Deutschlandweite Proteste gegen Lobbyverband "Zukunft Gas"
Im Rahmen des Aktionstages “Unsere Stadtwerke raus aus der Gaslobby!” protestieren am 25. September Menschen in sieben Städten mit Infoständen oder Kundgebungen vor den Geschäftsstellen ihrer Stadtwerke. Sie kritisieren deren Mitgliedschaft im Lobbyverband “Zukunft Gas”. Die Forderungen auf ihren Plakaten lauten “Unser Stadtwerk raus aus der Gaslobby” und “Kein Geld für Gas”.
Die Protestierenden prangern an, dass Mitgliedsbeiträge für den fossilen Lobbyverband dem Gemeinwohlauftrag der Stadtwerke widersprechen. “Zukunft Gas” steht seit Monaten in der Kritik, sich einseitig für die Interessen großer Gaskonzerne einzusetzen. Das Umweltinstitut München hat zu den bundesweiten Protesten aufgerufen und selbst eine Demonstration in München organisiert. Außerdem findet in Berlin eine Kundgebung direkt vor der Zentrale von “Zukunft Gas” statt.
Proteste finden in folgenden Städten statt: Berlin, München, Augsburg, Fürth, Heilbronn, Wiesbaden, Fulda und Freiburg. Die Aktivist:innen konnten bereits im Vorfeld des Aktionstags Erfolge verbuchen: Nach Ankündigung von Protesten in Bochum und Dortmund sowie Friedrichshafen gaben die lokalen Energieversorger Gelsenwasser Energienetze GmbH sowie das Stadtwerk am See den Austritt aus „Zukunft Gas“ bekannt.
Anlass für den Aktionstag ist der VKU-Kongress, der größte Kongress der kommunalen Energiewirtschaft in Deutschland, der am 26. September in Köln stattfindet. Henning Peters, Referent für Energie und Klima beim Umweltinstitut München, erklärt: “Heute demonstrieren wir vor zahlreichen Stadtwerken, um den Geschäftsführer:innen eine klare Botschaft mit auf den Weg zum VKU-Kongress zu geben: Treten Sie aus der Gaslobby aus!”. Seit letztem Jahr haben 26 Stadtwerke den Verband bereits verlassen. “Auf dem VKU-Kongress wird das definitiv heiß diskutiert werden. Die etwa 80 Geschäftsführer:innen, die noch immer an einer Mitgliedschaft in der Gaslobby festhalten, werden sich vor ihren Kolleg:innen erklären müssen,” so Peters.
“Wir begrüßen, dass sich Stadtwerke aktiv in die Politik einbringen, etwa durch eine Mitgliedschaft im Verband kommunaler Unternehmen (VKU)”, meint Henning Peters. “Nicht in Ordnung ist aber, wenn über die Mitgliedsbeiträge der Stadtwerke ein Lobbyverband finanziert wird, der mit realitätsfernen Versprechungen den Ausstieg aus den fossilen Energien verzögern möchte”. Bundesweit sind über 80 Stadtwerke bei “Zukunft Gas” engagiert, während nur zwei Stadtwerke als Mitglieder des Bundesverbandes erneuerbare Energien auftreten.
Energiereferent Peters führt die Kritik an “Zukunft Gas” weiter aus: “Besonders erschreckend ist die irreführende Informationspolitik zu Erdgasheizungen unter der neutral anmutenden Internetseite gas.info. Erdgasheizungen werden dort mal eben als klimaschonend bezeichnet, obwohl Erdgas laut aktuellen Erkenntnissen ähnlich klimaschädlich ist wie Kohle. Außerdem wird dort der Eindruck erweckt, Erdgasheizungen seien quasi schon fast klimaneutral, weil sie in Zukunft theoretisch auch grünen Wasserstoff oder Biomethan verbrennen könnten. Anerkannte wissenschaftliche Studien sehen jedoch keine Nutzung von Wasserstoff für Raumwärme in Einzelhaushalten vor. Für fehlinformierte Hausbesitzer:innen kann die Investition in eine H2-Ready Gasheizung so schnell zur Kostenfalle werden. Eine H2-ready Gasheizung ohne H2 ist einfach eine Erdgasheizung – und bringt dem Klima gar nichts.”
Weitere Informationen
Bilder zu den Aktionen sind hier abrufbar und können unter Nennung der im Dateinamen genannten Organisationen und Personen frei verwendet werden.
Neben den Protesten vor den Stadtwerken fand in Berlin heute eine Demonstration vor der Zentrale von Zukunft Gas statt. Die Presseerklärung der Organisator:innen finden Sie hier. Morgen, 26.09.2023, plant LobbyControl eine Kundgebung am VKU-Kongress in Köln.
Hinweis: In der ursprünglichen Version der Pressemitteilung wurde eine Aktion in Frankfurt erwähnt. Diese hat jedoch nicht stattgefunden und wurde deswegen aus dem Text entfernt. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.