Vögel füttern im Winter: So können Sie Wildvögel helfen
Vogelhäuser und andere Futterstationen für Vögel sind im Winter zwar beliebt, aber in Fachkreisen umstritten: Die Vogelfütterung kann zwar für den Naturschutz sensibilisieren, trägt aber selbst wenig zum Artenschutz bei und birgt sogar Risiken. Welche Dinge es zu beachten gibt, wenn Sie im Winter Vögel füttern möchten, erfahren Sie in dieser Meldung. Entscheidender ist jedoch der Schutz natürlicher Lebensräume – und hier können wir alle mithelfen.
Vera Baumert · Lesezeit: 4 min
Gerade im Winter sieht man Vogelhäuser und Co. fast in jedem Garten. Alleine im Jahr 2023 haben die Deutschen über 160 Millionen Euro für Wildvogelfutter ausgegeben. Doch die Vogelfütterung ist umstritten: Zwar kann sie als intensives Naturerlebnis Menschen für Arten- und Umweltschutz begeistern, zum Artenschutz trägt sie jedoch kaum bei, denn die eigentlichen Ursachen für das Vogelsterben liegen anderswo. Ungeeignete Futterstationen oder -standorte können Vögel sogar gefährden. Deshalb sollten Sie dabei einige Dinge beachten.
Realitätscheck: Vogelfütterung gegen das Artensterben?
Hauptursache für den Rückgang der Artenvielfalt bei Vögeln und anderen Wildtieren sind die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft sowie die Auswirkungen der Klimakrise. Gerade Feldvögel wie Kiebitz, Feldlerche oder Rebhuhn, die früher zahlreich in der Agrarlandschaft vorkamen, sind heute sehr selten geworden. Das liegt daran, dass sie durch die Intensivierung der Landwirtschaft immer weniger geeignete Lebensräume finden und ihre Nahrungsgrundlage – Insekten und Ackerwildkräuter – durch den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden wegbricht.
An kalte Winter sind heimische Wildvögel hingegen seit jeher angepasst, auch ohne menschliche Unterstützung. Von Futterhäuschen, Meisenknödeln und Co. profitieren nur wenige und vor allem häufige Arten wie Meisen oder Sperlinge, während sich seltenere oder gar vom Aussterben bedrohte Vogelarten kaum an menschlichen Futterstellen einfinden.
Hinzu kommt: Die menschliche Fütterung verschafft einigen dominanten überwinternden Arten einen Vorteil gegenüber anderen, wie zum Beispiel Zugvögeln. Wenn diese im Frühjahr aus ihren Überwinterungsgebieten zurückkehren werden die raren Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen oft schon von den gut genährten Futterhaus-Besuchern beansprucht. Falsche Fütterung kann zudem die Ausbreitung von Krankheiten an Vogelhäusern fördern, was für die gefiederten Besucher verheerende Folgen haben kann.
Trotzdem birgt die Winterfütterung Potenziale: Sie kann Menschen Zugang zur Natur gewähren, sie dabei für den Artenschutz sensibilisieren und so zur Umweltbildung beitragen. Das gilt besonders für Kinder, bei denen das wilde Treiben am Futterplatz womöglich ein lebenslanges Interesse an Wildtieren und Naturschutz weckt.
Tipps zur Vogelfütterung im Garten
Wenn Sie sich für die winterliche Vogelfütterung entscheiden, beachten Sie bitte die folgenden wichtigen Punkte:
- Hygiene: Verwenden Sie Futtersäulen statt offener Vogelhäuschen, um das Futter vor Verunreinigung durch Vogelkot zu schützen. Reinigen Sie die Futterstellen regelmäßig mit heißem Wasser, um Krankheiten vorzubeugen. Sollten Sie kranke oder tote Vögel in der Nähe der Futterstelle entdecken, stellen Sie das Füttern bitte sofort ein, um eine Krankheitsübertragung zu verhindern.
- Futterqualität: Setzen Sie auf hochwertige Bio-Wildvogelfutter-Mischungen. Konventionelles Vogelfutter ist häufig stark mit Pestiziden belastet und trägt außerdem zum Artensterben in den Anbaugebieten bei. Verwenden Sie auf keinen Fall Brot oder andere salzhaltige Speisereste, da diese für Vögel schädlich sein können. Über aussortierte Bio-Äpfel hingegen werden sich die Amseln sehr freuen.
- Standort: Wählen Sie einen sicheren Ort für die Futterstelle: Er sollte für Katzen unzugänglich sein und sich nicht in der Nähe von Fensterscheiben befinden, um Kollisionen zu verhindern.
- Vielfalt: Bieten Sie verschiedene Futterstellen mit unterschiedlichen Futtersorten an, um verschiedenen Vogelarten gerecht zu werden. Beispielsweise mögen Körnerfresser Sonnenblumenkerne, während Weichfresser wie das Rotkehlchen Rosinen oder Haferflocken bevorzugen. Manche Vogelarten suchen ihr Futter nur in Bodennähe. Für sie gibt es spezielle Boden-Futterstationen zu kaufen.
- Wasser: Auch im Winter freuen Vögel sich über frisches Wasser. Stellen Sie also gerne eine Vogeltränke bereit. Auch hier ist Hygiene das oberste Gebot! Tauschen Sie das Wasser regelmäßig aus und lassen Sie es nicht gefrieren.
- Meisenknödel bitte nur ohne Netz! Hochwertige Bio-Meisenknödel sind bei vielen Gartenvögeln sehr beliebt. Doch in den klassischen Plastiknetzen können sie leicht zur Gefahr werden, weil Vögel sich darin verheddern und verletzen können. Außerdem besteht die Gefahr, dass das leere Netz weggeweht wird und als Plastikmüll in der Natur verbleibt. Daher: besser Meisenknödel ohne Netz kaufen und in passenden Futtersäulen bereitstellen.
Der beste Schutz: ein naturnaher Garten und Bio-Produkte
Wer Vögeln nachhaltig helfen möchte, sollte ihren Lebensraum schützen. Ein Naturgarten bietet den Tieren auch im Winter Nahrung wie Insekten, Sämereien und Wildfrüchte. Lassen Sie die Samenständen von Stauden über den Winter stehen, pflanzen Sie furchttragende Wildgehölze wie Liguster, Pfaffenhütchen, Wildrosen oder Weißdorn. Und vor allem: Schaffen Sie Lebensraum für Insekten. Sie sind vor allem zur Brutzeit die Nahrungsgrundlage vieler Vogelarten. Insektenschutz ist also Vogelschutz.
Der Einsatz von Pestiziden schadet Vögeln direkt, indem sie durch die Pestizidaufnahme über die Nahrung gesundheitlich geschwächt werden und ihre Fortpflanzungsfähigkeit negativ beeinflusst wird. Indirekt wirken Pestizide sich ebenfalls negativ aus, indem durch den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden das Nahrungsangebot für Vögel immer kleiner wird. Der Verzicht auf Pestizide trägt also zum Erhalt ihrer Lebensgrundlagen bei – und zwar auch außerhalb unseres Gartens: Durch den Kauf von Bio-Lebensmitteln kann jede:r zum Schutz unserer Umwelt beitragen. Studien belegen, dass in ökologisch bewirtschafteten Flächen durchschnittlich 35 Prozent mehr Vogelarten leben und 24 Prozent mehr Individuen anzutreffen waren. Der Ökolandbau ist der konventionellen Landwirtschaft also in puncto Vogelschutz klar überlegen.
Fazit
Jeder Beitrag zählt!
Unser Engagement zum Schutz der Artenvielfalt ist nur möglich, weil uns viele Menschen mit ihrer Spende unterstützen. Vielen Dank!