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Gegen den riesigen Klimaschaden aus der Solvay Chemiefabrik protestieren wir mit der Projektion von Rissen und dem Spruch "Ihr seid nicht ganz dicht"!

Der Verdacht erhöhter SF₆-Emissionen besteht schon seit Langem. Über Jahre hinweg analysierten Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität Frankfurt die Luft an der Messstation auf dem Kleinen Feldberg im Taunus. Dabei registrierten sie ungewöhnlich hohe Konzentrationen des Gases Schwefelhexafluorid – die höchsten in ganz Europa. Besonders auffällig: Die stärksten Ausschläge traten regelmäßig dann auf, wenn der Wind aus Süden kam. Modelle zur Ausbreitung des Gases in der Atmosphäre bestätigten schließlich den Verdacht: Der Ursprung musste in der Region Heilbronn liegen. Als Quelle kommt dort praktisch nur das Solvay-Werk in Bad Wimpfen in Frage, da in der Region kein anderes Unternehmen SF₆ verarbeitet.

Besonders eklatant ist, wie stark Solvay die eigenen Emissionen in der Selbstauskunft herunterspielt. Das Unternehmen gibt einen jährlichen Ausstoß von rund 56 Kilogramm SF₆ an. Tatsächlich aber gehen Forscher:innen von etwa 30 Tonnen aus – also mehr als 500-mal so viel. Ein Kilogramm dieses Gases verursacht denselben Treibhausgaseffekt wie 24 Tonnen CO₂. Der entstandene Schaden für die Allgemeinheit geht in die Milliarden.

Das wollten wir so nicht hinnehmen. Deshalb projizierten wir nachts leuchtende Risse auf die Tanks der Chemiefabrik – zusammen mit der unmissverständlichen Frage: „Solvay, noch ganz dicht?“

Wer mit einem derart klimaschädlichen Gas arbeitet, trägt eine besondere Verantwortung. Stattdessen hat Solvay offenbar über Jahre fehlerhafte Angaben gemacht und den tatsächlichen Umfang der Emissionen verschleiert. Wir fordern daher:

  1. sofortige, unabhängige Messungen und Kontrollen
  2. eine transparente Berichtspflicht und die vollständige Offenlegung aller SF₆-Emissionen in Baden-Württemberg
  3. ein temporäres Produktions- und Emissionsverbot für den Standort Bad Wimpfen, bis die Leckage zweifelsfrei geklärt ist.

Erste Erfolge unseres Protests

Tatsächlich hat die baden-württembergische Aufsichtsbehörde bereits reagiert: Sie verpflichtete Solvay, sämtliche Dichtungen zu überprüfen, und kündigte konkrete Grenzwerte an. Doch anstatt konstruktiv mitzuwirken, ging der Chemiekonzern vor Gericht und startete eine juristische Auseinandersetzung. Erste Erfolge unseres öffentlichen Drucks sind hier bereits erkennbar: Das Regierungspräsidium Stuttgart hat inzwischen den Sofortvollzug für die Auflagen angeordnet.

Was genau ist Schwefelhexafluorid (SF₆)?

 

Die Firma Solvay produziert in Bad Wimpfen das technische Gas Schwefelhexafluorid (SF₆) für den europäischen Markt. Das Gas ist vier Mal schwerer als Luft und wirkt besonders stark elektrisch isolierend. Wegen seiner besonderen Eigenschaften wurde es früher unter anderem für dämpfende Turnschuhe, zur Füllung von Autoreifen, für Schallschutz-Gläser und weitere Alltagsanwendungen verwendet. Weil SF₆ das stärkste bekannte Treibhausgas ist und rund 1.000 Jahre in der Atmosphäre bleibt, wurden diese Anwendungen schrittweise verboten.

Aktuell kommt SF₆ vor allem noch in technischen Anlagen, etwa in elektrischen Schaltanlagen, als Isoliergas zum Einsatz. Der europäische Ausstieg aus diesen Anwendungen hat bereits begonnen.

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