20230427 aktuelle meldung landwirtschaft substitutionskandidaten image c mike mareen adobestock

Pestizide, deren Zulassung gerade um ein Jahr verlängert wurde:

  • Folpet (Fungizid, in DE zugelassen): Kann vermutlich Krebs erzeugen und gehört gemäß unseren Messungen zu den meist verbreiteten Pestiziden.
  • Cycloxydim (Herbizid, in DE zugelassen): Kann vermutlich das Kind im Mutterleib schädigen.
  • Dimethomorph (Fungizid, in DE zugelassen): Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • Metazachlor (Herbizid, in DE zugelassen): Kann vermutlich Krebs erzeugen.
  • Metalaxyl (Fungizid, in DE zugelassen; Substitutionskandidat): Schädlich für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.
  • S-Metolachlor (Herbizid, in DE zugelassen): Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung, gehört zu den meist verbreiteten Pestiziden.
  • Captan (Fungizid, in DE zugelassen): Kann vermutlich Krebs erzeugen.
  • Proquinazid (Fungizid, in DE zugelassen): Kann vermutlich Krebs erzeugen.
  • Fluopicolide (Fungizid, in DE zugelassen; auch für Privatanwendung; Substitutionskandidat): keine Informationen zur Gefahrenklassifizierung in der EU-Pestiziddatenbank. 
  • Aclonifen (Herbizid, in DE zugelassen; Substitutionskandidat): Kann vermutlich Krebs erzeugen und gehört zu den meist verbreiteten Pestiziden.
  • Paclobutrazol (Wachstumsregulator, in DE zugelassen; Substitutionskandidat): keine Informationen zur Gefahrenklassifizierung in der EU-Pestiziddatenbank. 
  • Metribuzin (Herbizid, in DE zugelassen; Substitutionskandidat): Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.
  • Diclofop (Herbizid, keine Zulassung in DE; Substitutionskandidat): keine Informationen zur Gefahrenklassifizierung in der EU-Pestiziddatenbank. 
  • Flurochloridone (Herbizid, keine Zulassung in DE; Substitutionskandidat): Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und kann das Kind im Mutterleib schädigen.
  • Metam (Breitbandwirkung, keine Zulassung in DE; Substitutionskandidat): Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Derzeit sind über 50 Pestizidwirkstoffe, die in der EU eingesetzt werden dürfen, als Substitutionskandidaten eingestuft. Doch das Ziel, diese Ackergifte zu ersetzen, wurde bisher nicht erreicht. Ein 2022 erschienener Bericht von PAN Europe zeigt, dass sogar das Gegenteil der Fall ist. Er belegt: Europäisches Obst und Gemüse ist zunehmend mit diesen schädlichen Pestiziden belastet. Kein Wunder, denn bereits im vergangenen Jahr wurden die EU-Zulassungen von mehr als einem Dutzend Substitutionskandidaten, auch unter der Zustimmung der deutschen Bundesregierung, um ein Jahr verlängert.

Gängige Praxis: Verlängerung von ausgelaufenen Zulassungen

Leider kommt es häufig vor, dass besonders problematische Pestizide weiterhin auf unseren Äckern landen, obwohl die EU sie bereits als Substitionskandidaten eingestuft hat und ihre Genehmigung eigentlich ausgelaufen wäre. Die Herstellerfirmen wollen ihre Produkte jedoch weiterhin auf dem europäischen Markt verkaufen; sie beantragen neue Genehmigungen. Und auch wenn alles gegen jede weitere Zulassung spricht, müssen die zuständigen Behörden die Risiken der Wirkstoffe dann offiziell neu bewerten. Auf Basis dieser Risikobewertung müssen dann die EU-Mitgliedsstaaten gemeinsam entscheiden, ob ein Pestizid weiterhin zugelassen wird oder nicht.

Doch in vielen Fällen kommt es gar nicht dazu: Häufig liefern die Behörden die neue Risikobewertung nicht rechtzeitig, bevor die alte Zulassung ausläuft. In solchen Fällen ist es leider üblich, dass die Mitgliedsstaaten die auslaufenden Genehmigungen ohne Neubewertung verlängern. Eine solche sogenannte „formale“ Verlängerung wird in der Regel zunächst für ein Jahr erteilt. Die Mitgliedsstaaten reden sich dabei damit hinaus, dass sie der formalen Verlängerung zustimmen müssten: Denn die EU-Kommission könne von den Herstellerkonzernen verklagt werden, wenn deren Produkte trotz fehlender Risikobewertung nicht weiter zugelassen werden. Dass es jedoch in der Tat möglich ist, auch bei einer formalen Verlängerung nicht für diese zu stimmen, hat die deutsche Bundesregierung bei der Abstimmung über die Verlängerung der Genehmigung von Glyphosat mit einer Enthaltung deutlich gezeigt.

Aus dem Abstimmungsergebnis geht jedoch hervor, dass die deutsche Bundesregierung sich diesmal nicht enthalten, sondern für die Zulassungsverlängerung der oben aufgeführten gefährlichen Pestizidwirkstoffe gestimmt hat.

Hochgefährliche Pestizide vom Markt!

Dass Pestizide, die unsere Gesundheit oder die Umwelt gefährden, überhaupt ausgebracht werden dürfen, ist an sich schon haarsträubend. Dass viele dieser Ackergifte weiter eingesetzt werden, obwohl ihre offizielle Zulassung in der EU bereits abgelaufen ist, kommt noch verschärfend dazu. Das behördliche Verschleppen der fälligen Risikobewertungen von hoch gefährlichen Pestiziden muss also umgehend ein Ende haben. Außerdem dürfen sich die EU-Mitgliedsstaaten, darunter die deutsche Bundesregierung, nicht weiter auf der Ausrede ausruhen, dass sie einer formalen Verlängerung zustimmen müssen!

Mehr zum Thema

Mehr Informationen über die Gefahren von Pestiziden finden Sie hier:

Pestizide

Gifte in unserer Umwelt

Was sind Pestizide? Warum werden sie eingesetzt? Und warum sind die Folgen des Einsatzes so dramatisch für Mensch und Umwelt? Wir liefern Antworten.

Mehr lesen

So können Sie gegen Pestizide kämpfen:

Pestizide – unser Infomaterial-Paket zum Bestellen

Jetzt bestellen!

Alles was sie brauchen um sich selbst und andere zu informieren! Unser Info-Paket zu Pestiziden mit Broschüren, Aufklebern, Plakate und mehr.

Jetzt bestellen!
Jetzt bestellen!
32.845/40.000 Einträge

NRW: Kein Gift in Schutzgebieten

Jetzt mitmachen!

Durch Ausnahmen von den Regeln zum Insektenschutz gefährdet die NRW-Landesregierung bedrohte Wildbienen, Schmetterlinge und Co. Dagegen protestieren wir!

Jetzt mitmachen!
Jetzt mitmachen!

Weitere Meldungen zum Thema

EU-Pestizidreduktion: Irreführende Berechnungsmethode

Landwirtschaft

– Die Pläne der EU-Kommission klingen erst mal gut: Sowohl die eingesetzte Menge als auch das Risiko von Pestiziden sollen bis 2030 um die Hälfte reduziert werden. Doch die Art und Weise, wie diese Pestizidreduktion gemessen werden soll, ist völlig ungeeignet. Erst kürzlich kritisierte auch das deutsche Umweltbundesamt die geplante Bewertungsmethode als irreführend.

EU-Pestizidreduktion: Irreführende Berechnungsmethode

Pestizide aus der Landwirtschaft gefährden Bäche

Landwirtschaft

– Die Hauptursache für hohe Pestizidrückstände in deutschen Bächen ist die Pestizidanwendung auf umliegenden Äckern. Das belegt ein aktueller Bericht des Umweltbundesamts. Die Erkenntnisse untermauern unsere Forderung nach einer umfassenden Offenlegung der Pestizideinsatzdaten aus der Landwirtschaft.

Pestizide aus der Landwirtschaft gefährden Bäche

Pestizide: Wie Gesundheitsgefahren verschwiegen wurden

Landwirtschaft

– Mehrere Agrochemie-Konzerne wie Syngenta und Bayer/Monsanto haben im EU-Zulassungsverfahren von diversen Pestizidwirkstoffen Studien zurückgehalten, die auf erhebliche Gesundheitsgefahren hinweisen. Wir fordern: Die Zulassung der betroffenen Mittel muss gestoppt werden, bis eine umfassende Bewertung vorliegt!

Pestizide: Wie Gesundheitsgefahren verschwiegen wurden
Zurück nach oben