Bodensee-Äpfel: Grenzwert des Pestizids Folpet massiv erhöht
Obwohl der Pestizidwirkstoff Folpet mit erheblichen Gesundheitsgefahren in Verbindung steht, dürfen Äpfel aus der Bodenseeregion dieses Jahr zwanzigmal höhere Rückstände des Pestizids aufweisen als in der EU normalerweise erlaubt ist – aufgrund der diesjährigen nassen Witterung und möglichem Pilzbefall.
Vera Baumert · Christine Vogt · 3 Minuten Lesezeit
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Der Apfelanbau ist ohnehin eine der pestizidintensivsten Kulturen. Nun wurde mit Folpet ein weiterer gefährlicher Wirkstoff zugelassen – und der Grenzwert dafür drastisch erhöht!

Solch makellose Äpfel sind fast immer das Resultat eines hohen Pestizideinsatzes.
An apple a day keeps the doctor away?
Ob diese Redensart für Äpfel aus konventioneller Obstwirtschaft gilt, darf bezweifelt werden. Unsere Auswertung von Pestizideinsätzen im Apfelanbau in der Südtiroler Region Vinschgau zeigte bereits: Im industriellen Apfelanbau werden gesundheits- und umweltschädliche Pestizide in großer Menge und Häufigkeit eingesetzt.
Unsere Empfehlung: Kaufen sie zertifiziertes Bio-Obst – am besten von ökologisch wertvollen Streuobstwiesen in ihrer Region! Im Bio-Anbau dürfen keine chemisch-synthetischen Pestizide wie Folpet eingesetzt werden und auf bio-zertifizierten Streuobstwiesen werden oft gar keine Pestizide versprüht. Denn dort sorgt die Natur mithilfe ihrer Artenvielfalt selbst für gesunde Bäume – auch wenn die Äpfel vielleicht nicht ganz so perfekt aussehen wie im Supermarkt.
Pestizid-Notfallzulassungen sind keine Antwort auf die Klimakrise
Bei der diesjährigen feuchten Witterung sind viele Äpfel und auch andere Kulturen wie zum Beispiel Getreide und Wein von Pilzkrankheiten betroffen. Schon werden die Rufe nach einer noch schwächeren Regulierung des Pestizideinsatzes laut – sonst wäre angeblich die Ernährungssicherheit in Gefahr. Es stimmt: Die Klimakrise hat starke negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Ob zu viel oder zu wenig Regen: Die Extreme mehren sich und die Ernten der industriellen Landwirtschaft leiden darunter. Doch verstärkter Pestizideinsatz ist eine sehr kurzsichtige und hochgefährliche Antwort auf die Gefahren der Klimakrise! Was wir stattdessen brauchen, um Klimakrise und Biodiversitätskrise gleichermaßen zu begegnen, sind gesunde Böden und eine auf Vielfalt statt Monokultur ausgerichtete ökologische Landwirtschaft.
Schluss mit gefährlichen Pestiziden!
Die Agrarwende hin zu einer Landwirtschaft ohne chemisch-synthetische Pestizide ist nicht nur im Sinne der Umwelt, sondern auch im Interesse der Bäuer:innen und Konsument:innen. Und wenn die ökologischen und gesundheitlichen Folgekosten der Pestizidnutzung in den Kaufpreis eingerechnet würden, dann wären ökologisch produzierte Produkte auch günstiger – konventionelle hingegen entsprechend teuer. Pestizidfreie Landwirtschaft darf keine Nische bleiben, sondern muss zur Norm werden!
Augen auf beim Apfelkauf!
Folpet soll die Bodensee-Äpfel vor der Pilzerkrankung Apfelschorf schützen, die vor allem Schönheitsfehler auf der Apfelschale verursacht, den Geschmack oder die Verträglichkeit aber nicht beeinträchtigt. Der Einsatz von Folpet und anderen gefährlichen Pestiziden wäre gar nicht nötig, wenn die Vorgaben für das Aussehen von Tafelobst weniger streng wären und Konsument:innen auch optisch weniger perfektes Obst akzeptieren würden. Hier zeigt sich, welch fragwürdige Prioritäten in der konventionellen Landwirtschaft und im Handel gesetzt werden.
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