EU-Behörde verharmlost Glyphosat-Gefahren
Immer mehr unabhängige Studien belegen die Risiken von Glyphosat. Dennoch sieht die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Zusammenhang mit dem Ackergift keine „kritischen Problembereiche“ im Hinblick auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt. Die deutsche Bundesregierung kann sich indes nicht einmal zu einem „Nein“ für die EU-Wiederzulassung von Glyphosat durchringen.
Sophia Guttenberger · Lesezeit: 3 min 30 sec
Außerdem konnten Wissenschaftler:innen die direkt toxische Wirkung von Glyphosat auf Insekten, Amphibien und andere Wildtiere mittlerweile mehrfach nachweisen und damit die Behauptung der Hersteller widerlegen, Glyphosat würde ausschließlich Unkraut schädigen. Darüber hinaus ist bereits lange bekannt, dass Glyphosat zum rapide voranschreitenden Artensterben maßgeblich beiträgt: Indem das Gift unterschiedslos jedes Grün beseitigt, reduziert es das Futterangebot von Insekten drastisch. Dies bringt wiederum andere Tiere wie etwa Vögel und Fledermäuse in Bedrängnis, die auf Insekten als Futtergrundlage angewiesen sind. Somit greift Glyphosat erheblich in Nahrungsketten und damit in ganze Ökosysteme ein.
Lobbyinteressen vor Umwelt- und Gesundheitsschutz
Dass die EFSA trotz dieser erdrückenden Studienlage Glyphosat Harmlosigkeit bescheinigt, lässt vermuten, dass sich die Behörde einseitig auf die Studien stützt, die von der Pestizidindustrie finanziert wurden. Deren Objektivität ist allerdings mehr als zweifelhaft, da die Herstellerkonzerne eigene Interesse verfolgen, um ihr Produkt weiter verkaufen zu dürfen. Wie kritisch von der Industrie in Auftrag gegebene Studien zu sehen sind, hat kürzlich eine Untersuchung der Stockholm University gezeigt: Wissenschaftler:innen konnten nachweisen, dass Konzerne wie Syngenta und Bayer in Zulassungsverfahren Studien zurückgehalten haben, die Entwicklungsstörungen bei Föten und Kindern nachwiesen.
Die Einschätzung der EFSA ist nicht nachvollziehbar. Die einzig logische Konsequenz aus all diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen kann nur sein, dass dieser Stoff sofort aus dem Verkehr gezogen wird. Doch hier werden eindeutig die Interessen der Pestizidindustrie bedient – auf Kosten von Mensch und Umwelt.
Bundesregierung bekennt sich nicht zum Glyphosat-Aus
Auch der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir kritisiert die Bewertung der EFSA: „Wir sehen eine Verlängerung auf EU-Ebene sehr kritisch und als nicht gerechtfertigt an“, ließ das Landwirtschaftsministerium verlauten. Denn die Auswirkungen auf die Artenvielfalt seien von der EU-Behörde nicht berücksichtigt worden. Trotz dieser unmissverständlichen Kritik an der EFSA-Bewertung hat die deutsche Bundesregierung sich bisher nicht dazu bekannt, bei der anstehenden Abstimmung über die EU-Wiederzulassung von Glyphosat mit „Nein“ zu stimmen. Und das, obwohl die Ampelregierung im Koalitionsvertrag angekündigt hat, Glyphosat in Deutschland ab 2024 zu verbieten. Allem Anschein nach kann sie das Versprechen eines nationalen Komplett-Verbots aufgrund von EU-Recht nur schwer einlösen, wenn Glyphosat in der EU weiter zugelassen bleibt. Daher erwarten wir, dass die Bundesregierung endlich Konsequenz an den Tag legt und sich klar dazu bekennt, gegen eine Wiederzulassung von Glyphosat in der EU zu stimmen!
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