In Folge des Reaktorunglücks von Tschernobyl 1986 sind manche Waldgebiete in Deutschland immer noch radioaktiv belastet, zum Beispiel das Münchner Umland oder Gebiete in den Alpen. “Während Caesium-137 auf landwirtschaftlichen Flächen bereits in tiefere Bodenschichten ausgewaschen wurde oder an Minerale gebunden ist, hält sich im Wald der radioaktive Stoff länger und wird vom weit verflochtenen Myzel einiger Pilzsorten stark aufgenommen”, erklärt Hauke Doerk, Referent für Radioaktivität am Umweltinstitut. “Das Bundesamt für Strahlenschutz hat in den letzten Jahren bei einigen Waldpilzsorten bis zu 4000 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse festgestellt. Im Handel sind 600 Becquerel pro Kilo erlaubt.”

Pilze unterschiedlich stark belastet

Die Messungen des Umweltinstituts zeigen: Manche Pilze sind besonders radioaktiv belastet, wie zum Beispiel Maronenröhrlinge oder der Semmel-Stoppelpilz. Steinpilze und Pfifferlinge weisen weniger Radioaktivität auf. “Viele Menschen fragen sich: Ist es gefährlich, wenn ich meine gesammelten Waldpilze esse?”, berichtet Doerk, der das Messprogramm am Umweltinstitut leitet. Er meint: “Solange jemand nicht Waldpilze nicht in riesigen Mengen isst, dürfte die zusätzliche Strahlendosis innerhalb der Schwankungsbreite der natürlichen Strahlenbelastung liegen – zumindest, solange nicht erneut ein Atomunfall in Europa passiert. Da es aber keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen Radioaktivität unschädlich ist, empfehlen wir grundsätzlich, zusätzliche Strahlenbelastungen zu vermeiden. Schließlich erhöht auch die Strahlenbelastung durch Flugreisen, aus der Natur oder medizinischen Anwendungen die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken. Vor allem Menschen, die besonderen Risiken ausgesetzt sind sowie Schwangere und stillende Mütter sollten auf Zuchtpilze zurückgreifen.”

Kostenloser Service für Pilzfans

Das Umweltinstitut bietet von August bis Oktober für Privatpersonen kostenlose Messungen von Pilzen, Waldbeeren und Wild an. Für eine Messung werden mindestens 150-250 Gramm pro Pilz-, Beeren- oder Wildfleischsorte benötigt. Die Proben müssen sortenrein sein und sollen möglichst genaue Angaben über Herkunft und Funddatum enthalten. Auf einer  interaktiven Karte finden Interessierte die Messergebnisse der letzten Jahre. Weitere Informationen finden Interessierte hier.

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