Einwegplastik, gesundheitsgefährdende Pestizide und unsicheres Kinderspielzeug

Hätten Sie es gewusst? Der Plastikstohhalm oder die Spielzeugente mit gesundheitsgefährdendem Weichmacher dürfen in der EU nicht mehr verkauft werden. Die Produktion und der Export sind aber weiterhin erlaubt. Bereits 2020 kündigte die Europäische Kommission Maßnahmen an, um die Produktion und den Export verbotener Chemikalien bis 2023 zu stoppen. Passiert ist seitdem nichts. 

Toxische Doppelmoral: Profitable Giftexporte

Es klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach. Die Zulassung von Pestiziden ist in der EU sehr genau geregelt. Zuständig ist dafür die Verordnung (EG) Nr. 1107/2009, sie soll „ein hohes Maß an Schutz für die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie für die Umwelt sicherstellen“. Immer wieder werden dabei Pestizide identifiziert, die besonders umweltschädlich oder gesundheitsgefährdend sind. Im besten Fall wird ihr Einsatz in der EU dann verboten. Doch produziert werden dürfen sie in der EU trotzdem weiterhin – um dann in Nicht-EU-Länder exportiert zu werden. Pestizide, die in der EU verboten sind, können jedoch trotzdem produziert und in Nicht-EU-Länder exportiert werden. Chemiekonzerne wie Bayer oder BASF nutzen diese Lücke aus. Das hat schwerwiegende Folgen. Laut einer Untersuchung von Public Eye wurden 2018 mehr als 80.000 Tonnen Pestizide mit in der EU verbotenen Wirkstoffen exportiert. Ein Großteil davon ging in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, wie Brasilien und Mexiko. Dadurch werden jährlich 385 Millionen schwere Gesundheitsprobleme gemeldet, darunter Nervenschäden, Krebserkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen. Besonders tragisch: Kinder sind von den langfristigen Auswirkungen dieser Chemikalien am stärksten betroffen.

Das Gift kehrt zurück

Doch die verbotenen Pestizide machen an Grenzen keinen Halt. Recherchen zeigen, dass der Export von Pestiziden, die in der EU nicht erlaubt sind, dazu führt, dass Mangos, Limetten, Melonen, Papayas, Trauben und Feigen mit hoher Pestizidbelastung vor allem aus Brasilien in europäischen Supermärkten landen. Und so finden Pestizide, die in der EU aus gutem Grund verboten sind, doch ihren Weg zu uns auf den Teller. 

Das Spiel mit der Gefahr

Ähnlich wie die Zulassung von Pestiziden geregelt ist, gibt es für den Umgang mit Kinderspielzeug eine Richtlinie (2009/48/EG), die die Verwendung von krebserregenden und giftigen Substanzen in Spielzeugen weiter einschränken soll. Doch auch diese Regelungen gelten nur für den EU-Markt. Spielzeuge, die außerhalb der EU verkauft werden, unterliegen diesen Beschränkungen nicht, was Kinder in Nicht-EU-Ländern einem erhöhten Risiko aussetzt. Laut dem UN-Sonderberichterstatter für Giftstoffe und Menschenrechte Marcos Orellana „ein stiller Angriff auf ihr Recht auf Gesundheit und Leben, wenn Plastikspielzeug, Utensilien und andere Produkte giftige Substanzen enthalten und in ihren Körper gelangen“.

Einweg-Kunststoffe kennen viele Wege

Vor mehr als fünf Jahren verbot die EU den Verkauf von Einwegplastik wie Besteck, Tellern und Strohhalmen. Trotzdem wird die Welt von Plastik überschwemmt: Mikroplastik findet sich in der Luft, in Lebensmitteln und sogar in unserem Blut. Von allen jemals produzierten Kunststoffen wurden nur 9 Prozent recycelt. Der Rest verschmutzt die Umwelt und trägt zur Klimakrise bei. Das Problem: Die EU-Richtlinie verbietet Einwegplastik nur innerhalb Europas. Für den Export werden diese Produkte weiter produziert und verschmutzen anderswo die Umwelt. Schätzungsweise 170 Billionen Plastikpartikel treiben in den Ozeanen. Chemikalien aus Kunststoffen fördern Gesundheitsprobleme wie Krebs, Diabetes und Unfruchtbarkeit. Viele dieser Produkte enden in Deponien, Verbrennungsanlagen oder Meeren – besonders in Ländern mit niedrigem Einkommen, die kaum über funktionierende Abfallmanagementsysteme verfügen.

Zu gefährlich für Europa, aber gut genug für den Rest der Welt?

Die EU behauptet, ihre Handelspartner seien „gleichberechtigte Partner“. Immer wieder ist von der viel zitierten Augenhöhe die Rede. Man wolle die nachhaltige Entwicklung von Ländern im Globalen Süden unterstützen. Doch in Wirklichkeit ist die gesamte EU-Handelspolitik auf den kurzfristigen Gewinn ausgerichtet. Dabei gefährdet die EU-Kommission nicht nur die Menschenrechte weltweit, sondern auch die europäischen bäuerlichen Betriebe und die Gesundheit der Verbraucher:innen.

Wir fordern:

  • Der Export von Produkten, die in der EU als unsicher gelten, in andere Länder ist inakzeptabel. Diese Doppelstandards müssen umgehend beseitigt werden.
  • Es muss sichergestellt werden, dass in der Europäischen Union hergestelltes Spielzeug, das aufgrund der neuen Vorschriften und ihrer schrittweisen Anwendung für den Binnenmarkt illegal wird, nicht in Länder außerhalb der Europäischen Union exportiert wird.
  • Gefährliche Handelsabkommen wie EU-Mercosur und EU-Mexiko, die den Export solcher riskanten Produkte begünstigen, müssen gestoppt und neu verhandelt werden, um Mensch und Umwelt weltweit zu schützen.

Hier können Sie den vollständigen Report lesen.

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