Der Gedanke an Radioaktivität verursacht bei vielen Menschen ein ungutes Gefühl. Wir können sie weder sehen, noch riechen oder schmecken, und dennoch stellt sie eine Gefahr für die Gesundheit dar. Spezielle Messgeräte helfen, Radioaktivität zu erkennen und zu bewerten.
Was ist Radioaktvität?
Ob ein Stoff radioaktiv ist oder nicht hängt von der Stabilität der Atomkerne ab, die wiederum wesentlich vom Verhältnis der Protonen (positiv geladene Kernbausteine) zu Neutronen (elektrisch neutrale Kernbausteine) bestimmt ist. Einen instabilen Atomkern nennt man Radionuklid. Der radioaktive Zerfall ist ein Zufallsprozess, der für jedes Radionuklid mit einer individuellen Zerfallswahrscheinlichkeit abläuft, die durch die sogenannte Halbwertszeit charakterisiert ist. Nach einer Halbwertszeit ist noch die Hälfte der instabilen Atomkerne übrig, nach einer weiteren Halbwertszeit nur noch ein Viertel – und so weiter.
Was ist der Unterschied zwischen künstlicher und natürlicher Radioaktivität?
Es gibt eine Vielzahl radioaktiver Stoffe auf der Erde. So ist in natürlichem Kalium ein Anteil des radioaktiven Isotops Kalium-40 vorhanden. In der Erdkruste kommen zudem Uran-238, Uran-235 und Thorium-232, sowie deren Zerfallsprodukte vor. Je nach Region ist die Belastung mit natürlicher Radioaktivität für Menschen sehr unterschiedlich. Auch aus dem Weltall kommt Strahlung auf die Erde – auch wenn sie größtenteils vom Erdmagnetfeld und der Atmosphäre abgeschirmt wird. Im Gegensatz dazu sprechen wir von künstlicher Radioaktivität, wenn es um von Menschen erzeugte Radionuklide geht, die etwa durch die Spaltung von Atomkernen in Atomkraftwerken oder Atomwaffen entstehen. Hinsichtlich der Gesundheitsgefahren spielt es keine Rolle, ob Radioaktivität künstlichen oder natürlichen Ursprungs ist, allein auf die Strahlendosis kommt es an.
Welche Arten von Strahlung gibt es?
Radioaktive Partikel (Strahler) können vier verschiedene Arten von Strahlung aussenden:
Alpha-Strahlung besteht aus freien Helium-Kernen, also Teilchen mit zwei Protonen und zwei Neutronen. Uran, Thorium und ihre Zerfallsprodukte (darunter Radon) sind Alpha-Strahler. Direkte Alpha-Strahlung kann leicht durch ein Blatt Papier oder die oberste (tote) Hautschicht abgeschirmt werden. Wenn sie ins Innere des Körpers gelangt, ist sie aber sehr schädlich.
Beta-Strahlung besteht aus Elektronen oder deren Antiteilchen, den Positronen. Sie dringt tiefer ins Gewebe ein, kann aber zum Beispiel durch relativ dünne Metallplatten abgeschirmt werden. Beispiele für Beta-Strahler sind Tritium (dreifach schwerer Wasserstoff) und Strontium-90, welche in Atomreaktoren entstehen.
Gamma-Strahlung besteht aus Photonen und bezeichnet sehr energiereiches Licht. Gamma-Strahlung kann zum Beispiel durch dicke Bleiplatten abgeschirmt werden. Kalium-40 ist ein reiner Gamma-Strahler, beim Zerfall von Caesium-137 tritt sowohl Beta- als auch Gamma-Strahlung aus.
Neutronenstrahlung besteht aus den elektrisch neutralen Kernbausteinen, den Neutronen. Sie ist für menschliches Gewebe sehr schädlich und kann mit schweren Metallen wie Blei nur sehr schlecht abgeschirmt werden. Dicke Betonmauern oder Wasserbecken schützen dagegen vor Neutronen. Neutronen entstehen bei der Kernspaltung, etwa von Uran-235 in einem Atomreaktor.
Wie wird Radioaktivität gemessen?
Radioaktivität kann mit menschlichen Sinnesorganen nicht erfasst werden. Es gibt aber Messgeräte, die Strahlung anzeigen. Dafür werden verschiedene Messgrößen und Einheiten verwendet.
Die Aktivität wird in Becquerel (Bq) gemessen. Sie bezeichnet die Anzahl der radioaktiven Zerfälle pro Sekunde. Sie wird oft auf die Masse in Kilogramm (kg) eines Stoffes bezogen.
Für die schädigende Wirkung auf den Körper ist die effektive Dosis entscheidend. Sie wird in Sievert gemessen und errechnet sich aus der im Körper deponierten Energie, die je nach Organ und Strahlenart mit Faktoren gewichtet wird. So ist die Haut zum Beispiel weniger strahlenanfällig als das Knochenmark und Alphastrahlung ist wirksamer als Gammastrahlung.
Im Strahlenschutzgesetz werden Grenzwerte für die effektive Dosis angegeben, die für kerntechnische Anlagen, Radiomedizin, Innenraumluft, aufgenommene Nahrung, oder auch für Flugpersonal relevant sind.
Radioaktivitäts-Messprogramm des Umweltinstituts
Anhand der unterschiedlichen Energie der Strahlung können verschiedene Radionuklide identifiziert werden. Das Umweltinstitut betreibt dazu ein Gammaspektrometer zur nuklidspezifischen Messung, sowie eine Messstation zur ständigen Überprüfung der Ortsdosisleistung in der Münchner Außenluft.
Gerichtsurteil: Atomwaffenfähiges Uran bleibt im Forschungsreaktor
Atomkraft, Radioaktivität
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Das Umweltinstitut setzt sich seit Jahrzehnten gegen den Einsatz von atomwaffenfähigem Uran im Forschungsreaktor FRM II in Garching bei München ein. Nun hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof eine Klage des BUND Naturschutz gegen den Weiterbetrieb des Reaktors abgewiesen - das ist enttäuschend.
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Vor einem Jahr wurden die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Damit ist unsere Stromversorgung ein gutes Stück sicherer geworden: Das ist eine sehr gute Nachricht! Im Vorfeld der Abschaltung heraufbeschworene Horrorszenarien sind nicht eingetreten - ein Rückblick.