Problem des hohen Wasserbedarfs bei dem Baumwollanbau
Die künstliche Bewässerung auf den Baumwollfeldern führt zu einer Versalzung der Böden und zu einem Rückgang der Erträge. Für die Feldbewässerung werden Flüsse aufgestaut, um das Wasser umzuleiten – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die dramatischen Folgen des industriellen Baumwollanbaus ist die Geschichte des Aralsees. Bis 1960 galt der Aralsee als viertgrößtes Binnenmeer der Welt. Mit einer Fläche von knapp 68.000 km² war er fast so groß wie Bayern. Heute sind 90 Prozent des Sees ausgetrocknet. Grund dafür ist die intensive Bewässerungslandwirtschaft in der Region. Vor allem für den Baumwollanbau werden die Zuflüsse des Aralsees umgeleitet.
Für die dort lebenden Menschen ist dies eine Katastrophe. Selbst in dem kleinen Restsee ist vom einstigen Fischreichtum nichts mehr übrig. Die hohe Salzkonzentration und die aus der Landwirtschaft eingetragenen Pestizide haben die meisten Fischarten ausgerottet. Das Trinkwasser ist knapp und mit Pflanzengiften belastet. Die in der Region häufig vorkommenden Stürme wirbeln den mit Pflanzengiften verseuchten Sand und das zurückgebliebene Salz der ausgetrockneten Seefläche auf. Die Bevölkerung leidet unter einer deutlich erhöhten Krebsrate, Atemwegserkrankungen und Missbildungen bei Neugeborenen.
Auch die Landwirtschaft hat unter den Folgen zu leiden. Durch die immer stärkere Versalzung der Böden und des Wassers gehen die Erträge zurück. Die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte ist durch den übermäßigen Pestizideinsatz schlecht. Die Grenzwerte für Pestizidrückstände in Gemüse, Obst und anderen Lebensmitteln werden in vielen Gebieten häufig überschritten. Natürlich sind die negativen Auswirkungen der künstlichen Bewässerung nicht nur ein Problem des Baumwollanbaus, sondern der Landwirtschaft in Trockengebieten allgemein. Trotz zahlreichen positiven Bestrebungen, die künstliche Bewässerung effektiver zu gestalten, wie zum Beispiel durch Tröpfchenbewässerung, werden etwa 70 Prozent des weltweit verfügbaren Süßwassers in der Landwirtschaft verbraucht – Tendenz steigend.