Diese fünf Länder treiben die Energiewende voran
Während Deutschland bei der Energiewende bremst, ziehen andere Länder davon. Von Asien bis Skandinavien wird an einer sauberen Zukunft gearbeitet. Ob Wind- und Sonnenenergie, Batteriespeicher oder E-Mobilität: Weltweit gibt es beeindruckende Beispiele, die zeigen, dass die Energiewende ein Erfolg ist.
Roman Spiegelsberger · Lesezeit: 5 Minuten
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Deutschland galt lange als Vorreiter bei der Energiewende. Doch die neue Bundesregierung schlägt einen anderen Kurs ein – sie setzt wieder verstärkt auf Gas. Während hierzulande Klimaschutz weitgehend von der politischen Agenda verschwunden ist, treiben Länder rund um den Globus den Umbau ihrer Energie-, Wärme- und Verkehrssysteme mit Hochdruck voran. Sie orientieren sich teils am früheren deutschen Vorbild und schaffen so die Grundlage für eine klimafreundliche Zukunft. Die folgenden fünf Beispiele zeigen auf ganz unterschiedliche Weise, wie die Energiewende gelingen kann.
China – Rekordausbau bei Wind und Sonne
Viele Menschen in Deutschland verbinden mit China noch immer Bilder von smogverhangenen Megacities und gigantischen Fabrikanlagen. Und es stimmt auch: China ist der größte CO₂-Emittent weltweit. Doch das Bild wandelt sich. Der Smog über Peking gehört schon der Vergangenheit an, Windräder sowie Photovoltaikanlagen sprießen in atemberaubendem Tempo aus dem Boden. Dies hat China seinem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien zu verdanken.
Das Land der Mitte ist bereits seit den 2010er Jahren weltweit führend im Ausbau von Solar- und Windenergie. Mit rund 64 Prozent der weltweit im Bau befindlichen Solar- und Windenergiekapazitäten errichtet China nahezu doppelt so viele Kapazitäten wie alle anderen Länder zusammen. Damit ist das Land auf einem guten Weg, sein Ziel zu erreichen und bis 2060 klimaneutral zu werden. Erfolge sind schon jetzt sichtbar: Im ersten Quartal 2025 ist Chinas CO2 -Ausstoß erstmals gesunken, obwohl die Stromnachfrage weiter gestiegen ist. Auch wirtschaftlich zahlt sich der grüne Kurs aus: 2023 trugen Investitionen in grüne Technologien zu 40 Prozent zum Wirtschaftswachstum bei.
Insgesamt bleibt Chinas Umweltbilanz jedoch ambivalent: Trotz massiver Investitionen in Erneuerbare setzt das Land weiterhin stark auf Kohle und ist Produktionsstandort für große Mengen umweltschädlicher Industrie- und Plastikprodukte für den Weltmarkt.
Indien – Klimaziel schon erreicht
Auch in Indien gibt es Grund zum Feiern: Das Land hat eines seiner großen Ziele der Energiewende fünf Jahre früher erreicht, als es im Pariser Klimaabkommen zugesagt wurde. Seit Juli 2025 stammen mehr als die Hälfte der indischen Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien – ein Meilenstein, der ursprünglich erst für 2030 geplant war.
Der rasante Ausbau der Erneuerbaren – allen voran Solar- und Windenergie sowie Wasserkraft – macht es möglich. Vor allem die Solarenergie boomt: 2024 wuchs die installierte Kapazität um 33 Prozent. Ein Beispiel für diesen Ausbau ist das weltweit größte Projekt für erneuerbare Energien im Bundesstaat Gujarat. Auf einer Fläche, die fünfmal so groß ist wie Paris, entstehen dort Windkraftanlagen und Solarpaneele.
Wie in China sorgt jedoch auch in Indien das große Wirtschaftswachstum von rund sechs Prozent dafür, dass weiterhin auf Kohle gesetzt wird. Doch die Kapazitäten der Erneuerbaren wachsen deutlich schneller. Um die Kohleabhängigkeit weiter zu reduzieren, fehlen – wie in Deutschland – vor allem noch ein stärkerer Netzausbau und mehr Speichermöglichkeiten.
Indien ist beim Ausbau der Erneuerbaren auf einem ambitionierten Weg – vor allem, was Tempo und Technologieförderung betrifft. Dennoch bleibt Indiens Energiepolitik widersprüchlich: Der Kohleverbrauch steigt weiter, Umweltstandards werden gelockert und der Ausbau Erneuerbarer führt teils zu sozialen und ökologischen Konflikten.
Australien – Energiespeicher der Superlative
Australien zeigt, wie große Batteriespeicher den Weg aus der Kohleabhängigkeit ebnen können. Mit einer Speicherkapazität von 450 MWh und einer Leistung von 300 MW ist die Victorian Big Battery im Bundesstaat Victoria ein Meilenstein – und eine der größten Batterien der Welt. Mit ihrer enormen Kapazität kann die Batterie 500.000 Haushalte für eine Stunde mit Strom versorgen.
Die Batterie speichert überschüssigen Strom aus nahegelegenen Offshore-Wind- und Solarparks und speist ihn bei Bedarf ins Netz ein. Die Kombination aus erneuerbaren Energien und leistungsfähigem Speicher soll es Victoria ermöglichen, bis 2035 rund 95 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen zu decken. Kurzzeitig wurde dieses Ziel sogar schon erreicht.
Der Speicher kann nicht nur große Energiemengen aufnehmen, sondern reagiert auch extrem schnell auf Schwankungen. Damit sorgt er auch in Spitzenlastzeiten für Versorgungssicherheit – ein Beispiel dafür, wie große Batteriespeicher Flexibilität, Stabilität und Nachhaltigkeit in moderne Energiesysteme bringen.
Dänemark – Vorreiter in der Wärmewende
Während in Deutschland die Wärmewende zuletzt durch politischen Gegenwind ausgebremst wurde, ist Dänemark längst weiter. Schon seit der Ölkrise 1973 gibt es dort breite gesellschaftliche Unterstützung für eine nachhaltige Wärmeversorgung. Nur wenige Jahre später wurde das Wärmeversorgungsgesetz verabschiedet – ein entscheidender Schritt für Dänemarks Vorreiterrolle.
Heute setzt das Land konsequent auf Fernwärme: Zwei Drittel der dänischen Haushalte werden so versorgt, in Kopenhagen sogar 98 Prozent. Drei Viertel dieser Fernwärme stammt schon jetzt aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 soll die Fernwärme vollständig klimaneutral sein. Dafür setzt Dänemark auf Großwärmepumpen, Geothermie, industrielle Abwärme und speichert sogar solare Wärme in Tages- und Saisonspeichern.
Ein weiterer Vorteil des dänischen Modells: Fernwärmeunternehmen sind in Dänemark verpflichtet, möglichst kostengünstig zu arbeiten und Gewinne an die Kund:innen auszuschütten – ein großer Vorteil für Klima und Verbraucher:innen gleichermaßen.
Norwegen – Bei E-Mobilität an der Spitze
Norwegen ist bekannt für seine Fjorde und unberührte Natur – und inzwischen auch für Elektroautos. Nirgendwo auf der Welt sind E-Autos so präsent wie hier. 2024 hatten neun von zehn Neuwagen einen elektrischen Antrieb. In Deutschland waren es im selben Jahr nur zwei von zehn. Damit werden Verbrenner in Norwegen bald Geschichte sein. In Oslo ist dieser Wandel schon deutlich sichtbar: Dort fährt bereits rund 40 Prozent aller Pkw mit Strom.
Trotz großer Fläche, dünner Besiedlung und extremer Kälte ist Norwegen heute Vorreiter in der E-Mobilität. Möglich wurde das durch konsequente und verlässliche politische Rahmenbedingungen, auf die sich die Bürger:innen verlassen können.
Elektroautos sind in Norwegen attraktiver als Verbrenner, nicht zuletzt durch den Wegfall der Kfz-Mehrwertsteuer von 25 Prozent. Hinzu kommen vergünstigte Maut- und Parkgebühren. Im Gegensatz zu anderen Ländern steht diesen Maßnahmen keine mächtige Autolobby im Weg. Verbrenner hingegen werden durch hohe Zulassungsgebühren und CO₂-Steuer unattraktiv gemacht.
Fazit: Es geht voran!
Auch wenn die Energiewende in Deutschland derzeit ins Stocken gerät, lohnt sich der Blick auf internationale Entwicklungen. Weltweit zeigen viele Länder, dass eine klimafreundliche Zukunft möglich ist – und genau das gibt Anlass zur Hoffnung.
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