Pendimethalin: Die Gefahr aus der Luft

Pendimethalin: Gefährlich und weit verbreitet

Das Pflanzengift Pendimethalin hat viele Ähnlichkeiten mit dem gefährlichen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Besonders beunruhigend: Das Pestizid bleibt nicht dort, wo es ausgebracht wurde, sondern lässt sich noch kilometerweit davon entfernt in hohen Konzentrationen nachweisen.

Was ist Pendimethalin?

Pendimethalin ist ein Herbizid, das ähnlich wie das „Super-Gift“ Glyphosat in der konventionellen Landwirtschaft zur Bekämpfung von Unkräutern eingesetzt wird. Derzeit sind in Deutschland 15 Pendimethalin-haltige Produkte zugelassen, unter anderem für den Einsatz bei Erdbeeren, Kern- und Steinobst, Fenchel, Spargel, Weizen, Raps und Mais. Mit einem Absatz von rund 665 Tonnen (im Jahr 2023) gehört Pendimethalin zu den am häufigsten eingesetzten Pestiziden in Deutschland.

Gift für unsere Gesundheit

Pendimethalin birgt eine Reihe ernsthafter Gesundheitsrisiken:

  • In den USA wird Pendimethalin von den Behörden als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft..
  • In der EU gilt Pendimethalin als vermutlich schädlich für das ungeborene Kind.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass das Ackergift in das menschliche Hormonsystem eingreifen kann.
  • Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass der Stoff das Erbgut schädigen kann.
  • Studien legen auch einen Zusammenhang zwischen einer Exposition gegenüber Pendimethalin und einem erhöhten Risiko für Nierenschäden nahe.

Gift für Tiere und Umwelt

Pendimethalin schadet nicht nur der menschlichen Gesundheit, sondern hat auch negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt.

  • Das Pestizid ist sehr giftig für Wasserorganismen. Gleichzeitig wird es auch in Gewässern nachgewiesen.
  • Pendimethalin kann die Fortpflanzungsfähigkeit von Vögeln beeinträchtigen.
  • Bei Insekten wie Käfern und Bienen kann Pendimethalin das Immunsystem und die Zellstruktur schädigen.

Besonders problematisch ist, dass Pendimethalin nicht schnell abgebaut wird, sondern lange in der Umwelt verbleibt. Es kann mehr als eineinhalb Jahre dauern, bis das Gift im Boden vollständig abgebaut ist. Vor allem Bodenlebewesen wie Regenwürmer können darunter leiden.

Pendimethalin sollte längst ersetzt sein

Pendimethalin ist überall!

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Als wir vor einigen Jahren in einem aufwändigen, deutschlandweiten Messprojekt unsere Luft auf Pestizide untersuchten, fiel uns Pendimethalin besonders negativ auf. Denn es war eines der Ackergifte, das wir am häufigsten fanden und das sich am weitesten verbreitete. Wir fanden Pendimethalin in Gärten, Naturschutzgebieten und sogar Wohnsiedlungen. In fast 90 Prozent der Passivsammler (Geräte zum Sammeln von Luftproben) und Rindenproben konnten wir den Stoff nachweisen. Verschiedene andere Messprojekte und Monitoringdaten belegen, dass die Luft flächendeckend mit dem Wirkstoff belastet ist. Pendimethalin wird über die Luft bis zu 1000 Kilometer weit transportiert, in Einzelfällen sogar noch weiter.

Dass Pendimethalin auch in unsere Wohnungen und Häuser gelangt, wissen wir auch aus einer Untersuchung von Hausstaub in 21 verschiedenen EU-Ländern im Jahr 2021: In 52 Prozent der Proben wurde Pendimethalin nachgewiesen!

Auch für Biobetriebe ist Pendimethalin ein großes Problem. Denn das Ackergift kann über die Luft auch auf ökologisch bewirtschaftete Flächen gelangen. Ist die Ernte mit Pendimethalin belastet, können die Biobäuerinnen und Biobauern ihre Produkte nicht mehr verkaufen – ein großer wirtschaftlicher Schaden für die betroffenen Betriebe.

Mit Passivsammlern fahnden wir nach Pestizidrückständen in der Luft. Mit Passivsammlern fahnden wir nach Pestizidrückständen in der Luft.

In fast 90 Prozent der Passivsammler konnten wir im Rahmen unseres Messprojekts Pendimethalin nachweisen.

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In der Region von Ökolandwirt Reiner Bonhorst wurde bei Messungen Pendimethalin gefunden. Durch den direkt angrenzenden konventionellen Ackerbau kann das Gift auch auf seine Felder gelangen.

Einsatz ohne Risikoprüfung

Weiter im Einsatz "dank" technischer Verlängerung

Grundlage für diese Abstimmung hätte eigentlich eine aktuelle Risikobewertung von Pendimethalin sein müssen. Doch die zuständigen Behörden legten diese Bewertung nicht rechtzeitig vor. Eine Abstimmung fand trotzdem statt und die Zulassung von Pendimethalin wurde verlängert. Möglich macht dies eine so genannte technische Verlängerung. Dabei wird nur darüber abgestimmt, ob ein Stoff noch weiter auf dem Markt bleiben darf, bis die Risikobewertung abgeschlossen ist und die eigentliche inhaltliche Abstimmung nachgeholt werden kann.

Solche technischen Verlängerungen sollten eigentlich die Ausnahme sein, werden aber inzwischen fast routinemäßig gewährt. So bleiben zahlreiche problematische Stoffe, darunter auch einige Substitutionskandidaten, jahrelang auf dem Markt – ohne dass ihre Risiken für Mensch und Umwelt ausreichend geprüft worden wären.

Wir ziehen vor Gericht!

Gegen diesen unhaltbaren Zustand wollen wir nun gemeinsam mit dem „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“ klagen. Notfalls werden wir bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen! Dabei geht es uns nicht nur darum, dass Pendimethalin so schnell wie möglich von unseren Äckern verschwindet. Wir wollen mit unserer Klage auch erreichen, dass die Verbreitung von Pestiziden über die Luft im EU-Zulassungsverfahren eine größere Rolle spielt.

Darüber hinaus streben wir ein grundsätzliches Präzedenzurteil mit langfristiger Wirkung an. Dieses Urteil soll die Praxis der EU beenden, Pestizidzulassungen ohne aktuelle Risikobewertung zu verlängern. Ein solches Urteil könnte weitreichende Auswirkungen auf den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft haben und den Schutz von Umwelt und Gesundheit grundlegend und nachhaltig verbessern.

Unterstützen Sie unseren Kampf gegen Pendimethalin!

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie uns, gegen das gefährliche Ackergift Pendimethalin aktiv zu werden.

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