Pendimethalin: Gefährliches Pestizid weiter zugelassen
Pendimethalin wird in der konventionellen Landwirtschaft ähnlich wie Glyphosat zur Bekämpfung von Beikräutern eingesetzt. Obwohl das Pestizid hoch problematisch ist, sich über die Luft weit verbreitet und eigentlich leicht zu ersetzen wäre, wurde seine Zulassung nun um weitere zwei Jahre verlängert. Diese Entscheidung gefährdet nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit von Menschen und Tieren.
Aktuell sind in Deutschland 15 Pendimethalin-haltige Mittel zugelassen, unter anderem für den Einsatz bei Feldfrüchten wie Erdbeeren, Kern- und Steinobst, Fenchel, Spargel, Weizen, Raps und Mais. Mit einer Absatzmenge von rund 770 Tonnen pro Jahr ist der Wirkstoff einer der meist verwendeten in Deutschland. Gerade wurde die EU-Genehmigung von Pendimethalin für zwei weitere Jahre verlängert – und das, obwohl das Pestizid sich weit über die Luft verbreitet, gefährlich und leicht zu ersetzen ist.
Hormonell wirksam und krebserregend
Pendimethalin steht im Verdacht hormonell wirksam zu sein und das ungeborene Kind im Mutterleib zu schädigen. In den USA ist es außerdem offiziell als „möglicherweise krebserregend für den Menschen“ eingestuft. Zudem belegen Studien ein erhöhtes Risiko für Nierenschäden wie auch eine DNA-schädigende Wirkung.
Auch für die Umwelt ist Pendimethalin eine Gefahr, denn es ist sehr giftig für Wasserlebewesen. Dass Pendimethalin regelmäßig in Gewässern nachgewiesen wird, ist deshalb hoch problematisch.
Aufgrund seiner für Mensch und Umwelt gefährlichen Eigenschaften ist der Stoff in der EU als so genannter Substitutionskandidat eingestuft. Substitutionskandidaten sind Stoffe, die in der EU als so gefährlich anerkannt sind, dass sie eigentlich schnellst möglich ersetzt werden sollten.
Pendimethalin verbreitet sich weit über die Luft
In unserer gemeinsamen Studie mit dem Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft zur Pestizidbelastung der Luft war Pendimethalin einer der am häufigsten gefundenen Wirkstoffe. Der Stoff wurde in knapp 90 Prozent der Rindenproben und Passivsammler nachgewiesen. Sogar in Gärten, Naturschutzgebieten und in den Filtern von Be- und Entlüftungsanlagen von Häusern haben wir das Ackergift gefunden. Verschiedene weitere Messprojekte und Monitoring-Daten belegen eine flächendeckende Belastung der Luft mit dem Wirkstoff. Pendimethalin wird über eine Entfernung bis 1000 Kilometer – vereinzelt auch weiter – über die Luft transportiert. Gleichzeitig gilt der Stoff als schwer abbaubar und reichert sich so in der Umwelt an. Menschen, Tiere und Umwelt sind also potentiell ständig dieser gefährlichen Chemikalie ausgesetzt.
Ohne Risikobewertung weiter zugelassen!
Die Abstimmung über die weitere Genehmigung von Pendimethalin hätte eigentlich auf der Grundlage einer aktuellen Bewertung der Risiken des Stoffs erfolgen müssen. Doch die zuständigen Behörden haben diese Bewertung nicht rechtzeitig fertiggestellt.
Trotzdem wurde über Pendimethalin abgestimmt und die Genehmigung verlängert. Möglich macht das eine so genannte technische Verlängerung. Bei dieser wird offiziell nur darüber abgestimmt, ob ein Stoff noch weiter auf dem Markt bleiben darf, bis die Risikobewertung abgeschlossen wurde und die eigentliche, inhaltliche Abstimmung nachgeholt werden kann.
Solche technischen Verlängerungen sollten eigentlich die Ausnahme sein, kommen inzwischen jedoch schon fast routinemäßig zum Einsatz. Sie sorgen dafür, dass zahlreiche problematische Stoffe weiterhin in unserer Umwelt landen, ohne dass ihre Risiken für Mensch und Umwelt ausreichend geprüft sind – und das oft jahrelang. In Extremfällen können Pestizidwirkstoffe mittels dieser technischen Verlängerung sogar länger auf dem Markt verbleiben, als wenn sie „regulär“ zugelassen wären!
Wir sind der Meinung: Die EU muss endlich Abstand von dieser fragwürdigen Praxis der technischen Verlängerungen nehmen. Außerdem fordern wir: Pendimethalin muss schnellstmöglich von unseren Äckern verschwinden!
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