„Gene Drives stoppen“: Knapp 300.000 Unterschriften an Bundesregierung übergeben
Mit Hilfe so genannter Gene Drives könnten wildlebende Arten gentechnisch verändert, ersetzt oder gar ausrottet werden. Das könnte die Stabilität ganzer Ökosysteme gefährden. Knapp 300.000 Bürger:innen der Europäischen Union fordern deshalb in einer Petition, die ersten Freiland-Experimente mit solchen gentechnisch veränderten Gene-Drive-Organismen durch ein globales Moratorium zu unterbinden. Gemeinsam mit unseren Bündnispartner:innen Save our Seeds und der Aurelia Stiftung haben wir die Unterschriften mit einer bildstarken Aktion in Berlin an Bundesumweltministerin Steffi Lemke übergeben.
Eine Installation aus riesigen kippenden Dominosteinen mitten auf dem Leipziger Platz in Berlin verdeutlichte die Risiken bei der Anwendung des Gene-Drive-Verfahrens: Sie stehen für die Kettenreaktion, die Gene Drives auslösen können. Da die Gentechnik-Methode ganze Arten gezielt ausrotten kann, können in der Folge ganze Ökosysteme destabilisiert werden und im Extremfall kollabieren. Mit verheerenden Folgen auch für den Menschen, etwa in der Nahrungsmittelproduktion.
Doch nicht nur eine Destabilisierung der Ernährungssysteme, sondern auch die noch unabsehbaren Folgen machen Gene Drives zu einer Technologie, die in der Natur auf keinen Fall zum Einsatz kommen sollte. Deshalb fordern wir ein globales Moratorium für Gene Drives.
Knapp 300.000 Stimmen fordern: Gene Drives stoppen! Bei der Aktion in Berlin ist das Umweltinstitut durch Antonia Messerschmidt (vorne links) und Ludwig Essig (vorne rechts) vertreten.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat bei der Unterschriftenübergabe ihre Unterstützung zugesichert: „Ich glaube, dass sich die Menschheit und auch die Wissenschaft mit Gene Drives überschätzen würde. Deshalb werde ich beim Ministerrat im Juni natürlich versuchen, eine Position zu erreichen, die sich am europäischen Vorsorgeprinzip orientiert.“ Darüber hinaus betonte sie jedoch auch, dass Druck aus der Gesellschaft weiterhin und vermehrt nötig sei.
Jetzt gilt es, die Forderungen aus der Zivilgesellschaft zu stärken, sodass wir in der Politik nicht nur auf offene Ohren stoßen, sondern auch zielführende Handlungen sehen.
Hintergrund
Die Gene-Drive-Technologie nutzt gentechnische Methoden wie die Genschere CRISPR/Cas, um bestimmte Eigenschaften in wildlebende Tier- und Pflanzenpopulation einzuführen. Werden dabei Gene, die z. B. Fruchtbarkeit oder Geschlecht beeinflussen, manipuliert, können ganze Populationen ausgerottet werden. Der Gene Drive sorgt dabei für die dominante Vererbung der gewünschten Merkmale – selbst wenn die neuen Eigenschaften das Überleben einer Art gefährden. So setzt sich die gentechnische Manipulation selbstständig in der Natur fort. Diese „gentechnische Kettenreaktion“ bewirkt, dass sämtliche Nachkommen die gewünschte Eigenschaft erben, bis die gesamte Population oder Art gentechnisch verändert oder ausgerottet ist.
Was wir fordern
Wir fordern die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten deshalb auf, sich auf der bevorstehenden Biodiversitätskonferenz der UN (COP15) im Dezember 2022 für ein globales Moratorium für die Freisetzung von Gene-Drive-Organismen in der Umwelt einzusetzen und damit dem Beschluss des Europäischen Parlaments vom Januar 2020 zu folgen.
Weitere Infos und Faltblätter
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Gene Drives
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Mithilfe von Gene Drives lassen sich wildlebende Arten gentechnisch verändern, ersetzen oder gar ausrotten. Lesen Sie hier die Risiken dieser neuen Technologie.
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