Weitere Messkampagnen in der Schweiz und Deutschland
Messungen im Schweizer Münstertal
Unsere Pestizidmessungen in Südtirol stießen auch im benachbarten Schweizer Kanton Graubünden auf Interesse. Dort sorgt man sich über die grenzüberschreitende Belastung mit Pestizidrückständen durch den intensiven Obstbau in Südtirol. So kam es dazu, dass uns das Amt für Natur und Umwelt des Kantons Graubünden darum bat, 2019 auch in Graubünden mit unseren Passivsammlern nach Pestizidrückständen zu fahnden. Um den Pestizideintrag in der Luft im Münstertal zu bestimmen, wurden an drei Standorten in unterschiedlichen Abständen zum Vinschgau Passivsammler aufgestellt. Die Messungen ergaben, dass sowohl die Anzahl der nachgewiesenen Pestizide als auch die gesamte Pestizidkonzentration mit zunehmender Entfernung vom Vinschgau deutlich abnimmt. Dies deutet darauf hin, dass eine Verfrachtung der Pestizide durch die Luft aus dem Vinschgau ins Münstertal stattfindet.
Messungen für Greenpeace Schweiz
Ebenfalls 2019 führten wir an vier Standorten im Wallis, in der Nordwestschweiz, im Mittelland und in der Ostschweiz für Greenpeace Schweiz Messungen mit unseren Passivsammlern durch. An allen Standorten war sowohl im Sommer als auch im Herbst eine mehrfache Belastung mit Pestiziden festzustellen. Insgesamt konnten 25 verschiedene Pestizidwirkstoffe bzw. Metaboliten nachgewiesen werden. Unsere explorative Untersuchung für Greenpeace belegte somit, dass es in der Schweiz – wie in anderen Ländern auch – ein Problem mit der Verfrachtung von Pestiziden über die Luft gibt.
Messungen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg
Auch im und um das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin konnten wir in einer Untersuchung Rückstände von Pestiziden in der Luft nachweisen. Für unsere Datenerhebung standen in den Landkreisen Barnim und Uckermark in Brandenburg für die Dauer von einem Jahr (von September 2018 bis September 2019) an vier Standorten Passivsammler sowohl innerhalb des Biosphärenreservats als auch auf daran angrenzenden Flächen. Direkt angrenzend an das Biosphärenreservat findet intensiver konventioneller Ackerbau statt. Und auch im Biosphärenreservat selbst wird Ackerbau betrieben, auf etwa einem Viertel der Gesamtfläche. Mit unserer Untersuchung konnten wir Pestizidwirkstoffe in einer Kernzone des Biosphärenreservats nachweisen. Das ist schockierend, denn die Natur sollte an solchen Orten im Sinne des Erhalts der Artenvielfalt vor menschlichen Eingriffen geschützt sein. Um diesen Schutz zu gewährleisten, muss die Politik sofort Maßnahmen ergreifen: Das Ausbringen von Pestiziden in Schutzgebieten muss grundsätzlich verboten werden. Außerdem braucht es rund um Schutzgebiete pestizidfreie Pufferzonen, die verhindern, dass die Pestizide in sensible Lebensräume eindringen können.