Katherina Reiche muss sich entscheiden: Folgt sie den Entwicklungen am Wärmemarkt oder betreibt sie weiter Symbolpolitik?

Vor zwei Jahren kochte die Debatte um das „Heizungsgesetz“ der letzten
Bundesregierung hoch. Als die Ampelregierung im September 2023 nach langem Ringen die Novelle des Gebäude-Energie-Gesetzes beschloss, war der Schaden längst angerichtet: Monate zuvor wurde ein interner Entwurf der BILD-Zeitung zugespielt. Diese machte kurzen Prozess mit den Plänen von Wirtschaftsminister Robert Habeck. Angeheizt von empörten Stimmen aus Politik und Gaslobby, brandmarkte sie das Gesetz kurzerhand als „Heizhammer“. So sorgte das Boulevardblatt für einen steten Strom an falschen oder irreführenden Berichten in der deutschen Medienlandschaft.

Abschaffen oder anpassen?

Vertreter:innen der Branche und Verbraucherschützer:innen dringen jedoch gemeinsam darauf, dass das Gesetz in seinen Grundzügen erhalten bleibt. Im Neubau dürfen schon seit 2024 nur noch klimafreundliche Heizungen eingebaut werden. Für bestehende Gebäude greift die Regel ab Mitte 2026 in Kommunen, die aufgrund ihrer Größe frühzeitig zur Wärmeplanung verpflichtet sind, und ab 2028 in Gemeinden mit späteren Fristen. Technologieoffen ist das Gesetz sowieso: Insgesamt sieben Heizmöglichkeiten werden damit erlaubt, obwohl in der Praxis in erster Linie Wärmepumpen und Fernwärme zum Einsatz kommen werden. Einig sind sich alle in einem Punkt: Die Wärmewende braucht langfristig stabile Rahmenbedingungen und Planungssicherheit.
Die neue Regierung hat sich im Koalitionsvertrag jedoch bereits aus dem Fenster gelehnt: „Wir werden das Heizungsgesetz abschaffen“, verkündete sie. Nun ist die Frage, wie die Bundesregierung das Gesicht wahren und trotzdem die Kernstücke des Gesetzes erhalten kann. Denn die Verpflichtung, dass Deutschland und damit auch die Heizungen des Landes bis 2045 klimaneutral sein müssen, steht.

Ende der Gasversorgung wird konkreter

Durch einen Trick hat die Vorgängerregierung nach immensem Druck aus Medien, Politik und Gaslobby allerdings auch den weiteren Einbau von Gasheizungen erlaubt – solange diese auf Wasserstoff umrüstbar sind oder mit Biogas betrieben werden können. Weil diese beiden Gase aber viel zu selten und zu teuer sind, um sie in Häusern zu verheizen, wird es dazu kaum kommen. Viel eher hat dieses Manöver dazu geführt, dass die fossile Gasbranche ihr Geschäftsmodell ein paar zusätzliche Jahre sichern konnte. Die Leidtragenden sind am Ende die Bürger:innen.
Doch immer mehr Menschen bauen sich auch jetzt schon eine Wärmepumpe ein oder werden an ein Wärmenetz angeschlossen. Im ersten Halbjahr 2025 wurden erstmals mehr Wärmepumpen als Gasheizungen in Deutschland verbaut. Weil immer weniger Haushalte das Gasnetz nutzen, tragen die verbleibenden Kund:innen immer höhere Kosten. Heizen mit Gas wird also sehr teuer. Und der Betrieb der Gasnetze lohnt sich für wenige Haushalte bald nicht mehr.
Die EU hat sich darüber schon Gedanken gemacht und eine Richtlinie erlassen, die regelt, wie der Gasausstieg kosteneffizient umgesetzt werden kann. Nun hat das Wirtschaftsministerium einen Entwurf für ein Gesetz vorgelegt. Stadtwerke und andere Gasnetzbetreiber sollen künftig sogenannte „Gasverteilnetz-Entwicklungspläne“ erarbeiten. Auf Basis dieser Pläne dürfen sie in Zukunft neue Gasanschlüsse verweigern und unter Einhaltung mehrjähriger Ankündigungsfristen sogar Gasnetze ohne Zustimmung der betroffenen Haushalte stilllegen. Dieses Vorgehen schützt Gaskund:innen vor überhöhten Kosten. Voraussetzung für den Rückzug aus der Gasversorgung ist, dass die im Wärmeplan der Kommune angekündigte alternative Wärmeversorgung zur Verfügung steht. Es bleibt also niemand im Kalten sitzen.

Viel Streit um nichts?

Die Regierung muss jetzt entscheiden, welches Ziel ihr wichtiger ist: Symbolpolitik aus dem Wahlkampf oder ein geordneter, kosteneffizienter Übergang zu klimafreundlicher Wärme. Sollte sie tatsächlich das Heizungsgesetz abschaffen oder abschwächen und gleichzeitig die Möglichkeit zur Stilllegung von Gasnetzen schaffen, lockt sie Hausbesitzer:innen, die wieder in Gasheizungen investieren, in eine teure Falle. Wenn das Stadtwerk dann den Ausstieg aus der Gasversorgung einleitet, sind Ärger und hohe Folgekosten vorprogrammiert.

Fazit:

Von der Scheindiskussion um ein Weiterbestehen der Gasheizung profitiert ausschließlich die Gaslobby. Spätestens jetzt ist klar: Jede Investition in eine Gasheizung ist ab sofort eine Fehlinvestition, die Verbraucher:innen bald teuer zu stehen kommen könnte.

Werden Sie aktiv mit uns

Unser Newsletter bringt Ihnen aktuelle Infos und Möglichkeiten, sich zu engagieren, direkt ins Postfach.

  • Dieses Feld wird bei der Anzeige des Formulars ausgeblendet
  • Dieses Feld wird bei der Anzeige des Formulars ausgeblendet
  • Dieses Feld wird bei der Anzeige des Formulars ausgeblendet
  • Dieses Feld wird bei der Anzeige des Formulars ausgeblendet
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Kennen Sie schon unser kostenloses Infomaterial?

Energiespar-Infopaket

Wir zeigen, wie die Wärmewende klappt: Mit unserer Thermocard finden Sie schnell und günstig heraus, ob sich eine Sanierung bei Ihnen lohnt. Unser Infopaket enthält außerdem Flyer zum Thema klimafreundliches Heizen und Energiesparen. Fordern Sie jetzt Ihr Infopaket an und bringen Sie die Wärmewende ins Rollen!

Jetzt bestellen!
Jetzt bestellen!

Weitere Meldungen zu dem Thema

Energie im Wert von 29 Milliarden Euro verschwendet

Energie und Klima

– Eine neue von uns beauftragte Untersuchung zeigt: Die deutsche Industrie verschwendet rund 40 Prozent ihres Energiebedarfs. Diese Energiemenge einzusparen, würde nicht nur das Klima schonen und Deutschland von Energieimporten unabhängiger machen, sondern auch die Unternehmen selbst entlasten.

Energie im Wert von 29 Milliarden Euro verschwendet

Webinar „Wärmepumpe: die preiswerteste Art zu heizen“ mit Dr. Peter Klafka

Energie und Klima

– Immer mehr Menschen steigen auf moderne Wärmepumpen um. Was man beim Heizungstausch beachten muss, erklärt Dr. Peter Klafka, renommierter Energieberater und Wärmepumpenexperte in unserem Webinar am 6. November. Das Webinar ist kostenlos - melden Sie sich jetzt an!

Webinar „Wärmepumpe: die preiswerteste Art zu heizen“ mit Dr. Peter Klafka

PFAS-Pestizide: Ewigkeitschemikalien auf unseren Lebensmitteln

Landwirtschaft

– PFAS kennen wir aus Antihaft-Pfannen und Imprägnierungen. Weniger bekannt: Auch in der Landwirtschaft werden PFAS angewendet - als Pestizide!

PFAS-Pestizide: Ewigkeitschemikalien auf unseren Lebensmitteln
Zurück nach oben