Kritik am fossilen Deal

Dieser Deal tritt nicht nur den Klimaschutz mit Füßen, es ist auch völlig unklar, wie dieser umgesetzt werden soll. 2024 bezog die EU fossile Rohstoffe im Wert von ca. 75 Milliarden US-Dollar aus den USA. In kleinerem Umfang soll auch der Import von Kernbrennstoffen aus den USA steigen, der bisher eine untergeordnete Rolle bei den Energieimporten aus den USA spielt. Die zugesagte Importsumme würde einen rasanten Anstieg der Energieimporte aus den USA um den Faktor drei bis vier bedeuten. Um das vereinbarte Volumen zu erreichen, müsste massiv in die Infrastruktur investiert werden – etwa in zusätzliche LNG-Terminals.

Schon jetzt sind die USA der größte fossile Energielieferant Europas. Die Ausweitung auf 250 Milliarden US-Dollar pro Jahr würde die Abhängigkeit von einem einzigen Handelspartner extrem erhöhen. Das ist das Gegenteil vom erklärten Ziel der Diversifizierung nach der letzten Energiekrise, ausgelöst durch Russlands Krieg in der Ukraine. Vielmehr würden alte durch neue Abhängigkeit ersetzt.

Die vereinbarten Zölle für europäische Produkte bleiben trotz dieser Zugeständnisse unverhältnismäßig hoch: 15 Prozent generelle Zölle, 50 Prozent auf Stahl und Aluminium. Die Industrie befürchtet großen wirtschaftlichen Schaden auf beiden Seiten. Laut des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung entspricht das einer Verzehnfachung der bisherigen durchschnittlichen Zölle. Nicht nur aus der Industrie, auch von Seiten der Politik regt sich aus vielen Mitgliedstaaten Widerstand gegen den Vorstoß der EU-Führung. Da die EU für neue Zollbestimmungen einen gemeinsamen Beschluss benötigt, scheint die Umsetzung derzeit fraglich.

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Energieabhängigkeit schwächt Europa

Warum lässt sich die EU also auf einen so unvorteilhaften Deal ein? Die wohlwollende Interpretation ist, dass die Vereinbarung praktisch sowieso nicht eingehalten werden kann und die EU hier einfach Trump besänftigen wollte, um die strategische geopolitische Partnerschaft zu sichern. Das wäre aber ziemlich hoch gepokert. Kritischere Stimmen sprechen von einer schwachen Verhandlung, die EU-Führung sei eingeknickt und habe unnötige Zugeständnisse gemacht. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hatte im Vorfeld auf eine schnelle Einigung gedrängt und damit möglicherweise die Verhandlungsposition der EU zusätzlich geschwächt.

Zeitgleich zu den Verhandlungen mit den USA tritt ein zweiter wichtiger Energielieferant der EU auf den Plan: Katar will weitere Lieferungen daran knüpfen, dass das EU-Lieferkettengesetz ausgesetzt wird. Das Lieferkettengesetz soll Menschenrechte und Klimaschutz bei wirtschaftlichen Aktivitäten der EU sichern. Dieses Gesetz ist ein zentraler Hebel, um weltweit Menschenrechte und Umweltschutz zu stärken. Beide Beispiele zeigen: Energieabhängigkeit macht politisch erpressbar.

Die Lösung: Weniger fossile Energie, mehr Unabhängigkeit

Statt immer neue fossile Verträge einzugehen, braucht es eine grundsätzliche Wende: Weniger Verbrauch, mehr erneuerbare Energie – das schützt nicht nur das Klima, sondern stärkt Europas Verhandlungsposition. So ließen sich Menschenrechte und Klimaschutz weltweit voranbringen statt schlechte Deals mit fragwürdigen Regimen auszuhandeln.

Dazu gibt es bereits zahlreiche Szenarien, etwa das „Paris Agreement Compatible Scenario 2.0“, das von einem Bündnis der europäischen Zivilgesellschaft erstellt wurde.  Nach PAC 2.0 können wir den Energieverbrauch in der Europäischen Union bis 2040 halbieren und so auf 100 Prozent erneuerbare Energie umstellen. Das würde nicht nur zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens beitragen, sondern auch fossile Abhängigkeiten und Erpressbarkeit massiv zurückfahren.

So wird das Umweltinstitut aktiv

Statt fossiler Milliardendeals mit den USA und zahlreicher anderer fossiler Hinterzimmer-Abkommen fordern wir einen fairen Welthandel zum Wohle von Mensch und Umwelt. Und nicht zuletzt unser  Erfolg gegen den Energiecharta-Vertrag  zeigt: Zivilgesellschaftlicher Widerstand wirkt.

Zudem kämpfen wir für eine 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung. Nachdem wir durch Anschieben der Ampel und ihrer Vorgänger-Regierung große Erfolge für die Solar- und Windenergie erzielten, will die aktuelle Regierung nun die Energiewende ausbremsen.

Energieeffizienz in der Industrie: Große Wirkung, wenig genutzt

In der Industrie wird rund die Hälfte der Energie schlichtweg verschwendet – zum Schaden von Umwelt, Klima und Geldbeutel. Dabei gäbe es längst rentable Maßnahmen zur Effizienzsteigerung. Wir setzen uns daher für verbindliche Standards ein, damit diese endlich umgesetzt werden. Denn für unsere Energieunabhängigkeit ist es zentral, dass auch unser Energieverbrauch zurückgeht. -> lesen Sie mehr zu Energieeffizienz

Energiesparen im Alltag: Jede Maßnahme zählt

Auch zu Hause können wir durch Energiesparen Kosten vermeiden und darüber hinaus unsere Importabhängigkeit reduzieren. Die Möglichkeiten und Voraussetzungen dafür sind selbstverständlich von Mensch zu Mensch verschieden. Wir haben für Sie Energiespartipps zusammengestellt. Vielleicht können Sie die eine oder andere Maßnahme noch umsetzen -> zu den Energiespartipps 

Die aktuellen Entwicklungen zeigen: Nur wer unabhängig ist, kann selbstbestimmt handeln. Der Weg dorthin führt über konsequenten Klimaschutz, den Ausbau erneuerbarer Energien und weniger Energieverschwendung. Dafür setzen wir uns ein – mit Nachdruck, Expertise und politischer Stimme.

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