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Heizen mit Wasserstoff ist teuer © Fabian Krueger / stock.adobe.com

Um das Klima zu schützen und unabhängig von Autokraten wie Putin zu werden, müssen wir weg von Erdgas und Öl. 2045 will Deutschland klimaneutral sein, gleichzeitig werden Heizungen aber oft deutlich länger als 20 Jahre genutzt. Um unser Klimaziel zu erreichen, dürften also ab jetzt nur noch Heizungen, die mit erneuerbarer Energie funktionieren, eingebaut werden. Darum war ursprünglich ein Verbot für den Neueinbau von fossilen Heizungen geplant.

Doch nach langem Streit wurde das Ziel, ab 2024 nur noch erneuerbare Heizungen einzubauen, durch viele Ausnahmen abgeschwächt. Besonders absurd sind dabei die Ausnahmen für sogenannte „H2-ready“-Heizungen. Das sind Geräte, die wie eine Gastherme Erdgas nutzen, theoretisch aber auch mit reinem Wasserstoff funktionieren.

Angstmache für teures Märchen

Um diese Wasserstoff-Heizungen zu ermöglichen wurde von Politiker:innen und populistischen Medien die Angst geschürt, die Regierung wolle den Menschen bereits eingebaute Heizungen wegnehmen und das Heizen unnötig verteuern. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn es geht vor allem um den Neueinbau von Heizungen – und das Heizen mit Wasserstoff dürfte ziemlich teuer werden.

Der Grund: Wärmepumpen brauchen nur ein Fünftel der Energie, die Gas- und Wasserstoffheizungen benötigen. Wasserstoff wird außerdem knapp bleiben; der Stoff ist in der Industrie hoch begehrt. Die Herstellung mithilfe von Strom aus Wasser ist sehr energieintensiv, entsprechend teuer wird das Gas eines Tages sein. Wenn es denn je für Privatkund:innen verfügbar sein wird: Ob die Verteil-Netze überhaupt umgestellt werden, ist unklar.

Teuer geworden war das Heizen zuletzt vor allem durch die Abhängigkeit Deutschlands von Erdgas. Umso absurder ist es, weiter neue Gasheizungen einzubauen und die Nachfrage so zu steigern. Oder, wie von manchen Gas-Konzernen geplant, Wasserstoff nicht mit Strom, sondern  aus Erdgas herzustellen.

Was steht im Gebäudeenergiegesetz-Entwurf drin?

Ab 2024 sollen nur noch Heizungen neu eingebaut werden, die mit mindestens 65 Prozent der erneuerbaren Energien betrieben werden. In der Praxis bedeutet das, dass in neuen Gebäuden vor allem Wärmepumpen installiert werden sollen. Doch es gibt sehr viele Ausnahmen:

  • Immobilienbesitzer:innen, die Transferleistungen erhalten, können sich von der Pflicht zum Wechsel befreien lassen.
  • Eigentümer:innen, die älter als 80 Jahre sind, dürfen kaputte Öl- und Gasheizungen austauschen lassen, unabhängig von ihrem Vermögen und davon, ob sie selbst im Haus wohnen.
  • Erdgas-Heizungen, die auch mit Wasserstoff betrieben werden können, sind erlaubt, wenn eine Umrüstung des örtlichen Gasnetzes auf Wasserstoff bis 2035 geplant ist. Diese Heizungen müssen dann ab 2030 mindestens zur Hälfte mit erneuerbarem Gas beheizt werden. Als erneuerbares Gas wird dabei aber auch klimaschädlicher, aus Erdgas hergestellter „blauer“ Wasserstoff bezeichnet.
  • Hybridheizungen sind auch im Neubau erlaubt. Das sind Heizungen, bei denen eine Wärmepumpe beispielsweise bei besonders kaltem Wetter von einer Gasheizung unterstützt wird.
  • Heizkessel, die älter als 30 Jahre sind, müssen prinzipiell ausgetauscht werden. Das gilt nicht für Menschen, die schon seit 20 Jahren im eigenen Haus leben.
  • Ab 2045 müssen alle Häuser erneuerbar beheizt werden.

 

Was sind die Alternativen?

Wichtige erneuerbare Heiztechniken sind die Wärmepumpe, Geothermie (die Nutzung von Wärme aus dem Boden) und Solarthermie (Wärme aus Sonnenstrahlung). Vor allem in Neubauten sind Wärmepumpen fast immer die effizienteste Variante. Doch auch in alten Häusern passen Wärmepumpen besser als gedacht: Neuere Studien zeigen, dass sich der Umbau sehr oft lohnt und weniger umfangreich sein muss, als viele Menschen annehmen. Die weit verbreitete Annahme, dass man für den Wechsel eine Fußbodenheizung bräuchte, ist beispielsweise ein Irrtum. Fachbetriebe für die Sanierung können beispielsweise über die Webseite des Bundesverbands Wärmepumpe gesucht werden.

 

 

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