Neue Verkaufszahlen: Glyphosat immer noch Kassenschlager
Offizielle Verkaufszahlen zeigen, dass die Absatzmengen von Glyphosat in Deutschland im Jahr 2022 auf einem fast unverändert hohen Niveau geblieben sind – obwohl die Anwendung des Unkrautvernichters seit September 2021 stark eingeschränkt ist. Dies wirft die Frage auf, ob die gesetzlichen Anwendungseinschränkungen ihr Ziel verfehlt haben, den Einsatz von Glyphosat deutlich zu reduzieren. Das Umweltinstitut München fordert deshalb weiterhin ein Komplettverbot des umstrittenen Wirkstoffs. Anfang November werden die europäischen Mitgliedstaaten zum zweiten Mal zur Abstimmung darüber gebeten, ob Glyphosat europaweit erneut zugelassen oder verboten wird, nachdem die erste Abstimmung ohne Ergebnis blieb.
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 3.915 Tonnen Glyphosat verkauft, was im Vergleich zum Vorjahr mit 4.097 Tonnen nur eine geringfügige Abnahme bedeutet. Der Verkauf von Pestizidwirkstoffen insgesamt ist sogar angestiegen: von 29.027 Tonnen im Jahr 2021 auf 32.138 Tonnen im Jahr 2022. Diese Zahlen hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) kürzlich veröffentlicht. Wie in den vergangenen Jahren auch ist Glyphosat der in Deutschland meistverkaufte Pestizidwirkstoff.
Glyphosat-Minderungsstrategie ist gescheitert
Die letzte Bundesregierung hatte 2018 in ihrem Koalitionsvertrag unter dem Punkt Biodiversitätsschutz angekündigt, „mit einer systematischen Minderungsstrategie den Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln deutlich einzuschränken mit dem Ziel, die Anwendung so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden”.
Die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung (PflSchAnwV) wurde daraufhin überarbeitet. Seit September 2021 gelten Beschränkungen unter anderem für den Einsatz von Glyphosat im Ackerbau und für die Bewirtschaftung von Grünland. Glyphosat darf seitdem nur noch eingesetzt werden, „wenn andere Maßnahmen nicht geeignet oder zumutbar sind“. Medienberichten zufolge war das Ziel, den Glyphosat-Einsatz mittels dieser Einschränkungen um 75 Prozent zu reduzieren. Die Absatzzahlen lassen nun darauf schließen, dass dieses Ziel weit verfehlt wurde.
„Die Zahlen zeigen, dass die Nachfrage nach Glyphosat 2022 fast unverändert hoch war und die Minderungsstrategie gescheitert ist“, sagt Christine Vogt, Referentin für Landwirtschaft am Umweltinstitut. „Solange Glyphosat zugelassen ist, wird es auch eingesetzt werden. Nur ein komplettes Verbot des Unkrautvernichters kann Umwelt und Gesundheit wirklich schützen. Wir fordern daher von der Bundesregierung, bei der nächsten Abstimmungsrunde über die weitere Zulassung von Glyphosat im sogenannten Berufungsausschuss im November mit ‚Nein‘ zu stimmen – statt sich wie bei der letzten Abstimmung zu enthalten.“
Glyphosat: private Anwendung nach wie vor erlaubt
Obwohl die novellierte Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung seit September 2021 auch den Einsatz von Glyphosat in Haus- und Kleingärten verbietet, wurden 2022 noch immer 14 Tonnen Glyphosat an so genannte nichtberufliche Verwender:innen verkauft. Möglich ist dies, weil das Verbot nicht für glyphosathaltige Mittel gilt, die bereits für Haus- und Kleingärten zugelassen waren, bevor die neue Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung in Kraft getreten ist. Sie dürfen noch so lange eingesetzt werden, bis ihre Zulassung ausläuft.
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