Eine aufdringliche Wespe nähert sich einem Stück Kuchen

Ja, Wespen können nervig sein – aber sie haben eine wichtige Rolle im Ökosystem. Es lohnt sich also, Frieden mit ihnen zu schließen!

Plötzlich sind sie scheinbar überall: Auf der Terrasse machen sie sich über den gedeckten Frühstückstisch her, in der Auslage der Bäckerei knabbern sie Zuckerguss und abends im Biergarten nippen sie am Radler. Keine Frage, Wespen können ziemlich nerven – schließlich möchte niemand riskieren, von ihnen gestochen zu werden. Doch wussten Sie, dass uns – wenn überhaupt – nur zwei der mehr als 600 in Deutschland heimischen Wespenarten auf die Pelle rücken? Die „Gemeine Wespe“ (Paravespula vulgaris) und die „Deutsche Wespe“ (Paravespula germanica) sind diejenigen, die gerne von unseren Tellern naschen und dabei durchaus aufdringlich werden können. Dadurch ruinieren sie den Ruf ihrer ganzen Familie – obwohl andere staatenbildende Arten, wie beispielsweise die langbeinigen Feldwespen höflich zurückhaltend und äußerst friedfertig sind. Die meisten Wespenarten leben solitär (das heißt, ein Weibchen versorgt seine Brut alleine) und wir kriegen ohnehin kaum etwas von ihnen mit. Viele von ihnen sind vom Aussterben bedroht.

Wespen: Die unterschätzten Helfer der Natur

Doch Wespen sind viel mehr als nur ungebetene Gäste an unseren Tischen. Sie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem und sind auch für uns Menschen von großer Bedeutung.

Wespen als Schädlingsbekämpfer

Wespen ernähren ihre Brut mit tierischem Eiweiß. Deswegen knabbern sie gerne an Wurst und Fleisch. Hauptsächlich aber jagen sie Insekten – darunter viele Schädlinge wie Fliegen, Stechmücken, Raupen, Blattläuse und Co. Im Gegensatz zu Pestiziden sind sie deshalb eine natürliche Art der Schädlingsbekämpfung.

Eine Wespe frisst Blattläuse

Wespen als Nützlinge: Wespen fressen unter anderem Blattläuse und helfen uns so beim Gärtnern.

Wespen als Bestäuber

Die erwachsenen Wespen ernähren sich von kohlehydratreicher Nahrung, also auch Nektar. Bei ihren Blütenbesuchen bestäuben sie die Pflanzen und sichern so, genau wie Wildbienen, unsere Ernten. Manche Pflanzenarten sind sogar an die ausschließliche Bestäubung durch Wespen angepasst, das nennt man Sphecophilie.

Eine ganz besondere Rolle spielen Wespen bei der Bestäubung von Feigen. Bestimmte Wespenarten legen ihre Eier nämlich in den Feigenblüten ab und bestäuben die Früchte dabei. Ohne Wespen gäbe es also keine Feigen.

Wespengift als Medizin

Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass das Gift bestimmter Wespenarten antimikrobiell wirkt oder sogar gezielt Krebszellen abtöten kann. Dieses enorme medizinische Potential zeigt, wie wichtig der Erhalt der Artenvielfalt für uns Menschen ist.

Wespen unter Schutz – Töten verboten!

Wespen stehen unter Naturschutz und dürfen nicht mutwillig beunruhigt oder ohne vernünftigen Grund gefangen, verletzt oder getötet werden. Auch das Entfernen oder Stören bewohnter Nester ist verboten. Es drohen hohe Bußgelder.

Wenn Sie ein Nest im Garten oder am Haus entdecken, dann prüfen Sie bitte zunächst, ob Sie das Wespenvolk nicht einen Sommer lang als Untermieter akzeptieren können. Beachten Sie dazu unsere Tipps zum friedvollen Umgang mit Wespen. Nur in Ausnahmefällen – etwa aufgrund einer bekannten Allergie – kommt eine Entfernung des Nests in Frage. Ziehen Sie dazu die Naturschutzbehörde des Landkreises oder das Umweltamt der Stadt hinzu. Fachleute können das Nest umsiedeln, ohne das Volk zu töten. Wer eigenmächtig ein Nest umsiedelt, es zerstört, ausräuchert oder Wespengift einsetzt, riskiert eine Geldbuße von bis zu 65.000 Euro.

Übrigens: Hornissen sind die größte in Deutschland heimische Wespenart. Da sie kleinere Wespen erbeuten, kann man mit einem Hornissennest im Garten meist etwas entspannter Kuchen essen.

Ein Wespennest in einem Schuppen

Sie haben ein Wespennest am Haus oder im Garten entdeckt? Keine Panik! In den meisten Fällen ist ein friedliches und sicheres Zusammenleben einen Sommer lang möglich.

  • Hilfe für Wespen: Wenn sie Wespen und Wildbienen helfen möchten, dann stellen Sie im Sommer eine Insektentränke auf dem Balkon oder im Garten auf. Eine flache Schale mit einigen Steinen oder Glasmurmeln darin ermöglicht den Tieren einen sicheren Ein- und Ausstieg. Meist wird die neue Gartenbar schon bald entdeckt und rege besucht. Freuen Sie sich auf spannende Beobachtungen!

Unsere Tipps für einen friedlichen Umgang mit Wespen:

  • Nur die Ruhe: Bleiben Sie friedlich, dann bleiben auch die Wespen entspannt. Wespen stechen nur, wenn sie gequetscht werden. Aggressiv und aufdringlich werden sie, wenn man sie anpustet, wild herumfuchtelt oder nach ihnen schlägt. Auch Angstschweiß soll sie angeblich anlocken.
  • Speisen und Getränke abdecken: Decken Sie Speisen und Getränke ab und werfen Sie immer einen Blick darauf, bevor Sie es zum Mund führen. Räumen Sie Essensreste so schnell wie möglich ab.
  • Ablenkungsmanöver: Etwas überreifes Obst kann Wespen in eine andere Ecke des Gartens oder Balkons locken.
  • Insektenschutzgitter: Montieren Sie Fliegengittern an Fenstern und Türen, um Wespen draußen zu halten. Montieren Sie Schutzgitter an Rollladenkästen, um Wespenköniginnen im Frühjahr daran zu hindern, dort ihr Nest zu bauen.
  • Parfüm vermeiden: Verzichten Sie auf Parfüm und stark parfümierte Pflegeprodukte oder Waschmittel, da sie unter Umständen Wespen anlocken können.
  • Richtige Reaktion bei Stichen: Kommt es zum Wespenstich, ist der in der Regel harmlos. Bei einem Stich in Mund- oder Rachenraum oder bei Anzeichen einer allergischen Reaktion, wie z. B. Atemnot, Rötungen und Schwellungen im Gesicht, Schwindel oder Erbrechen, sollten Sie jedoch sofort eine:n Notärzt:in rufen.
  • Allergiker:innen sollten im Sommer immer ein Notfall-Set bei sich tragen.

Tipps für Kinder:

  • Erklären Sie Kindern, dass sie keine Angst vor Wespen haben müssen und bringen sie ihnen einen ruhigen und sicheren Umgang bei.
  • Wischen Sie Kindern nach dem Essen Mund und Hände ab, damit keine Wespen angelockt werden.

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