EU verlängert Genehmigung für Klimagift Sulfurylfluorid
Am Mittwoch hat die EU beschlossen, das extrem klimaschädliche Pestizid Sulfurylfluorid für weitere drei Jahre zuzulassen. Ursprünglich lief die Genehmigung des Wirkstoffs bereits im Jahr 2020 aus.
Franziska Buch · 2 Minuten Lesezeit
Ursprünglich lief die Genehmigung des Wirkstoffs Sulfurylfluorid bereits im Jahr 2020 aus. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde die Genehmigung um drei Jahre verlängert, ohne dass es – wie im EU-Zulassungsprozess von Pestizidwirkstoffen vorgesehen – eine ausführliche wissenschaftliche Neubewertung der Risiken gab. Das Umweltinstitut hatte die Bundesregierung im Vorfeld aufgefordert, sich für ein Verbot einzusetzen. Das hat Deutschland in dieser Abstimmung leider nicht getan. Allerdings hat Deutschland sich enthalten, was zeigt, dass in der Bundesregierung immerhin Zweifel aufgekommen sind – ein erster Teilerfolg unserer Kampagne! Es ist erst ein einziges Mal vorgekommen, dass sich die Bundesregierung in einer vergleichbaren Abstimmung enthalten hat – bei Glyphosat. Ein weiteres Land hat mit Nein gestimmt – Frankreich. Alle anderen Länder haben die Genehmigungsverlängerung durchgewinkt.
7500 Mal so klimaschädlich wie CO2
Mit Sulfurylfluorid werden vor allem Holzstämme vor dem Export begast, um sie von Insekten zu befreien, die in den Importländern Schaden anrichten könnten. Der Wirkstoff ist hochgiftig und hat laut dem 6. Sachstandsbericht des IPCC ein Treibhauspotenzial, das über den Zeitraum von 100 Jahren 4630 Mal höher ist als das von CO2. Auf 20 Jahre betrachtet ist es sogar 7510 Mal so klimawirksam wie CO2. Die Emissionen von Sulfurylfluorid allein im Hamburger Hafen summierten sich in den letzten drei Jahren auf rund drei Millionen Tonnen CO2 – das ist mehr als die jährlichen Treibhausgasemissionen des innerdeutschen Flugverkehrs.
Teufelskreis aus Waldsterben und Klimagift
Bei der ursprünglichen Zulassung in Deutschland im Jahr 2007 ging das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel von einer so geringfügigen Anwendungsmenge aus, dass der Beitrag zum Treibhauseffekt zu vernachlässigen sei. Durch Hitzewellen, Dürre und verstärkten Schädlingsbefall sind allerdings in den letzten Jahren große Waldflächen abgeholzt worden, die Holzexporte sind gestiegen. Dadurch hat der Einsatz von Sulfurylfluorid stark zugenommen. Im Hamburger Hafen wurden 2015 noch 17 Tonnen angewendet, 2020 waren es 230 Tonnen – der Einsatz hat sich also fast vervierzehnfacht. Es ist ein Teufelskreis: Erst verschärft der Klimawandel das Waldsterben, dann wird durch die vermehrte Begasung wiederum die Klimakrise weiter befeuert.
So kämpfen wir für ein Verbot
In drei Jahren wird erneut über die Wiedergenehmigung entschieden, diesmal hoffentlich mit einer fundierten wissenschaftlichen Bewertung. Diese Zeit werden wir nutzen, um den öffentlichen Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen. Zu diesem Zweck haben wir bereits begonnen, ein Bündnis aus Umweltverbänden zu schmieden. Wir werden im engen Austausch mit den zuständigen Fachpolitiker:innen stehen und das Gespräch mit den verantwortlichen Bundesministerien suchen. Durch die Enthaltung Deutschlands sehen wir eine gute Grundlage, um hier zum Erfolg zu kommen.
Außerdem werden wir die internationale Zusammenarbeit verstärken: Wir werden uns mit NGOs aus ganz Europa vernetzen, um in allen Mitgliedstaaten für ein Nein zu Sulfurylfluorid zu lobbyieren. Unsere umfangreiche Recherche zu dem Klimagift werden wir dazu in verschiedene Sprachen übersetzen lassen und den Partnerorganisationen zur Verfügung stellen. Mit dieser langfristigen Vorarbeit können wir es schaffen, dem Klimagift ein Ende zu machen. Alternativen gibt es bereits: Der Hauptimporteur von deutschem Holz, China, akzeptiert auch die Entrindung, Wärme- oder Unterwasserbehandlung.