Modellrechnungen Ein- und Mehrfamilienhäuser

Für die Berechnungen wurden Häusertypen gewählt, die in Deutschland häufig vorkommen: Ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohneinheiten aus den Jahren 1969 bis 1978 sowie ein Einfamilienhaus aus den Jahren 1958 bis 1968. Die Berechnungen hat das etablierte Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos AG durchgeführt.

Kostenfalle H2-Ready Infografik Einfamilienhaus Kostenfalle H2-Ready Infografik Einfamilienhaus

Kostenfalle H2-Ready: Einfamilienhaus

Kostenfalle H2-Ready Infografik Mehrfamilienhaus Kostenfalle H2-Ready Infografik Mehrfamilienhaus

Kostenfalle H2-Ready: Mehrfamilienhaus

Das Ergebnis: Das Heizen mit Wasserstoff und Bio-Methan wird sowohl für selbstnutzende Eigentümer:innen als auch für Mieter:innen voraussichtlich sehr teuer. Selbst bei einer anteiligen Wärmeversorgung mit Wasserstoff oder Biomethan wären die Kosten mehr als doppelt so hoch wie bei der Energieversorgung mit einer Wärmepumpe.

Darüber hinaus ist es absehbar, dass Wasserstoff in der Industrie stark nachgefragt wird. Je stärker diese Brennstoffe im Gebäudesektor zum Einsatz kommen, desto größer ist das Risiko einer weiteren Verteuerung. Für Verbraucher:innen könnte sich die Investition in eine „H2-Ready”-Gasheizung also selbst dann als Kostenfalle erweisen, wenn die Umstellung zu Wasserstoff in einzelnen Netzgebieten gelingen sollte.

Details zu den Berechnungen finden Sie in unserem gemeinsamen Faktenpapier „Kostenfalle H2-Ready“ mit DUH, BUND und WWF.

Fazit: Besser auf Wärmepumpenheizung oder Nahwärme setzen

Wer eine neue Heizung einbaut, muss sich umfassend hinsichtlich der finanziellen und ökologischen Risiken beraten lassen. Dies sieht die Bundesregierung laut Gebäudeenergiegesetz vor. Der Einbau von Gasheizungen ist zwar übergangsweise erlaubt, das finanzielle Risiko liegt aber beim Einzelnen. Wir empfehlen, sich für die Preisprognosen eher an die Wissenschaft und unabhängige Studien zu halten als an die Zahlen der Gasbranche. Sofern möglich raten wir dazu, sich für eine Wärmepumpenheizung oder den Anschluss an ein erneuerbares Nahwärmenetz zu entscheiden. Auch energetische Sanierungsmaßnahmen können gegebenenfalls helfen, Energiekosten zu senken. Informieren Sie sich zudem über das Förderprogramm der Bundesregierung.

 

Warum sind Wärmepumpen auch im Altbau sinnvoll?

In den aktuellen Berechnungen der Prognos AG wurden keine Neubauten, sondern typische Häuser gewählt, die über 50 Jahre alt sind. Wärmepumpen können aber auch in älteren Gebäuden für eine wohlige Wärme sorgen. Die Verbraucherzentrale gibt Hinweise und schlägt einen Test vor: begrenzen Sie an einem kalten Tag die Vorlauftemperartur auf 55 Grad und stellen Sie das Thermostat auf „3“ – wenn es warm genug wird, sollte eine Wärmepumpe funktionieren. Sollte ein Raum kühl bleiben, kann dort eventuell ein größerer Heizkörper Abhilfe schaffen. Auch Maßnahmen zur energetischen Sanierung werden empfohlen.

Warum war ein neues Gebäudeenergiegesetz notwendig?

Mehr als 80 Prozent der Wärmeversorgung in Deutschland wird durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern gedeckt. Das ist nicht nur verheerend fürs Klima – die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten kann in Krisenzeiten die Preise in die Höhe treiben. Die Wärmewende hin zu einer erneuerbaren Wärmeversorgung muss daher dringend beschleunigt werden. Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, bis 2030 in Deutschland mindestens 50 Prozent der Wärme klimaneutral zu erzeugen und bis 2045 vollständig erneuerbar zu heizen. Im Gebäudeenergiegesetz werden die gesetzlichen Grundlagen definiert und ein Förderprogramm für die Transformation aufgelgegt.

Was sind H2-Ready Gasheizungen?

Das im Sommer beschlossene Gebäudeenergiegesetz erlaubt zunächst weiterhin den Einbau von neuen Heizungen, die mit fossilem Gas betrieben werden. Diese müssen allerdings schrittweise auf emissionsarme Gase umgestellt werden. 2045 ist gar kein fossiles Gas mehr erlaubt. Vor diesem Hintergrund werden vermehrt Heizungen mit dem Label „H2-Ready“ vermarktet. Dahinter verbergen sich einfach Gasheizungen, die allerdings potenziell mit Wasserstoff betrieben werden könnten, sollte dieser einmal verfügbar sein. Heizen mit Wasserstoff ist allerdings nicht nur aus Sicht der Umwelt eine schlechte Option – sie birgt auch hohe finanzielle Risiken für Endverbraucher:innen.

Warum ist der Einbau einer H2-Ready Gasheizung eine Kostenfalle?

Die Gasbranche behauptet, kostengünstig und flächendeckend auf „grüne Gase“ umstellen zu können. Dazu zählen im Wesentlichen Biomethan sowie grüner Wasserstoff, der mit erneuerbarer Energie hergestellt wird und blauer Wasserstoff, der aus Erdgas mit CCS (CO2-Abscheidung und Speicherung) hergestellt wird. Mit dieser Strategie will die Gasbranche die Infrastruktur erhalten, mit der sie hohe Gewinne einfährt. Unsere Modellrechnungen sowie wissenschaftliche Studien kommen hingegen zu dem Ergebnis, dass die Wärmeversorgung mit Gas erheblich teurer wäre als ökologischere Alternativen wie Wärmepumpen oder Nahwärme.

 

Warum ist Heizen mit Wasserstoff problematisch für die Umwelt?

Mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz gilt das Heizen mit grünem oder blauem Wasserstoff per Definition als zu 65 Prozent erneuerbar. Das ist irreführend, denn blauer Wasserstoff wird aus fossilem Erdgas hergestellt und ist damit nicht erneuerbar. Seine Erzeugung verursacht um ein Vielfaches höhere Emissionen als die von grünem Wasserstoff.

Weder grüner noch blauer Wasserstoff sind heute in nennenswerten Mengen verfügbar. Wasserstoff wird aber für die Dekarbonisierung einer Vielzahl von Industrieprozessen, etwa der Stahlerzeugung, benötigt. Das Verheizen von kostbarem grünen Wasserstoff, der in Zukunft zum Teil aufwendig und nicht ohne Umweltrisiken importiert werden muss, würde die Preise für andere Branchen in die Höhe treiben.

Der Einbau von „H2-Ready“ Gasheizungen ist aber nicht nur umweltschädlich im Vergleich zu anderen Optionen, sondern birgt zudem enorme finanzielle Risiken für Endkund:innen. In unserem Faktenpapier „Kostenfalle H2-Ready“ finden Sie mehr Informationen und spannende Modellrechnungen für Einfamilienhäuser und Mietshäuser.

 

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