Heizen mit Gas: Es drohen 4000 Euro Mehrkosten
Wer noch lange mit Gas heizen will, muss sich auf eine Kostenspirale einstellen. Das zeigt erstmals eine vom Umweltinstitut beauftragte Studie des Fraunhofer Instituts (IFAM). Immer mehr Haushalte verlassen das Gasnetz in Richtung Wärmepumpe oder Fernwärme. Die verbleibenden Kund:innen müssen sämtliche Kosten der kommunalen Gasversorgung alleine schultern.
Till Irmisch · 3 Minuten
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Die Veröffentlichung unserer Studie hat schon jetzt für Furore in der Medienlandschaft gesorgt.
„Eigentlich ist die Rechnung ganz einfach“, beschreibt die Süddeutsche Zeitung die Ergebnisse der gestern erschienenen Studie: Schon jetzt steigen Schritt für Schritt immer mehr Haushalte von Gas auf Wärmepumpen oder Fernwärme um. Ab 2045 müssen sich auch die Letzten vom Gas verabschieden. Doch weil in den letzten Jahren vor 2045 nur noch wenige Haushalte mit Gas heizen werden, bleibt ein überdimensioniertes Gasnetz übrig – und damit hohe Kosten. Wie hoch diese Kosten genau sind, war bisher nicht bekannt.
Deshalb haben wir beim Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) mit finanzieller Unterstützung von Protect the Planet, GasWende und dem deutschen Naturschutzring die nun vorliegende Studie beauftragt. Die Forscher:innen haben anhand einer Modellrechnung untersucht, wie sich die Netzkosten für Gaskund:innen bis 2045 entwickeln werden.
Studie berechnet erstmals drohende Mehrkosten
Bis 2045 werden sich die Netzentgelte demnach verzehnfachen: Heute zahlt ein typischer Drei-Personen-Haushalt laut der Studie circa 300 bis 400 Euro pro Jahr für den Netzanschluss. Das macht aktuell ungefähr 20 Prozent des Gaspreises aus. Ab sofort wird es aber Jahr für Jahr teurer: Für 2026 haben die deutschen Netzbetreiber im Durchschnitt bereits eine Erhöhung der Netzentgelte um zehn Prozent angekündigt. Laut den Autor:innen der Fraunhofer-Studie wird sich diese Entwicklung bis zum Ende der Gasversorgung (spätestens 2045) deutlich verstärken: Sie rechnen mit Kosten von bis zu 4300 Euro pro Jahr.
Die Abbildung zeigt die prognostizierte Entwicklung der Netzentgelte für Haushalte.
Nur wenn Stadtwerke und andere Gasnetzbetreiber früh (also bis 2027) einen Gasausstiegsplan erarbeiten, lassen sich die Kosten für Gaskund:innen laut den Autoren abmildern. Denn wenn die Stadtwerke beim Rückzug aus der Gasversorgung Schritt für Schritt vorgehen, können sie wenig genutzte bzw. unrentable Netzteile der Reihe nach außer Betrieb nehmen und damit Kosten sparen.
Teuer wird es für Gaskund:innen aber in jedem Szenario. Spätestens jetzt ist also klar, dass Investitionen in neue Gasheizungen zur Kostenfalle werden. Zudem müssen sich Gaskund:innen darauf einstellen, dass Netzteile schon deutlich vor 2045 stillgelegt werden können – insbesondere, wenn die eigene Kommune oder das Bundesland schon vor 2045 klimaneutral sein möchte.
Unser Engagement zeigt Wirkung
Mit der Veröffentlichung der Studie haben wir in den Medien und der Branche für ordentlich Furore gesorgt. Denn die Studie zeigt, dass die aktuellen Pläne der Bundesregierung die Menschen direkt in eine Kostenfalle locken. Stadtwerke sollen zwar zukünftig Gasnetze stilllegen dürfen, gleichzeitig wollen Teile der Regierung noch immer das Heizungsgesetz abschaffen und damit womöglich weiterhin den Einbau von Gasheizungen erlauben. Sollten Katherina Reiche und Friedrich Merz das tatsächlich umsetzen, riskieren sie ein teures Wärmewende-Chaos.
Deshalb ist unsere Arbeit aktuell besonders wichtig. Seit mehr als zwei Jahren setzen wir uns bereits dafür ein, dass die Ablösung der Gasversorgung mit erneuerbarer Wärme zügig, geordnet und fair abläuft. Dafür führen wir Gespräche mit Politiker:innen und Verbraucherschutzorganisationen, bieten Webinare für Kommunen und Stadtwerke oder veröffentlichen medienwirksam neue Studien. Wir versprechen Ihnen: Wir bleiben dran!
Die vollständige Studie finden Sie hier.
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