Im Gegensatz zur Schweine- und Geflügelhaltung, bei der die Bilder von vielen, eng zusammengepferchten Tieren sehr präsent sind, hat die Haltung von Milchkühen einen besseren Ruf in der Gesellschaft. Doch die Vorstellung von Bauernhöfen mit ein paar Milchkühen auf der Weide ist auch hier nicht der Normalfall. Nur etwa 40 Prozent der Kühe in Deutschland haben Weidegang, der Rest ist das ganze Jahr im Stall – und etwa 20 Prozent der Milchviehbetriebe in Deutschland besitzen über 100 Milchkühe.
Besonders aber eine Zahl steht für die Probleme in der intensiven Milchviehhaltung: Die durchschnittliche Kuh gibt in Deutschland nur bis zu drei Jahre lang Milch. Rechnet man die Zeit bis zum ersten Kalb dazu, ergibt das eine Lebensdauer von etwa fünf Jahren. Dabei kann eine Kuh bis zu 20 Jahre alt werden und auch im Stall ohne Probleme zwölf Jahre oder mehr Milch geben. Der große Unterschied zwischen der Lebenserwartung der Kühe und der durchschnittlichen Nutzungsdauer entsteht, weil die meisten Milchkühe nur unter dem Aspekt gehalten und gezüchtet werden, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Milch zu geben. Seit den 1950er Jahren hat sich die Milchleistung je Kuh mehr als verdreifacht. Für eine dauerhaft hohe Milchleistung muss eine Kuh jedes Jahr ein Kalb bekommen. Das Kalb wird in der Regel kurz nach der Geburt von seiner Mutter getrennt. Während das Muttertier bis zu 30 Liter täglich für den menschlichen Konsum produziert, wird das Kalb oftmals mit Milchersatz gefüttert. Diese sogenannten Milchaustauscher bestehen neben tierischen auch aus pflanzlichen Eiweißen wie Soja, Erbsen und Weizen und sind in der Regel günstiger als die Muttermilch.
Einseitige Zucht und Fütterung auf Milchleistung, die intensive Nutzung, ein zu hoher Kraftfutteranteil und die Haltungsbedingungen führen dazu, dass die Kühe oft krank werden. Aufgrund einer verringerten Milchleistung und höherer Kosten durch tierärztliche Behandlungen und Medikamente werden kranke Tiere sehr schnell aus der Herde aussortiert und zum Schlachthof gebracht.