Kein Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung!

Die Gasbranche wirbt für den breitflächigen Einsatz von Wasserstoff als Ersatz für fossiles Gas beim Heizen. Warum das keine gute Idee ist, erklären wir hier.

Wasserstoff nicht verheizen!

Die Wärmewende hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung ist aktuell eine der zentralen Herausforderungen für deutsche Kommunen. Gerade seit dem Ukrainekrieg steht die Energiesicherheit ganz oben auf der Wunschliste vieler Menschen. Die Wärmeplanung, die alle Kommunen bis 2028 vorlegen müssen, birgt nun das Potenzial, Klimaschutz und Planungssicherheit für Bürger:innen miteinander zu vereinen. Doch weil die Gaslobby ihr fossiles Geschäftsmodell so lange wie möglich am Leben erhalten will, propagiert sie, Wasserstoff als gleichwertigen Ersatz für klimaschädliches Erdgas zu verheizen. Wir stellen klar: Teurer Wasserstoff hat in der kommunalen Wärmeplanung nichts verloren!

Unsere Forderungen

  • Verbrennungsprozesse zur Wärmeerzeugung minimieren Kommunen sollen keinen Wasserstoff fürs Heizen, sondern nur für industrielle Prozesse einplanen. Für die Fernwärme muss die Verbrennung von Gasen, Biomasse oder anderen Brennstoffen auf die Abdeckung der Spitzenlast an besonders kalten Tagen begrenzt sein.
  • Planbarkeit schaffen: Frühzeitig öffentlich über die Stilllegung von Gasverteilnetzen informieren Gaskund:innen sollten möglichst früh informiert werden, wenn die Kommune die schrittweise Stilllegung des Gasnetzes plant. Ergänzend sollen Bürger:innen durch Dialogformate in den Wärmeplanungsprozess eingebunden werden.
  • Erneuerbare Fernwärme und Stromnetze ausbauen Mit erneuerbaren Energien betriebene Fernwärmenetze stellen in vielen Kommunen eine gute Alternative zur individuellen Gebäudeheizung dar. Aufgrund der steigenden Zahl an strombetriebenen Wärmepumpen muss zudem der Stromnetzausbau vorangetrieben werden.

Weitere Hintergrundinformationen

Welche Gesetzesgrundlage steckt hinter der kommunalen Wärmeplanung?

Ende 2023 hat die Bundesregierung das sogenannte Wärmeplanungsgesetz (WPG) verabschiedet und gemeinsam mit der Novellierung des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) den Startschuss für die deutsche Wärmewende gegeben. Auf Basis der beiden Gesetze sollen Kommunen und Bürger:innen darüber entscheiden können, wie sie zukünftig klimafreundlich heizen möchten. Laut WPG haben Kommunen dabei mehrere Möglichkeiten: Sie können Fernwärme-Gebiete ausweisen, in denen ein Wärmenetz aus- oder neugebaut werden soll, oder sie weisen ein Gebiet als dezentral versorgtes Gebiet aus – dort müssen sich Bewohner:innen um eine individuelle klimaneutrale Heizlösung kümmern. Als dritte Möglichkeit wurde die Ausweisung von Wasserstoffnetzgebieten in das Gesetz aufgenommen, dafür gelten jedoch strengen Kriterien.

Was bedeutet das für Bürger:innen?

Durch die Veröffentlichung der kommunalen Wärmepläne sollen die Bürger:innen Planungssicherheit gewinnen: Sollte ihre Wohnung in einem zukünftigen Fernwärme-Gebiet liegen, müssen sie sich nicht zwangsläufig um eine individuelle Heizlösung kümmern, sondern können einfach auf den Anschluss an das Wärmenetz warten. Ganz anders verhält es sich, wenn sie in einem „dezentral versorgten“ Gebieten wohnen. Hier gilt: Sobald die Wärmeplanung vorliegt, dürfen nur noch Heizungen mit einem Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien installiert werden. In einem Wasserstoffgebiet können Bürger:innen sich zumindest in der Theorie auf einen Anschluss an ein Wasserstoffnetz einstellen und eine Wasserstoff-ready Heizung kaufen. Dass diese letzte Option jedoch hohe Kostenrisiken für Verbraucher:innen und Energieversorger birgt, wird gerade vielen Menschen vor Augen geführt. Das hängt vor allem mit der aufwändigen Herstellung von Wasserstoff zusammen.

Warum ist die Herstellung von Wasserstoff so teuer?

Wasserstoff ist von Natur aus in großen Teilen unserer Umgebung enthalten. Um das leichte Gas nutzbar zu machen wird es aktuell meist aus fossilen Brennstoffen hergestellt, wobei große Mengen CO2 freiwerden. Man kann Wasserstoff jedoch auch umweltfreundlich herstellen – durch die Elektrolyse, bei der mittels erneuerbarem Strom Wasser in seine Bestandteile zerlegt wird. Diese Methode, bei der sogenannter „grüner“ Wasserstoff produziert wird, ist jedoch sehr ineffizient und verbraucht große Mengen an Strom. Aufgrund physikalischer Grenzen sind Wissenschaftler:innen sich darüber einig, dass der Wirkungsgrad der Elektrolyse sich bis 2050 nicht bedeutsam verbessern wird. Mehr Infos zur Herstellung von Wasserstoff finden Sie hier.

Warum sind auch Biomasse, Biogas und Co. keine gute Option?

Als Bioenergie bezeichnet man Brennstoffe, die aus organischen Materialien hergestellt werden. Meist sind das Energiepflanzen (z.B. Mais oder Raps), Bioabfälle, oder Alt- und Restholz in Form von Holzpellets oder Hackschnitzeln. Wie bei Kohle und Erdgas werden auch hier bei der Verbrennung große Mengen Treibhausgase frei, bei der Verbrennung von Holz können diese Emissionen sogar höher liegen als bei fossilen Brennstoffen. Im schlimmsten Fall wird das Holz aus dem Ausland energieaufwändig importiert. Bei der Nutzung von Energiepflanzen kommen Flächennutzungskonflikte mit der Lebensmittelproduktion und Biodiversitätsverluste beim Anbau in Monokulturen hinzu.

Nachhaltig stehen biogene Energieträger ähnlich wie Wasserstoff daher nur sehr begrenzt zur Verfügung: Dafür sollten die Materialien aus der direkten Umgebung kommen (z. B. aus einem Umkreis von 50 Kilometern) und ausschließlich verbrannt werden, wenn sie nicht mehr auf andere Weise als Rohstoff dienen können. Somit bietet sich Bioenergie meist nur in ländlichen Gebieten, in denen genügend nachhaltige Biomasse aus der Region vorhanden ist, an.

Unsere Kampagne

Wir wollen den deutschlandweiten Ausstieg aus fossilem Gas und warnen im Wärmesektor vor der Scheinlösung Wasserstoff. Dafür werden wir auf verschiedene Weisen aktiv:

  • Faktenpapier zum Irrweg Wasserstoffheizungen Gemeinsam mit dem DUH, BUND und WWF haben wir einen professionellen Kosten-Check fürs Heizen mit Wasserstoff in Auftrag gegeben. Das Ergebnis finden Sie in unserem gemeinsamen Faktenpapier unten im Bereich "Downloads".
  • Informationssendung an deutsche Kommunen Ende Februar 2024 haben wir allen deutschen Kommunen ein digitales Infopaket zum Thema Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung geschickt. Das waren mehr als 7.000 Sendungen!
  • Offener Brief "Wasserstoff nicht verheizen" Im März 2024 warnten wir in einem offenen Brief gemeinsam mit bundesweit mehr als 200 Umweltgruppen Oberbürgermeister:innen vor der Kostenfalle Wasserstoff.
  • Online-Werkstattreihe für Klimaengagierte mit GermanZero Von April bis Juni 2024 unterstützen wir im Rahmen einer Veranstaltungsreihe engagierte Bürger:innen dabei, selber aktiv zu werden und Kampagnen für eine nachhaltige Wärmewende bei sich vor Ort zu starten.
  • Rechtsgutachten für Kommunen Im Juni 2024 zeigte ein von uns beauftragtes Gutachten, dass Kommunen Wasserstoff zum Heizen schon früh im Wärmeplanungsprozess ausschließen können und sollten. Diese Ergebnisse sorgten für großes Interesse und viel Aufmerksamkeit, auch in Fachkreisen: Über 300 Interessierte aus den Kommunen nahmen an unserem Online-Seminar zur Vorstellung des Gutachtens teil und zahlreiche Medien berichteten über die Ergebnisse.

Infomaterialien zum Download

Aktiv werden

Unsere Tipps für lokale Klimaengagierte

In unserem Werkzeugkasten haben wir Tipps und Möglichkeiten für Sie zusammengestellt, wie Sie die Wärmeplanung in Ihrer Stadt als aktive Klimaschützer:in begleiten können. Dort finden Sie außerdem die Aufzeichnungen der gemeinsamen Online-Werkstattreihe mit GermanZero.

Zum Werkzeugkasten
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Hintergründe zum Thema Wasserstoff

Auf unseren Themenseiten finden Sie weitere Informationen zum Thema Wasserstoff

217 Organisationen warnen: Wasserstoff nicht verheizen!

Offener Brief

Während die Gaslobby in den Kommunen dafür wirbt, die Gasnetze auf Wasserstoff umzustellen, sagen wir: Wasserstoff ist zu teuer und ineffizient, um ihn zu verheizen. Auf einer interaktiven Karte können Sie außerdem herausfinden, ob sich Ihr Stadtwerk oder lokaler Gasversorger bei einer Wasserstoff-Plattform der Gaslobby-Verbände einsetzt.

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Gutachten für Kommunen: Rechtssichere Wärmeplanung ohne Wasserstoff

Aktuelle Meldung

Obwohl Wasserstoff zum Heizen viel zu knapp und teuer sein wird, wirbt die Gabranche bei lokalen Energieversorgern und Kommunen dafür. Unser Gutachten zeigt nun: Kommunale Wärmeplanungen mit Wasserstoff zum Heizen sind aus rechtlicher Sicht derzeit nicht verantwortbar.

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Wasserstoff: zu teuer zum Verheizen

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„H2-ready“-Heizkessel versprechen saubere und günstige Wärme. Doch die ineffiziente Technik könnte für Hausbesitzer:innen teuer enden und den Ausstieg aus fossilem Gas unnötig verzögern.

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