Wohnhäuser mit Solaranlagen auf den Dächern.

Die in Paris vereinbarte Obergrenze für die Erderwärmung ist schon gefährlich nah

Als im Jahr 2015 das Pariser Klimaabkommen beschlossen wurde und die internationale Gemeinschaft sich darauf einigte die Erderwärmung auf 2°C, möglichst 1,5°C zu begrenzen, lag die globale Erderwärmung schon bei etwa 1°C. Heute liegt sie bereits bei 1,2°C.

Während die Erderwärmung zunimmt, steigen auch die globalen Treibhausgasemissionen weiter. Das vergangene Jahrzehnt hat die größten Emissionen in der Geschichte der Menschheit verzeichnet. Die globalen Emissionen 2019 lagen 54 Prozent über den Werten von 1990 – und das in einer Zeit, in der die Klimakrise wild um sich schlägt und die Weltgemeinschaft ihre Emissionen schon deutlich reduzieren müsste.

Die Welt befindet sich auf einem Pfad hin zu einer Erwärmung von 2,4°C, wenn alle Länder ihre selbstgesteckten Ziele auch einhalten. Die aktuell bestehenden Maßnahmen setzen die Welt allerdings auf einen Pfad, der zu einer Erwärmung von 3,2°C führen würde. Der neue Bericht des Weltklimarats zeigt: Wir müssen jetzt drastische Maßnahmen ergreifen, um die Welt auf einen 1,5°C Pfad zu bringen. Die technologischen und sozialen Potenziale sind da, es fehlt nur die politische Umsetzung.

Warum erscheinen zur Zeit so viele IPCC-Berichte?

Alle fünf bis sechs Jahre veröffentlicht der Weltklimarat (IPCC) einen neuen Sachstandsbericht, der den aktuellen Stand der Klimawissenschaft widerspiegelt. Dieser erscheint normalerweise gebündelt in einem einzelnen Bericht. Aufgrund der Corona-Pandemie kam es beim sechsten Sachstandsbericht – der 2021 veröffentlicht werden sollte – zu Verzögerungen, weshalb der Bericht dieses Mal in einzelnen Kapiteln erscheint.

Das Kapitel der Arbeitsgruppe 1 (Physikalische Grundlagen) erschien im August 2021, die Arbeitsgruppe 2 veröffentlichte ihr Kapitel (Klimafolgen und -anpassung) im Februar 2022 und die Arbeitsgruppe 3 hat ihr Kapitel (Klimawandel eindämmen) im April 2022 veröffentlicht. Im September 2022 wird der Synthesebericht des sechsten Sachstandsberichts erscheinen.

Was jetzt geschehen muss

Um innerhalb der Grenzen des Pariser Abkommens zu bleiben, müssen die globalen Emissionen bis spätestens 2025 ihren Höhepunkt erreichen und dann beginnen zu sinken. Um die Welt auf einen 1,5-Grad-Pfad zu bringen, müssen die globalen Emissionen bis 2030 um mindestens 43 Prozent gegenüber 2019 zurückgehen und 2050 dann die Treibhausgas-Neutralität erreicht werden. Das bedeutet, dass wir aufhören müssen fossile Energien – die aktuell 64 Prozent der globalen Emissionen verantworten – zu verbrennen, aber auch einen grundlegenden Wandel in unserer Gesellschaft. Neben dem Energiesektor, wo Kohle, Gas und Öl zur Erzeugung von Wärme und Strom genutzt werden, müssen die großen Emissionsreduktionen in den Bereichen Industrie und Verkehr erfolgen.

Der Energiesektor verantwortet etwa 34 Prozent  der globalen Emissionen, doch hier lassen sich Emissionen auch besonders leicht verhindern. Die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen ist bei der Emissionsverminderung im Energiesektor besonders wichtig. Sonne und Wind können in Kombination mit Speichertechnologien billig und verlässlich sauberen Strom produzieren. Seit 2010 ist der Preis von Solarstrom um 85 Prozent gesunken und der von Windstrom um 55 Prozent. Heizen können wir mit Wärmepumpen und Solarthermie. Durch die Umstellung auf erneuerbare Energien wird nicht nur die produzierte Energie sauber, sondern auch die Luft: der IPCC-Report zeigt, dass eine Abkehr von fossilen Brennstoffen die Luftqualität massiv verbessern wird.

In der Industrie können Emissionen besonders durch die Steigerung der Effizienz in der Resourcennutzung sowie in Produktionsprozessen verhindert werden. Außerdem hilft die Einführung einer Kreislaufwirtschaft und – wo möglich – die Elektrifizierung von industriellen Prozessen.

Viel Potential im Verkehrssektor

Der Verkehrssektor ist auch in Deutschland seit jeher ein Sorgenkind. Doch er beherbergt auch massive Potentiale zur Emissionsreduktion. Der Verkehr muss zukünftig klimaneutral sein, möglichst elektrisch. Hierbei sind besonders der Ausbau von Fahrrad- und ÖPNV-Infrastruktur zu betonen. Fahrräder sind ein inhärent klimaneutrales Fortbewegungsmittel und auch elektrische Busse und Züge können die Fortbewegung klimaneutral und bequem machen.

Was der IPCC in seinem Bericht beschreibt, gleicht der grundlegenden Neuaufstellung unserer Gesellschaft. Nicht nur Kohlekraftwerke – die wir in unserem Alltag kaum wahrnehmen – müssen abgeschaltet werden, auch unsere Gewohnheiten müssen sich ändern. Wir müssen unseren Energieverbrauch reduzieren und uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen. Besonders aber müssen wir die Vorstellung, dass Konsum Wohlstand bedeutet, loslassen.

Sammlung von Unterschriften für die Initiative

Ihr Beitrag zur Klimawende

Trotz all dieser Informationen und der schon seit Jahren schmerzhaft spürbaren Folgen der Klimakrise unterlassen es die Staatsregierungen noch immer, angemessene Maßnahmen zu ergreifen. Solange sich das nicht ändert, müssen wir Druck von unten machen! Seit inzwischen fünf Jahren tun wir genau das, indem wir Menschen aus ganz Deutschland bei der Durchführung von Klima-Bürgerbegehren unterstützen. So krempeln wir fossile Stadtwerke um, schalten Kohlekraftwerke ab und machen den Ausbau von nachhaltigen und gesundheitsfördernden Verkehrsinfrastrukturen zur Priorität.

Viele Initiativen – von Köln bis Berlin, Hannover bis München – waren bereits erfolgreich, in Flensburg geht es bald in die heiße Phase der Unterschriftensammlung und auch außerhalb der Städte, in vielen kleineren Gemeinden bewegt sich etwas. Bei all diesen Gruppen haben wir die Erfahrung gemacht, dass es nur ein paar wenige Menschen braucht, um ein Team aufzubauen und ein erfolgreiches Bürgerbegehren in die Wege zu leiten. Jeder und jede kann das leisten, davon sind wir überzeugt!

Lassen Sie uns diesen Weg zusammen weitergehen. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf und wir beraten Sie zu den Möglichkeiten eines Klima-Bürgerbegehrens in Ihrer Stadt oder Gemeinde. Kommen Sie außerdem gerne vom 10. – 12. Juni zur Klimawende von unten Konferenz im Lebensbogen bei Kassel. Dort lernen Sie die Grundlagen der Energie-, Wärme-, und Verkehrswende und können mit Gleichgesinnten die ersten Schritte der Klimawende bei Ihnen vor Ort planen.

Weiterführende Links:
> Webseite unseres Projekts Klimawende von unten
> Der Climate Action Tracker zur Verfolgung von Klimaschutzambitionen aller Länder der Welt

Weitere Meldungen zum Thema

Klimaschutz ist Kinderschutz

Energie und Klima

– Die aktuelle Flutkatastrophe in Spanien gibt einen bitteren Vorgeschmack, wohin die Klimakrise uns führt. Unsere Kinder werden die Hauptleidtragenden dieser Entwicklung sein und sind es teilweise schon heute. Es ist Zeit für ein radikales Umdenken weg von der kurzfristigen Profitorientierung, wenn wir ernsthaft Klimaschutz betreiben und langfristige Lösungen finden wollen.

Klimaschutz ist Kinderschutz

Energieverschwendung: Umweltinstitut fordert im Bundestag strengere Vorgaben

Energie und Klima

– Anfang Oktober fand im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens eine öffentliche Anhörung im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie statt. Unser Referent Dr. Leonard Burtscher war eingeladen, Stellung zu beziehen.

Energieverschwendung: Umweltinstitut fordert im Bundestag strengere Vorgaben

Gute Nachricht: Sulfurylfluorid wird teilweise verboten

Energie und Klima, Landwirtschaft

– Lange schon kämpfen wir gegen das extrem klimaschädliche und giftige Gas Sulfurylfluorid. Nun gibt es endlich einen Teilerfolg: Aus Vorsorge hat die EU-Kommission das Klimagift als Biozid verboten. Noch bleibt die Zulassung als Pestizid.

Gute Nachricht: Sulfurylfluorid wird teilweise verboten
Zurück nach oben