Atomkraft ist ein Irrweg in der Klimakrise

Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie, die im Kampf gegen die Klimakrise in die Irre führt. Denn sie ist zu riskant, zu teuer und zu langsam.

Atomkraft kann das Klima nicht retten

Der weltweite Anteil der Atomkraft am Strom stagniert bei rund 10 Prozent. Der Anteil am Endenergieverbrauch beträgt damit rund zwei Prozent - das Ausbaupotenzial ist gering. Erneuerbare wachsen dagegen exponentiell. In der Klimakrise können wir uns Atom-Scheindebatten nicht leisten.

Warum hat Atomenergie keine Perspektive?

Derzeit beträgt der Anteil von Atomkraft am weltweiten Endenergieverbrauch nach Zahlen der Internationalen Energieagentur IEA rund zwei Prozent. In der Stromproduktion sind es etwa zehn Prozent. Mit etwas über 400 Meilern stagniert die Zahl der betriebenen Atomkraftwerke weltweit. Der Bestand ist zudem stark überaltert. Die meisten Atomkraftwerke erreichen demnächst das Ende der geplanten Laufzeit von etwa 40 Jahren. Weltweit werden aber nur wenige Atomkraftwerke neu gebaut. Das liegt nicht nur an öffentlichem Protest aus Sorge um Reaktorkatastrophen, sondern Atomkraft ist schlichtweg zu teuer, das finanzielle Risiko ist zu hoch. Wegen der langen Planungs- und Bauzeiten von im Schnitt deutlich über zehn Jahren ist ein Rückgang der nuklearen Stromproduktion absehbar.

Die Energiewende gelingt nur ohne Atomkraft

Die Klimakrise wartet aber nicht auf die Atomenergie. Das ist auch nicht nötig, denn es gibt schon heute genug Ansätze, die Erderhitzung zu stoppen. Kluges und konsequentes Einsparen von Energie in den Bereichen Elektrizität, Wärme und Mobilität gehören dazu, Energieeffizienzprogramme, sowie mehr Energieerzeugung aus Wind, Wasser und Sonne. Mit weltweit 25 Prozent im Strommix haben die Erneuerbaren (einschließlich Biomasse) die Atomenergie ohnehin längst überholt. Solar- und Windenergie verzeichnen jährlich steigende Wachstumsraten. Die Erneuerbaren haben nicht nur eine deutlich bessere Ökobilanz als Atomkraft, sie sind auch wesentlich kostengünstiger, schneller einsetzbar – und vor allem risikoarm. Konsequenter Klimaschutz bedeutet deswegen den Abschied von der Atomenergie.

Luftbild des Freizeitpark Kalkar. In der Mitte der Kühlturm für den schnellen Brüter, der nie in Betrieb ging.

Alternative Reaktorkonzepte: Der schnelle Brüter in Kalkar ging nie in Betrieb, aus ihm wurde ein Freizeitpark. Das ist nett, hilft aber nicht gegen die Klimakrise.

Warum gefährdet Atomkraft die Versorgungssicherheit in der Klimakrise?

Die Auswirkungen der Klimakrise sind bereits spürbar. Da das Klimasystem träge ist, werden sich die Ausmaße auch in den ambitioniertesten Klimaschutz-Szenarien noch einige Jahrzehnte lang verschlimmern. Würde man in Zukunft verstärkt auf Atomenergie setzen, dann würde der Klimawandel selbst die Versorgungssicherheit immer mehr gefährden. Denn Atomkraftwerke sind auf Kühlwasser angewiesen. Daher stehen sie an Küsten oder Flüssen. Bereits heute müssen in heißen Sommern regelmäßig Atomanlagen heruntergefahren werden, weil deren Kühlung nicht mehr gewährleistet werden kann. Steigende Meeresspiegel, orkanartige Stürme und Überflutungen infolge des Klimawandels gefährden zudem die nukleare Sicherheit in den Anlagen.

Warum überwiegen die Risiken der Atomkraft den Nutzen fürs Klima?

Klima retten durch Atomenergie – das würde den Teufel mit dem Beelzebub austreiben: Der Bedrohung durch die Klimakrise mit all ihren katastrophalen Auswirkungen steht das unbeherrschbare Risiko einer Atomanlage mit der Möglichkeit verheerender Unfälle gegenüber. Selbst wenn unverzüglich alle Anstrengungen in den Ausbau der Atomenergie gesteckt würden und eine Verdreifachung der Atomstromproduktion bis 2050 optimistisch gesehen mit 20% zur Klimaentlastung beitragen könnte, würden wir weder dem Klima noch uns einen Gefallen tun:

  • Mit einer Vervielfachung von Atomanlagen würden gefährliche Zeitbomben auf der ganzen Welt verteilt, nicht nur in ländlichen, sondern zwangsweise auch in dicht besiedelten Gebieten. Sie würden in Ländern ohne ausreichende Finanzkraft und folglich mit fragwürdiger Sicherheitskultur errichtet werden. Außerdem würden sie in politisch instabilen Krisenregionen gebaut und damit begehrliche Angriffsziele darstellen. Auch Nicht-Atomwaffenstaaten wären somit in letzter Konsequenz in der Lage, einen Atomkrieg zu führen: Eine herbeigeführte Zerstörung einer Nuklearanlage im Zielland hätte die gleichen katastrophalen Auswirkungen wie ein Angriff mit Atombomben.
  • Mit der globalen Ausbreitung der Nukleartechnik würde der Zugang zur Beschaffung von Atomwaffen erleichtert. Die Gefahr der illegalen Weiterverbreitung von Atomwaffenmaterial, der sogenannten Proliferation, würde drastisch zunehmen. Der Status „Atomwaffenstaat“ verschafft Macht, sei es als Drohpotential gegen verfeindete Staaten oder als Faustpfand für die Erpressung wirtschaftlicher Unterstützung. Der Ausbau der sogenannten friedlichen Nutzung der Atomenergie hat die Welt nicht sicherer gemacht. Im Gegenteil: Er hat letztlich dazu geführt, dass es Nicht-Atomwaffenstaaten gelungen ist, ein illegales Atomprogramm aufzulegen und Atombomben zu bauen. Nach Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea könnte Iran der nächste illegale Atomstaat sein.
  • Nach mehr als einem halben Jahrhundert Atomenergienutzung ist das Endlagerproblem für hochaktive Abfälle noch nirgends auf der Welt gelöst. Im Mittel produziert ein AKW etwa 30 Tonnen hochradioaktiven Müll pro Jahr. Ein Ausbau der Kapazitäten würde den Jahrtausende strahlenden Abfall vervielfachen – ohne Konzept für einen langfristig sicheren Einschluss. Gemäß dem Motto: „Nach uns die Sintflut“ hinterlassen wir unseren Nachfahr:innen ein gefährliches Erbe in unvorstellbaren Dimensionen.

Warum helfen alternative Konzepte für Atomkraftwerke nicht gegen die Klimakrise?

Würde man den Atomstromanteil aus Klimaschutzaspekten drastisch vergrößern, stünde der dafür nötige Brennstoff Uran entsprechend kürzer zur Verfügung. Dann müsste man entweder auf Thorium statt Uran als Brennstoff umsteigen, was auch nur endlich vorhanden ist, oder in die Schnelle-Brüter-Technik einsteigen. Beide Varianten bergen unbeherrschbare Risiken und haben zudem in der Praxis bereits versagt, wie z.B. das gescheiterte deutsche Brüter-Projekt in Kalkar oder der nie über den Probebetrieb hinaus gegangene Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR) in Hamm-Uentrop. Sogenannte Generation-IV-Kraftwerke werden über Jahrzehnte nicht in großem Stil zur Verfügung stehen. Ein Hype um neue Atomreaktoren birgt nicht nur neue nukleare Risiken, sondern lenkt auch von wirksamen Klimaschutzmaßnahmen ab.

Wo kann ich mich weiter über Atomkraft in der Klimakrise informieren?

  • Das >Netzwerk Dont’t Nuke The Climate ist weltweit aktiv und klärt über die Gefahren auf, die sich ergeben, wenn Atomkraft als Klimaretter propagiert wird.
  • Der >World Nuclear Industry Status Report erscheint jährlich mit den neuesten Statistiken zum Stand der Atomkraft weltweit. Aus der Stagnation der Atomkraft im letzten Jahrzehnt ist abzuleiten, dass Atomkraft keine Wesentliche Rolle im Kampf gegen die Klimakrise spielen kann, zumal der Kraftwerkspark immer stärker überaltert.

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