Atom-Hype – Gescheiterte Versprechen einer Renaissance
Spätestens seit den Atomkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima ist klar, dass auch von der sogenannten „friedlichen“ Nutzung der Atomenergie enorme Schäden ausgehen können, wenn ein unvorhergesehener Unfall passiert. Doch die Anti-Atom-Bewegung gab es schon lange davor: Seit den 1970er Jahren prägte sie die sozialen Bewegungen in Deutschland und führte letztlich zum parteiübergreifenden Atomausstiegsbeschluss von 2011. Die Behauptung, Atomkraft könne fossile Energieträger ersetzen, erwies sich schon früh als nicht haltbar. Zu teuer, zu langsam im Ausbau, zu gefährlich – all das waren Gründe, warum erneuerbare Energien zunehmend in den Fokus rückten. Bereits 2007 setzte sich das Umweltinstitut auf der Weltklimakonferenz in Bali dafür ein, dass Klimaschutz ohne Atomkraft möglich und nötig ist.
Schon in den frühen 2000er Jahren, vor der Fukushima-Katastrophe, stagnierte der Ausbau der Atomenergie wegen der hohen Kosten weltweit. Die Erzählung einer „Renaissance der Atomkraft“ sollte Investitionen anlocken. Nach Fukushima wurden Sicherheitsstandards verschärft, was die Baukosten weiter in die Höhe trieb. Die Ankündigung sogenannter „Generation IV“, die effizienter und sicherer sein sollten, erfüllte sich nie. Kein Konzept konnte alle Versprechen gleichzeitig halten.
Inzwischen gilt die neue Atomhoffnung den sogenannten Small Modular Reactors (SMR). Sie sollen durch kleinere Reaktoren günstiger und sicherer sein – doch durch geringere Sicherheitsauflagen entstehen neue Risiken, und die Kostenersparnis ist fraglich.
Trotzdem setzen einige Tech-Milliardäre und KI-Unternehmen auf die Idee von Mini-Atomreaktoren, um den gigantischen Energieverbrauch von Serverfarmen zu decken und dafür auch Unterstützung in Regierungen zu erhalten. Bisher bleibt dies jedoch ein Nischenprojekt mit ungewisser Zukunft.
Ein Blick in den jährlich erscheinenden World Nuclear Industry Status Report zeigt: Die viel beschworene „Renaissance der Atomkraft“ ist bislang ausgeblieben. Während erneuerbare Energien exponentiell wachsen, fließen nur marginale Investitionen in neue Atomkraftwerke.
Für den Klimaschutz bedeutet das: Wir brauchen nicht nur den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien, sondern auch mehr Energieeffizienz und wo nötig Sparsamkeit vor allem in der Industrie. Denn die sauberste und günstigste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird.