Solidarität mit Lützerath
Das Dorf Lützerath in Nordrhein-Westfalen soll für den Braunkohleabbau zerstört werden. Doch wenn die darunterliegende Kohle verfeuert wird, reißt Deutschland sein CO2-Budget für das 1,5-Grad-Ziel. Wir haben daher letzte Woche mit der Eröffnung einer Büro-Außenstelle in Lützerath unsere Solidarität mit den Aktivist:innen vor Ort deutlich gemacht.
Sonja Ziegler · 2 Minuten Lesezeit
Lützerath liegt direkt am Rand des riesigen Lochs des Tagebaus Garzweiler II. Die Größe der Kohlegrube ist beängstigend. Sie umfasst eine Fläche von mehr als 6.000 Fußballfeldern. Mehrere Kohlebagger sind hier Tag und Nacht im Einsatz, um Kohle abzubauen, die dann zur Energiegewinnung verbrannt wird – und damit die Klimakrise weiter anfeuert.
Gegen den faulen Kohle-Kompromiss in NRW
Schon seit Jahren wird über eine mögliche Ausweitung des Tagebaus und damit die Zerstörung von Lützerath diskutiert. Die politische Entscheidung dazu wurde vor gut einem Monat getroffen: Das Bundeswirtschaftsministerium und das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium einigten sich mit RWE darauf, den Kohleausstieg in NRW um acht Jahre auf 2030 vorzuziehen. Im Gegenzug darf RWE Lützerath abbaggern und soll wegen der drohenden Energiekrise in den nächsten Jahren mehr Kohlestrom produzieren.
Was auf den ersten Blick wie ein Erfolg für den Klimaschutz wirkt, entpuppt sich als Greenwashing: Mehrere Studien zeigen, dass die Kohle unter Lützerath nicht benötigt wird, um die Energieversorgung zu gewährleisten. Außerdem wird bei dem neuen Szenario wohl eine ähnliche Menge Kohle wie ursprünglich geplant verbrannt. Dies geschieht nur in kürzerer Zeit. An der Klimazerstörung ändert diese Entscheidung also nichts.
Büro-Außenstelle in Lützerath als Zeichen der Solidarität
Das Umweltinstitut stellt sich daher hinter die Aktivist:innen in Lützerath, die für den Erhalt des Dorfes kämpfen. Vergangene Woche haben wir als Zeichen der Solidarität zusammen mit anderen Organisationen eine Außenstelle in Lützerath eröffnet.
In der Pressekonferenz zu der Aktion brachte eine Aktivistin von Lützerath Lebt die Situation auf den Punkt: „Zwischen den für 1,5°C nötigen Maßnahmen und dem, was die Bundesregierung macht, besteht nicht nur eine kleine Diskrepanz, sondern da klafft ein riesiges Loch. Genauso wie das Loch vor unserer Haustür, was die Regierung jetzt noch größer machen will, anstatt sich um den Aufbau eines klimaneutralen Energiesystems zu kümmern.“
Denn eins ist klar: Auch wenn unsere Aktion symbolischer Art war, so ist Lützerath selber doch viel mehr als nur ein Symbol. Die Kohle unter dem Dorf ist echt und damit eine ganz reale Gefahr für das 1,5-Grad-Ziel.
Lützi bleibt!
Nach der gerichtlichen und politischen Entscheidung bleibt den Aktivist:innen in Lützerath nur noch ziviler Widerstand, um Lützerath – und damit die 1,5-Grad-Grenze – zu retten. Im Rahmen der Kampagne „X-Tausend für Lützerath“ haben bereits mehr als 10.000 Unterzeichner:innen verkündet, bei einer bevorstehenden Räumung vor Ort zu sein und das Dorf mit friedlichen Mitteln zu verteidigen. Außerdem findet diesen Samstag, den 12.11.2022, in Lützerath eine Großdemonstration statt, zu der Aktive aus ganz Deutschland anreisen werden.