Die Strategie der Agrarkonzerne

Immer häufiger durchsuchen Firmen das Erbgut von Pflanzen nach zufälligen Mutationen und interessanten genetischen Variationen, um diese dann patentieren zu lassen. Einige der 2021 veröffentlichten Patentanträge beanspruchen dutzende, hunderte oder sogar tausende Genvarianten, die in Getreidearten wie Soja und Mais entdeckt wurden. Aber auch Gemüsearten wie Kartoffeln, Spinat, Salat, Gurken und Tomaten sind davon betroffen. Viele Firmen verwenden in ihren Patentanträgen spezielle Formulierungen, mit denen technische Elemente wie zum Beispiel die Genschere CRISPR/Cas mit üblichen Methoden der herkömmlichen Züchtung vermischt werden. Dadurch werden die Grenzen zwischen herkömmlicher Züchtung und gentechnischen Eingriffen systematisch verwischt.

Unterschriftenübergabe am Europäischen Patentamt: Fotoaktion mit unglücklichem Gemüse

Patentechaos und Rechtsunsicherheit

Rund 300 Patente auf herkömmlich gezüchtete Nutzpflanzen wurden vom EPA bereits erteilt. Diese betreffen über 800 verschiedene Pflanzensorten. 120 davon werden gleich in mehreren Patenten erwähnt. Und jedes Jahr kommen rund 100 neue Patenanträge dazu. Besonders für kleine und mittelständische Züchter:innen bedeutet das eine erhebliche Rechtsunsicherheit, zusätzlichen finanziellen Aufwand und eine große Hürde für die Entwicklung neuer Sorten. Denn um Patentverletzungen zu vermeiden, müssen aufwändige Patentrecherchen und Genanalysen durchgeführt werden und gegebenenfalls Lizenzverträge mit den Patentinhaber:innen abgeschlossen werden. Darüber hinaus erstreckt sich die herkömmliche Züchtung einer neuen Sorte über Jahrzehnte und es besteht die Möglichkeit, dass während dieser Zeit ein Patent erteilt wird, das eine Markteinführung der neuen Sorte blockiert.

Übergabe des Patentberichts an das Europäischen Patentamt in München Übergabe des Patentberichts an das Europäischen Patentamt in München
Übergabe des Patentberichts an das Europäische Patentamt in München Übergabe des Patentberichts an das Europäische Patentamt in München
Übergabe des Patentberichts an das Europäischen Patentamt in München Übergabe des Patentberichts an das Europäischen Patentamt in München
Übergabe des Patentberichts an das Europäischen Patentamt in München Übergabe des Patentberichts an das Europäischen Patentamt in München
Übergabe des Patentberichts an das Europäischen Patentamt in München Übergabe des Patentberichts an das Europäischen Patentamt in München

Das Ende der Pflanzenzucht, wie wir sie kennen

Der Patentbericht zeigt deutlich, dass durch Patente auf Pflanzen ohne Gentechnik die Arbeit von herkömmlichen und ökologischen Züchter:innen behindert oder gänzlich unterbunden wird. Sie gewähren den Patentinhaber:innen eine Monopolstellung und schließen alle anderen Züchter:innen von der Weiterentwicklung patentierter Sorten aus oder fordern Lizenzverträge ein. Wird diese Entwicklung nicht gestoppt, bedeutet dies das Ende der Pflanzenzucht, wie wir sie kennen.

Wir fordern die Regierungen der 38 Vertragsstaaten des EPA auf, die jahrelangen Rechtsunsicherheiten durch politische Entscheidungen auszuräumen und der aktuellen Vergabepraxis einen Riegel vorzuschieben. Unterstützen Sie unsere Forderung und senden Sie einen Appell an Bundesjustizminister Marco Buschmann, sich für ein Verbot von Patenten auf herkömmlich gezüchtete Pflanzen stark zu machen.

Weiterführende Links:
> Mehr Informationen über Patente auf Pflanzen und Tiere

Mitmachen

16.988/20.000 Einträge

Patente auf Saatgut stoppen!

Mitmach-Aktion

Fordern Sie jetzt Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann auf, sich für ein Verbot von Patenten auf Saatgut einzusetzen.

Jetzt mitmachen
Jetzt mitmachen

Weitere Meldungen zum Thema

Vögel füttern im Winter: So können Sie Wildvögel helfen

Landwirtschaft

– Auch im Winter können Sie im eigenen Garten, auf dem Balkon und rund um’s Haus einiges für den Umwelt- und Naturschutz tun. Wir fassen zusammen, welche Aufgaben jetzt im Garten anstehen, was Sie beim Vogel füttern beachten sollten, wieso Streusalz schlecht für die Umwelt ist und welche Alternativen es gibt.

Vögel füttern im Winter: So können Sie Wildvögel helfen

Glyphosat-Klage: Es geht weiter!

Landwirtschaft

– 2023 wurde der Einsatz von Glyphosat in der EU für weitere zehn Jahre genehmigt. Diese fatale Entscheidung konnten wir nicht hinnehmen: Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen beschlossen wir im Dezember 2023, vor Gericht zu ziehen. Nun haben unsere Anwält:innen Klage vor dem Europäischen Gericht eingereicht.

Glyphosat-Klage: Es geht weiter!

Der Malser Weg: „Wir lassen nicht locker!“

Landwirtschaft

– Das Dorf Mals wollte die erste pestizidfreie Gemeinde Europas werden. Dafür traten die Malser:innen gegen mächtige Gegner an. Nun feiert der „Malser Weg“ sein zehnjähriges Jubiläum. Zeit, nachzufragen: Hat sich der Kampf gelohnt, und wie sieht die Zukunft aus?

Der Malser Weg: „Wir lassen nicht locker!“
Zurück nach oben