Wasserstoff: Auch aus Atomkraft und Erdgas?
Hinter vielen Geschäftsideen rund um Wasserstoff verstecken sich alte, umweltschädliche Techniken. Wir haben unsere interaktive Karte aktualisiert und fassen die neuesten Entwicklungen rund um Wasserstoff aus Erdgas und Atomkraft zusammen.
Kasimir Buhr · 3 Minuten Lesezeit
Wasserstoff gilt vielen als Wundermittel, um Industrie und Verkehr klimaneutral umzugestalten. Doch mit erneuerbarem Strom hergestellter, klimafreundlicher Wasserstoff („grüner“ Wasserstoff) wird knapp bleiben. Gas- und Energiekonzerne sehen darin eine Chance, ihre alten Geschäftsmodelle zu retten und setzen auf Wasserstoff, der mit Erdgas oder Atomkraft hergestellt wird.
Frankreich setzt auf Atom-Wasserstoff
Während in Deutschland der Atomausstieg in wenigen Monaten bevorsteht, setzt Frankreich weiter auf Kernkraftwerke. Zwei Drittel des französischen Stroms stammen aus der Atomkraft, doch viele Reaktoren sind alt und störanfällig. Das zeigte sich besonders deutlich im vergangenen Jahr als fast jeder zweite Reaktor ausfiel. Grund waren Sicherheitsprobleme und die niedrigen Wasserstände durch den heißen Sommer.
Doch Frankreich will trotzdem an der riskanten Atomtechnik festhalten und braucht darum frisches Geld für die Modernisierung des Kraftwerk-Parks. Daher setzte sich das Land vehement dafür ein, Atomkraft in der EU-Taxonomie als „nachhaltig“ einzustufen. Und auch beim Wasserstoff setzt sich Frankreich international für die Atomkraft ein: Denn auch mit Atomstrom kann aus Wasser das begehrte Gas hergestellt werden. Oft wird dann von „rotem“ Wasserstoff gesprochen.
Klimaschädlicher Wasserstoff aus Norwegen für RWE
Deutschland setzt ebenso auf umweltzerstörende Wasserstoff-Projekte – vor allem aus Norwegen soll aus Erdgas hergestellter Wasserstoff importiert werden. Der norwegische Staatskonzern Equinor will dazu Erdgas in Wasserstoff und CO2 spalten. Das dabei entstehende Kohlendioxid soll unter dem Meeresboden gelagert werden. Klimafreundlich ist das nicht, denn weder wird das gesamte CO2 von den Abgasen abgetrennt, noch ist sicher, ob es unter dem Meeresboden bleibt. Außerdem wird bei der Förderung von Erdgas extrem klimaschädliches Methan frei.
Auf diesen so genannten blauen Wasserstoff setzt unter anderem RWE: Der Energiekonzern plant für den Braunkohle-Ausstieg 2030 mit neuen Gaskraftwerken, die auch mit Wasserstoff betrieben werden können. Diese Kraftwerke sind eigentlich sinnvoll, um mit erneuerbarem Wasserstoff dann einzuspringen, wenn Solar- und Wind-Energie zu wenig Strom liefern. Doch für den Betrieb soll klimaschädlicher blauer Wasserstoff aus Norwegen geliefert werden. Die von Equinor gelieferte Leistung soll bis 2038 von anfangs 2GW auf 10GW steigen. Man setzt also langfristig auf Wasserstoff aus fossilem Erdgas.
Nur erneuerbarer Wasserstoff hilft dem Klima
Nur wenn Wasserstoff mit erneuerbarem Strom hergestellt wird, kann er einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Wir fordern darum, dass sich Deutschland festlegt und nur erneuerbaren Wasserstoff fördert. Doch die Zeit drängt, denn die Regierung überarbeitet aktuell die nationale Wasserstoffstrategie.
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