Seit über einem Jahr kämpfen wir gegen das extrem klimaschädliche und giftige Gas Sulfurylfluorid (SF). Jetzt können wir endlich einen wichtigen Teilerfolg feiern, der die Nutzung des Klimagifts endlich einschränkt. Bisher war Sulfurylfluorid in der EU sowohl als Biozid als auch als Pestizid zugelassen. Mitte September hat die EU-Kommission nun beschlossen: Die Genehmigung für Sulfurylfluorid als Biozidwirkstoff wird widerrufen – das Teilverbot tritt bereits im Oktober in Kraft. Biozide wie Holzschutzmittel oder Insektensprays dürfen damit künftig kein Sulfurylfluorid mehr enthalten. Für den Einsatz in der Landwirtschaft, etwa bei der Behandlung von Lebensmitteln oder Holzstämmen, bleibt der Stoff jedoch weiterhin als Pestizid zugelassen.

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Protest vor dem Landwirtschaftsministerium: Wir fordern die Emissionen des Klimagiftes Sulfurylfluorid zu verhindern.

Gründe für das (Teil-)Verbot

Schon 2017 hatte der Chemiekonzern Douglas Chemicals die Wiederzulassung für Sulfurylfluorid als Biozid beantragt. Im Verlauf des Verfahrens hat Douglas weitere Unterlagen nachgereicht. Trotz der zusätzlichen Unterlagen bleiben laut des Abschlussberichts des Biozid-Komitees der EU noch bedeutende Fragen zur Bewertung der Risiken für Menschen und Umwelt offen. So konnte nicht geklärt werden, ob SF schädigend in das Hormonsystem des Menschen eingreift. Unbeantwortet blieb auch die Frage, ob sich der Stoff toxisch auf die Reproduktion auswirkt, also die Fruchtbarkeit stört oder das ungeborene Kind während der Schwangerschaft schädigt. Zudem sind im Laufe des Verfahrens relevante Verunreinigungen durch eine andere Chemikalie – Thionylfluorid – festgestellt worden, welche sowohl aus Umwelt- als auch aus gesundheitlichen Aspekten problematisch ist. Die Behörden haben in der Bewertung das in der EU herrschende Vorsorgeprinzip angewandt: Da wichtige Fragen für die Gesundheit von uns Menschen und die Umwelt nicht geklärt werden konnten, haben sie die Genehmigung zurückgezogen. Der absolut richtige Schritt!

Klimagift Sulfurylfluorid

Im Abschlussbericht des Biozid-Komitees wird auch die Klimawirksamkeit von Sulfurylfluorid erwähnt: Die Konzentration von SF in der Atmosphäre steige stetig, und dessen Wirkung entspreche derzeit der von mehreren Millionen Tonnen CO2. Als Umrechnungsfaktor der Klimawirksamkeit in Bezug auf CO2 wurde der Faktor 4600 herangezogen, der die Klimawirksamkeit innerhalb von 100 Jahren berücksichtigt. Sulfurylfluorid ist jedoch, ähnlich wie Methan, vor allem in den ersten Jahrzehnten nach der Emission wirksam. Angesichts von Klima-Kippunkten ist daher der Faktor 7500 aussagekräftiger, der sich auf einen Vergleichszeitraum von 20 Jahren bezieht.

Verbot auf Pestizide ausweiten

Welche der oben genannten Defizite letztlich ausschlaggebend für das Biozid-Komitee waren, Sulfurylfluorid nicht weiter als Biozid zuzulassen, ist uns nicht bekannt. Klima und Umwelt wäre jedoch auf jeden Fall enorm geholfen, wenn die EU das Verbot auch auf Pestizid-Anwendungen ausweitet. Denn auch wenn uns keine konkreten Zahlen für die gesamte EU vorliegen, lassen die Daten aus Deutschland darauf schließen, dass die Anwendung auf Holzstämme für den Export in Containerschiffen bei weitem den größten Anteil des SF-Einsatzes ausmacht.

Das Verfahren zur Überprüfung für diese Anwendung läuft allerdings noch. Selbst wenn der Hersteller Douglas Chemicals dabei Verunreinigungen in den Griff bekommt und die Beurteilung der Gesundheitsgefahren für Menschen klärt – die Klimaschäden durch einen weiteren Einsatz von Sulfurylfluorid sind gewiss. Deswegen setzen wir uns auch in Zukunft dafür ein, die SF-Emissionen endlich komplett zu stoppen.

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