denn mittels Gentechnik wurde dieses Soja resistent gemacht gegen Glyphosat und wird in der Folge massenhaft mit dem Totalherbizid besprüht, teilweise sogar aus dem Flugzeug.
Verunreinigung von Gewässern:
Durch Glyphosat wird das ökologische Gleichgewicht in Gewässern gestört. Dadurch verändert sich die Zusammensetzung der Gemeinschaft der Wasserlebewesen, zum einen aufgrund des reduzierten Nahrungsangebots und zum anderen aufgrund der direkt toxischen Wirkungen von Glyphosat auf die Organismen.
Verunreinigung von Böden:
Glyphosat und seine – wesentlich stabileren – Abbauprodukte reichern sich im Boden an und schädigen das Bodenleben wie zum Beispiel Regenwürmer, fördern krankheitserregende Pilze und beeinträchtigen die Aufnahme von Mikronährstoffen sowie die Krankheitsabwehr von Pflanzen.
Gesundheitsgefahr für Tiere:
Glyphosat ist für wildlebende Tiere schädlich, zum Beispiel für Amphibien, Insekten und Vögel.
Starke Zunahme resistenter Unkräuter:
Inzwischen haben sich 57 gegen Glyphosat resistente Arten von Wildpflanzen auf Millionen von Hektar ausgebreitet, überwiegend dort, wo genmanipulierte, Glyphosat-resistente Pflanzen angepflanzt werden. Dies hat zur Folge, dass immer häufiger, mit höherer Dosierung gespritzt wird - und dadurch immer mehr hoch giftige Herbizide in unsere Umwelt gelangen.
Gift für Menschen
Doch nicht nur für unsere Umwelt, auch für uns selbst ist Glyphosat gefährlich. Die Herstellerfirmen behaupten zwar immer wieder, dass der Wirkstoff sicher sei. Jedoch gibt es eine Reihe von Studien, die das Gegenteil beweisen.
Im März 2015 stufte die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ ein. Seither sind zahlreiche Studien erschienen, die die krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters bestätigen – und Hinweise liefern, dass die Krebsgefahr noch größer ist als bisher angenommen. Eine Mitte 2025 erschienene Studie des Ramazzini-Instituts stellte fest, dass bereits Dosen weit unterhalb der als „sicher“ eingestuften täglichen Aufnahmemengen das Krebsrisiko signifikant erhöhen. Weitere Studien haben zudem gezeigt, dass Glyphosat das Gehirn und das Nervensystem schädigen kann – es besteht ein Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel Parkinson oder Alzheimer. Glyphosat steht außerdem im Verdacht, das Hormonsystem negativ zu beeinflussen und die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen.
Doch wie gelangt Glyphosat in unseren Körper?
Der menschliche Körper ist dem Totalherbizid sowohl über Rückstände auf Lebensmitteln als auch über die Luft ausgesetzt. Somit konnte Glyphosat bereits im menschlichen Blut und im Urin nachgewiesen werden. Auch eine Belastung der Muttermilch mit Glyphosat ist nicht auszuschließen.
Glyphosat in unserem Essen
Über Rückstände auf Nahrungsmitteln nehmen wir Glyphosat auf. Zahlreiche Lebensmittel sind mit dem Wirkstoff belastet. So fand das Umweltinstitut 2016 Rückstände von Glyphosat in den beliebtesten Bieren Deutschlands. Auch in anderen Getreideprodukten wie zum Beispiel in Brot, Mehl, Haferflocken und Nudeln wurden laut Öko-Test Rückstände von Glyphosat nachgewiesen.
Glyphosat in unserer Luft
Im Rahmen unseres deutschlandweiten Messprojekts „Pestizide in der Luft“ konnten wir nachweisen, dass sich Glyphosat an Staubkörnern haftend über die Luft verbreitet. Nicht nur über die Nahrung, auch über die Atemluft nehmen wir also Glyphosat auf. Mehr Infos erhalten Sie auf unseren Themenseiten zu Abdrift und Pestiziden in der Luft.
Mogelpackung Zulassungsverfahren
Da Glyphosat der meist eingesetzte Pestizidwirkstoff der Welt ist, machen Herstellerfirmen wie Bayer und Cheminova einen dementsprechend hohen Umsatz mit dem Verkauf. So wird für den gesamten Glyphosat-Markt ein globaler Umsatz von 10,6 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2030 prognostiziert. Schon alleine aus diesen Zahlen folgt ein sehr hohes Interesse der Industrie, ihr Produkt weiterhin auf dem Markt zu halten. Vor diesem Hintergrund ist skeptisch zu betrachten, dass die Zulassung von Pestiziden auf Daten beruht, die Bayer-Monsanto und Co. selbst zur Verfügung stellen. Von den Herstellern finanzierte Studien sollen also die angebliche Ungefährlichkeit von Glyphosat beweisen.
Zudem wurde bekannt, dass Studien teilweise von den Agrochemie-Konzernen im EU-Zulassungsverfahren zurückgehalten wurden, die auf erhebliche Gesundheitsgefahren hinweisen. Eine umfassende und objektive Bewertung der Risiken durch die Zulassungsbehörden ist unter diesen Umständen nicht möglich.
Über das Thema der Zulassungsverfahren haben wir 2016 das Video „Dr. Böse macht’s vor: So wirst Du zum Glyphosat-Superschurken“ veröffentlicht. Hier kommen Sie zum Video auf YouTube.
Über eine Million EU-Bürger:innen gegen Glyphosat
Die Verlängerung der Zulassung 2017 war nicht im Sinne eines Großteils der Bevölkerung. Dies zeigt die erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative „Stop Glyphosat“, an der auch das Umweltinstitut beteiligt war: Über 1,3 Millionen Unterschriften wurden für ein Glyphosat-Verbot gesammelt.
Verwendung von Glyphosat in Deutschland
Glyphosat wird in Deutschland vor allem im Ackerbau verwendet: In vielen Betrieben wird der Acker dabei unmittelbar vor der Aussaat mit Glyphosat unkrautfrei gespritzt. Auch wird das Gift kurz vor der Ernte ausgebracht, um das völlige und gleichzeitige Reifwerden (Abreife) aller Ähren auf dem Feld, zum Beispiel von Weizen, zu beschleunigen oder die Ernte zu vereinfachen. Dieses Verfahren, das Sikkation genannt wird, ist in Deutschland inzwischen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt.
Auch im Obstbau, beim Anbau von Weihnachtsbäumen und auf industriell genutzten Flächen wird in Deutschland Glyphosat eingesetzt. Überdies wird Glyphosat im Hausgartenbereich verwendet: Dabei sind illegale Anwendungen von Glyphosat weit verbreitet. Ein Grund dafür ist, dass Privatanwender:innen beim Kauf von Pestiziden häufig nur mangelhaft bezüglich der gesetzlich vorgeschriebenen Regelungen zur Ausbringung beraten werden.
Glyphosat weltweit: Gentechnik
Glyphosat hemmt ein Enzym, das Pflanzen sowie viele Pilze und Bakterien für die Herstellung lebensnotwendiger Aminosäuren brauchen. Glyphosat unterbricht somit den Stoffwechsel der Pflanzen, wodurch sie absterben. Durch eine gentechnische Veränderung im Labor wurden verschiedene Kulturpflanzen (vor allem Mais, Baumwolle und Soja) jedoch gegen Glyphosat resistent gemacht. Dadurch kann beispielsweise gentechnisch verändertes Soja während seines Wachstums mit Glyphosat besprüht werden und überleben, während alle anderen Pflanzen und Unkräuter außen herum absterben.
Bei der Einführung der glyphosat-toleranten Sorten versprachen die Hersteller, dass dadurch weniger Pestizide eingesetzt werden müssten. Denn durch die Kombination glyphosat-resistenter Sorten mit Totalherbiziden wie Glyphosat müsse „nur“ noch ein Breitbandherbizid (Glyphosat) eingesetzt werden statt mehrerer selektiver Herbizide. Doch die verstärkte Nutzung genmanipulierter Sorten ging mit einem massiven Anstieg des Glyphosatverbrauchs einher. Denn der regelmäßige Einsatz von Glyphosat führt dazu, dass Wildpflanzen zunehmend resistent gegen das Ackergift werden. In der Folge wird Glyphosat noch häufiger und in höheren Dosen ausgebraucht – ein Teufelskreis. Um das 15-fache ist der Einsatz des Totalherbizids seit der Einführung von genetisch veränderten, glyphosat-resistenten Pflanzen 1996 weltweit gestiegen. Aus diesem und weiteren Gründen setzen wir uns für ein Verbot von herbizid-resistenten Pflanzen ein.
2023 hat die EU-Kommission trotz massivem Protest aus der Bevölkerung für weitere zehn Jahre zugelassen. Gegen diese skandalöse Entscheidung sind wir gemeinsam mit einen breiten, europäischen Bündnis vor Gericht gezogen. Im sogenannten Great Glyphosate Court Case kämpfen wir dafür, dass die Verlängerung der EU-Zulassung von Glyphosat widerrufen werden muss.
In unserer Argumentation berufen wir uns auf die zahlreichen Defizite in der Arbeit jener Behörden, die für die Zulassung von Glyphosat verantwortlich sind – also der Europäischen Kommission sowie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA). So hat die EU-Kommission unter anderem mehrere erhebliche Datenlücken über die Giftigkeit von Glyphosat für Mensch und Tier, die von der EFSA festgestellt wurden, schlicht ignoriert. Zudem haben die Behörden Erkenntnisse aus der unabhängigen Wissenschaft konsequent verworfen oder deutlich geringer gewichtet als zum Teil jahrzehntealte Studien der Industrie. Darüber hinaus weigert sich die Kommission bis heute, die Toxizität der Mischungen aus dem Wirkstoff Glyphosat und seinen Beistoffen – also der fertigen Formulierungen, wie sie tatsächlich auf den Feldern ausgebracht werden – zu bewerten.
Unterstützen Sie die Klage!
Unsere Klage gegen die Zulassung von Glyphosat ist aufwändig und teuer. Helfen Sie uns mit einer Spende, den wichtigen Prozess weiterzuführen und den Druck auf EU-Behörden und Politik zu erhöhen, Glyphosat endlich zu verbieten.
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Glyphosat - Schluss mit dem Supergift!
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