Pestizide im Apfelanbau: Ein reales Problem
Der neue Tatort „Letzte Ernte“ auf einem Biohof im Alten Land rückt ein reales Problem ins Zentrum: den Einsatz von Pestiziden im Apfelanbau. Der Film spielt zwischen malerischen Reetdach-Höfen und riesigen Apfelplantagen und thematisiert unter anderem die hohen Folgekosten des Einsatzes von Pestiziden für Mensch und Umwelt. Vor dem Hintergrund unserer eigenen Erfahrungen mit Apfelanbau, Pestiziden und Klagen ordnet unsere Landwirtschaftsreferentin Sophia Guttenberger die Geschehnisse des Films ein und erklärt, warum Pestizide im Apfelanbau nicht nur ein Krimi-Thema sind, sondern eine reale und dringende Umwelt- und Gesundheitsfrage.
Veronika Feicht · Kampagnenteam Landwirtschaft
Beitrag teilen
Der Tatort "Letzte Ernte" spielt vor der Kulisse von Apfelplantagen, Pestiziden und deren Risiken für Mensch und Umwelt.
Im Tatort geht es auch um gesundheitliche Gefahren von Pestiziden. Ist auch das ein reales Problem?
Ja, absolut. Mehrere der im Apfelanbau eingesetzten Pestizide, die in den Spritzprotokollen aus dem Vinschgau dokumentiert sind, gelten als „vermutlich fortpflanzungsschädigend“ wie zum Beispiel Penconazol, Fluazinam und Phosmet. Wirkstoffe wie Bupirimat, Glyphosat und Captan stehen außerdem im Verdacht, krebserregend zu sein. Unter anderem Captan fanden wir auch bei unseren Messungen auf Äpfeln aus dem Alten Land. Der Einsatz von Pestiziden ist also durchaus mit Gefahren für die Gesundheit verbunden. Der Film greift das auf: Eine der Hauptfiguren kämpft darum, dass der Lymphdrüsenkrebs ihres Mannes als Berufskrankheit anerkannt wird. In der Realität ist es so, dass das „Parkinson-Syndrom durch Pestizide“ vor kurzem in Deutschland offiziell als Berufskrankheit von Landwirt:innen anerkannt ist. In Frankreich ist dies übrigens schon deutlich länger der Fall. Das ist ein wichtiger Schritt, der aber längst nicht ausreicht.
Im Film wird der Lymphdrüsenkrebs von seiner Familie auf seinen jahrelangen Einsatz von Glyphosat zurückgeführt. Gibt es diesen Zusammenhang wirklich?
In der Realität ist es schwierig, eine Erkrankung auf einen bestimmten Wirkstoff zurückzuführen. Gerade Landwirt:innen sind häufig einem ganzen Pestizidcocktail ausgesetzt. Doch unter Laborbedingungen konnte das krebserregende Potential von Glyphosat mehrfach nachgewiesen werden. Die Weltgesundheitsorganisation stuft das Ackergift schon seit langem als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Und erst kürzlich wurden die Ergebnisse einer Langzeitstudie veröffentlicht, die zeigen: Glyphosat kann bereits in sehr geringen Mengen, die bisher offiziell als sicher gelten, Krebs auslösen. Deswegen fordern wir aktuell von Landwirtschaftsminister Alois Rainer, den Einsatz in Deutschland endlich umfassend zu verbieten.
Jetzt spenden!
Mit Ihrer Unterstützung können wir die Menschen weiter über den hohen Pestizideinsatz im Apfelanbau aufklären und umweltfreundliche Alternativen voranbringen.
Werden Sie jetzt aktiv:
Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren - machen Sie bei unserer Aktion gegen Glyphosat teil oder informieren Sie sich und andere über die Gefahren von Pestiziden.