Symbolbild Fragen zum Ukrainekrieg

Wie viel Gas, Öl und Kohle importieren wir aus Russland?

  • Aus deutscher Sicht ist Russland einer der wichtigsten Lieferanten für fossile Energie: 55 Prozent des fossilen Gases, 45 Prozent der Kohle und 40 Prozent des Rohöls kommen aus Russland.
  • Auch aus russischer Sicht handelt es sich um eine wichtige Verbindung: Deutschland nimmt 26 Prozent des aus Russland exportierten Gases ab und ist damit der größte Kunde. Beim Öl ist Deutschland immerhin drittgrößtes Zielland nach China und den Niederlanden. Zudem gehen zehn Prozent der exportierten Kohle nach Deutschland.

Was haben fossile Energieträger mit dem Krieg in der Ukraine zu tun?

Wie schädlich ist Erdgas fürs Klima?

Fossile Gaskraftwerke werden oft als „Brückentechnologie“ bezeichnet, was sie ökologischer erscheinen lässt als sie sind. Zwar wird bei der Verbrennung von fossilem Gas weniger CO2 frei, als dies bei einer vergleichbaren Menge Kohle der Fall wäre. Die Methan-Emissionen bei Produktion und Transport des Gases gleichen diese Ersparnis allerdings größtenteils wieder aus.

Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas. Es bleibt im Vergleich mit CO2.nur kurz in der Atmosphäre, heizt dort das Klima aber stark an. Auf eine Zeitdauer von 20 Jahren betrachtet, geht man davon aus, dass Methan das Klima 84-mal stärker anheizt als die gleiche Menge an CO2.

Der einzige wirkliche Vorteil von Erdgaskraftwerken: Sie sind sehr flexibel. So können sie schnell einspringen, wenn die Erzeugung erneuerbaren Stroms zu niedrig ist. Um das Klima zu schonen, sollte das aber so selten wie möglich passieren.

Wofür wird das importierte Gas verwendet?

Sollten Atomkraftwerke jetzt länger laufen?

Welche Gefahren gehen von den Atomkraftwerken in der Ukraine aus?

Nicht nur Menschen, die sich noch an die katastrophalen Auswirkungen des Reaktorunfalls in Tschernobyl erinnern, fürchten einen erneuten nuklearen Unfall durch den Krieg. In der Ukraine stehen insgesamt 15 aktive Reaktorblöcke. Sollte ein Reaktor beschädigt werden, können große Mengen Radioaktivität austreten – eine radioaktive Wolke ähnlich der nach der Tschernobyl-Katastrophe ist nicht auszuschließen. Auch nach Abschalten eines Reaktors setzen Kernbrennstoffe „Nachzerfallswärme“ frei und müssen ständig gekühlt werden. Die Wärmeleistung nimmt kontinuierlich ab. Besonders brisant sind die ersten Tage und Wochen. Um das Schmelzen zu verhindern, müssen Brennstäbe jedoch jahrelang gekühlt werden.

Russland hat bereits Kampfhandlungen in die Nähe von nuklearen Anlagen getragen. Das Atomkraftwerk und die Reaktorruine in Tschernobyl sind von russischen Truppen besetzt, dabei soll ein Brennelementelager beschädigt worden sein. Atommülllager in Kiew und Charkiw sind Berichten zufolge von Granaten getroffen worden. Nach eigenen Angaben haben russische Truppen auch die Gegend um das Atomkraftwerk Saporischschja eingenommen.

Aus dem Kriegsgebiet können Informationen nur spärlich zu uns gelangen. Und sind schwer überprüfbar. Wir messen daher kontinuierlich die Radioaktivität in der Münchner Außenluft und veröffentlichen die Ergebnisse.

Zu unseren Messungen der Außenluft in München

Sollte der Kohleausstieg verschoben werden?

Nein, der Kohleausstieg sollte so schnell wie möglich erfolgen, denn ohne eine Begrenzung der Klimakrise würde das Risiko für Kriege massiv steigen. Dies rückt auch der am 28. Februar veröffentlichte IPCC Bericht in den Fokus.

Kohlekraftwerke können zudem nur wenig dazu beitragen, uns unabhängiger von russischen Energieimporten zu machen. Aktuell wird fast die Hälfte der in Deutschland verbrannten Kohle aus Russland importiert. Kohlekraftwerke könnten viele Anwendungen von Erdgas nicht ersetzen: Weder kann Kohle kurzfristig zum Heizen eingesetzt werden noch können Industrieanlagen einfach Kohle statt Gas als Rohstoff verwenden. Und auch für die Stromerzeugung können Kohlekraftwerke (ähnlich wie Atomkraftwerke) Gaskraftwerke nicht vollständig ersetzen, da sie im Gegensatz zu Gaskraftwerken nicht auf kurzfristige Schwankungen in der Erzeugung erneuerbaren Stroms reagieren können.

Wesentlich sinnvoller, als den Kohleausstieg über 2030 hinaus zu verschieben, ist es die Anstrengungen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien für Strom, Wärme und Mobilität zu vervielfachen. So bringen wir Klimaschutz und die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten nachhaltig voran.

Braucht Deutschland ein eigenes LNG-Terminal?

Ein LNG-Terminal ist ein Hafen, über den verflüssigtes Erdgas per Tanker geliefert werden kann. Wir haben uns bereits kürzlich mit den Plänen für ein deutsches Terminal und den Auswirkungen auf das Klima kritisch auseinandergesetzt. Für die aktuelle Krise kommt ein solches Terminal zu spät: Es ist erst in einigen Jahren gebaut – und dann droht sein Betrieb die Nutzung fossiler Energien zu verstetigen.

Der Schleswig-Holsteinische Wirtschaftsminister forderte kürzlich eine politische Garantie, dass ein eventuelles Terminal in Brunsbüttel mindestens 20 Jahre in Betrieb sein solle.

Das wäre bei der schlechten Klimabilanz von LNG eine Katastrophe. Wir bedauern es darum sehr, dass Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck am Sonntag (27. Februar) angekündigt hat, gleich zwei LNG-Terminals zu bauen und hoffen, dass dieser Fehler noch korrigiert wird.

Kann Energiesparen kurzfristig helfen?

Am besten kann die Verwendung fossiler Energieträger verringert werden, wenn Energie eingespart wird. Wie stark das kurzfristig helfen kann, ist schwer zu sagen. Aber es gibt vielversprechende Ideen und ermutigende Beispiele:

Nach dem Reaktorunglück in Fukushima wurden viele Kraftwerke abgeschaltet und die Regierung rief Firmen und Haushalte zum Energiesparen auf, um Blackouts zu verhindern. Viele Menschen beteiligten sich und es gelang die Verbrauchsspitzen zu reduzieren, sodass es nicht zu Stromausfällen kam.

In der aktuellen Lage könnte sparsames Heizen einen wichtigen Beitrag leisten. Etwa sechs Prozent der Energie lässt sich pro Grad Celsius verringerter Raumtemperatur einsparen. Das Umweltbundesamt schätzt, dass wir sieben Prozent des importierten Gases durch sparsameres Heizen und Duschen eingesparen können.

Ein Tempolimit könnte helfen, Öl zu sparen. Das liegt daran, dass der Spritverbrauch eines Autos bei hohen Geschwindigkeiten überproportional ansteigt. Während der Ölpreiskrise 1973 gab es übrigens sonntags sogar Fahrverbote.

Warum sind die Gasspeicher gerade jetzt leer? Wie werden wir mittelfristig unabhängiger von Gazprom?

Um kurzfristige Krisen abzufangen, gibt es in Deutschland eine strategische Ölreserve. Auch für Gas gibt es große Speicher, die Lieferschwankungen abfedern könnten. Diese befinden sich aber in der Hand privater Firmen und zwar zu einem Fünftel in der von Gazprom.

Dass die Speicher von Gazprom in Deutschland aktuell leer sind, muss nicht verwundern. Eine vorgeschriebene Reserve in den Speichern könnte für mehr Energiesicherheit sorgen – ganz ohne den Neubau fossiler Infrastruktur.

Wie reduzieren wir langfristig unseren Gasverbrauch?

Viel Erdgas wird in Deutschland durch private Haushalte verbraucht (30%), vor allem fürs Heizen. Es ist nicht möglich, in Zukunft alle Gasheizungen in Deutschland mit klimaneutralem Gas zu beliefern.

Weder Biogas noch grüner Wasserstoff könnten nachhaltig in solchen Mengen produziert werden. Daher muss früher oder später der Umstieg auf Wärmepumpen und Fernwärme erfolgen.

Am einfachsten lassen sich neue Heizungen natürlich bei Neubauten einplanen, doch wurden 2020 in 39 Prozent der Neubauten immer noch Gasheizungen verbaut. Andere Länder sind hier weiter: in Dänemark dürfen schon seit 2013 keine Gasheizungen mehr verbaut werden, in den Niederlanden seit 2018.

Diesen Umstieg sollten wir jetzt beschleunigen, denn eine Begrenzung der Klimakrise bedeutet auch mehr Chancen für Frieden in der Zukunft!

Klimaschutz ist Kinderschutz

Energie und Klima

– Die aktuelle Flutkatastrophe in Spanien gibt einen bitteren Vorgeschmack, wohin die Klimakrise uns führt. Unsere Kinder werden die Hauptleidtragenden dieser Entwicklung sein und sind es teilweise schon heute. Es ist Zeit für ein radikales Umdenken weg von der kurzfristigen Profitorientierung, wenn wir ernsthaft Klimaschutz betreiben und langfristige Lösungen finden wollen.

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Energieverschwendung: Umweltinstitut fordert im Bundestag strengere Vorgaben

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– Anfang Oktober fand im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens eine öffentliche Anhörung im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie statt. Unser Referent Dr. Leonard Burtscher war eingeladen, Stellung zu beziehen.

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Gute Nachricht: Sulfurylfluorid wird teilweise verboten

Energie und Klima, Landwirtschaft

– Lange schon kämpfen wir gegen das extrem klimaschädliche und giftige Gas Sulfurylfluorid. Nun gibt es endlich einen Teilerfolg: Aus Vorsorge hat die EU-Kommission das Klimagift als Biozid verboten. Noch bleibt die Zulassung als Pestizid.

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