Gasausstieg: Der Weg in eine klimafreundliche und sichere Zukunft
Nach den Fortschritten der letzten Jahrzehnte in der Energiewende ist es Zeit, den nächsten großen Schritt zu gehen und aus dem fossilen Gas auszusteigen. Die klimaneutralen Alternativen für unsere Heizungen sind schon da.
Gasausstieg: Die nächste Etappe der Energiewende
Der deutsche Energiemix wird immer grüner. Atomenergie spielt darin keine Rolle mehr und auch Kohleverstromung gehört schon bald der Vergangenheit an. Auch fossiles Gas hat mit den nationalen Klimazielen ein Ablaufdatum. Aktuell spielt Gas noch eine zentrale Rolle, wenn es um Wärme geht. Das muss sich schnell ändern, denn fossiles Gas trägt nicht nur zur Klimakrise bei, sondern kann auch zur Kostenfalle für Verbraucher:innen werden.
Mit großen Schritten Richtung Zukunft
Die Energiewende schreitet unaufhaltsam voran. In den letzten 20 Jahren hat sich die Strommenge aus erneuerbaren Energien verfünffacht. Erneuerbare Energien machen mittlerweile über die Hälfte der deutschen Stromerzeugung aus. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Kohle am Energiemix fast halbiert. Die Kernenergie, die einst mehr als ein Viertel des Energiemix ausmachte, spielt heute kaum noch eine Rolle. Wir Bürger:innen haben diese großen Schritte in Gang gesetzt: Auf den Straßen und Schienen von Gorleben hat die Anti-Atombewegung das Ende der Atomkraft eingeleitet. Die Klimabewegung hat in den Kohlegruben protestiert und Bürger:innen haben mit Millionen Solaranlagen auf ihren Dächern gleichzeitig dazu beigetragen, dass die Kohle an Bedeutung verloren hat. Jetzt ist es an der Zeit, als Gesellschaft den nächsten großen Schritt in der Energiewende zu gehen: den Ausstieg aus fossilem Gas. Denn trotz aller Fortschritte spielt Erdgas in Deutschland weiterhin eine zentrale Rolle als Energieträger, insbesondere in der Wärmeerzeugung. Nach wie vor heizt jeder zweite Haushalt mit Gas. Im Jahr 2023 machte das fossile Gas fast ein Viertel des deutschen Primärenergieverbrauchs aus.
Die Weichen für den Gasausstieg sind gestellt
Der Gasausstieg ist bereits beschlossene Sache. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein. Das geht nur mit dem Ausstieg aus den fossilen Energien. Zudem hat die EU mit Regulierungen die Richtung für die Stilllegung der Gasnetze vorgegeben. Diese müssen bis 2026 in nationales Recht überführt werden. Auch wirtschaftliche Gründe führen dazu, dass Gas als Energieträger ausläuft. Die steigenden CO2-Preise verteuern Gasheizungen im Vergleich zu Alternativen wie Wärmepumpen ab jetzt jedes Jahr. Weil immer mehr Menschen sich für umweltfreundlichere Heizungen entscheiden, steigen auch die Netzentgelte für die noch am Gasnetz angeschlossenen Haushalte, da sie sich auf immer weniger Verbraucher:innen verteilen. Immer mehr Stadtwerke kündigen daher an, dass sie ihre Gasnetze in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren stilllegen werden. Für sie lohnt sich der Betrieb mit immer weniger Kund:innen nicht mehr.
Die Alternativen zum Gas liegen auf dem Tisch
Die Alternativen zur Gasnutzung sind vorhanden, erprobt und in vielen Fällen bereits erfolgreich im Einsatz: Wohn- und Gewerbegebäude werden effizient und zuverlässig mit Wärmepumpen sowie Fernwärme, zum Beispiel klimaneutral aus Geothermie, beheizt. In einem Fünftel aller Wohnungen in Deutschland ist das bereits Realität. Nischenlösungen wie Biomasse, Biogas und Solarthermie können dabei in speziellen Fällen ebenfalls eine Rolle spielen. Die Schwerindustrie und die chemische Industrie müssen sich für die Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion elektrifizieren oder auf grünen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien setzen. Das Stahlwerk Unterwellenborn in Thüringen macht es vor und wird ab 2028 grünen Stahl produzieren. Die umweltfreundlichste Energieressource ist aber auch für die Industrie die nicht verbrauchte Kilowattstunde: Alleine durch die Umsetzung wirtschaftlicher Energieeffizienzmaßnahmen könnte die deutsche Industrie 44 Prozent ihres Endenergieverbrauchs (410 von 940 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr) einsparen. Das entspricht der Produktionsmenge von acht großen Kern- oder Kohlekraftwerken sowie der Kapazität von vier der sechs neuen LNG-Terminals. Auch im Stromsektor müssen die verbliebenen Gaskraftwerke schrittweise durch Wind- und Solaranlagen ersetzt werden.
Das steht im Gesetz
Im Rahmen des Europäischen Green Deals haben die 27 EU-Mitgliedstaaten vereinbart, die EU bis 2050 auf den Pfad der Klimaneutralität zu bringen. Deutschland hat mit den verbindlichen nationalen Klimazielen einen ambitionierteren Standard gesetzt und will schon bis 2045 klimaneutral werden. In beiden Fällen bedeutet dies ein Ende für das fossile Gas. Um dies umzusetzen, hat die Bundesregierung im Gebäudeenergiegesetz erste Regelungen erlassen. So wird ab spätestens Mitte 2028 die Nutzung von mindestens 65 Prozent Erneuerbarer Energien für alle neuen Heizungen verbindlich. Zudem werden mit dem Wärmeplanungsgesetz erstmals alle Städte und Gemeinden in Deutschland dazu verpflichtet, bis spätestens 2028 einen Wärmeplan vorzulegen. Dieser Plan soll darlegen, wie sie ihre Wärmeversorgung bis 2045 klimaneutral gestalten wollen.
Gaslobby bremst uns mit teuren Scheinlösungen aus
Doch nicht alle arbeiten an einer klimaneutralen und sicheren Zukunft. Die Gaslobby hält an ihrem fossilen Geschäftsmodell fest und versucht mit allen Mitteln, den Gasausstieg zu verzögern. So propagiert sie Wasserstoff als vermeintliche Alternative zum fossilen Gas, um die Gasnetze länger am Leben erhalten zu können. Die Machenschaften der Gaslobby haben wir in unserer Kampagne zum Lobbyverband „Zukunft Gas“ aufgedeckt und uns erfolgreich dagegengestellt. Denn eins steht fest: Wasserstoff wird für die flächendeckende Wärmeerzeugung in Haushalten keine Lösung sein – die Wissenschaft ist sich einig, dass er noch lange Zeit zu knapp und zu kostspielig bleiben wird. Auch vor weiteren Gasförderungen inmitten der Klimakrise schreckt die Gaslobby nicht zurück. So soll am Ammersee im kleinen Ort Reichling im Landkreis Landsberg am Lech durch das Unternehmen GenoxGas ein neues Gasfeld erschlossen werden – mit allen Risiken, von lokalen Beben bis hin zu Eintragungen giftiger Chemikalien ins Grundwasser. Auch hier intervenieren wir gegen das fossile „Weiter so“.
Fossiles Gas hat keine Zukunft. Auch in Berlin stellten wir uns dem „Weiter so“ der Gaslobby entgegen. Während sich vom 9. bis 12. Dezember 2024 die internationale Gasbranche im Hotel Adlon traf, um über die Zukunft fossiler Energien zu beraten, gingen wir mit Hunderten von Menschen auf die Straße. Gemeinsam setzten wir ein starkes Zeichen für eine sichere und klimagerechte Zukunft.
Kostenfalle Gas
Wenn wir uns von den Scheinlösungen der Gaslobby blenden lassen, kann es schnell teuer werden. Bereits ab 2024 könnten die Gaspreise durch gestiegene CO2-Preise und Netzentgelte deutlich anziehen. Ein verzögerter Gasausstieg kann dabei zur Kostenfalle werden, denn je weniger Haushalte Gas nutzen, desto teurer wird es für die im Gasnetz Verbleibenden. Wer jetzt noch in eine Gasheizung investiert oder den Umstieg zu lange aufschiebt, geht ein hohes Risiko ein und zahlt schon bald höhere Preise. Die Entscheidung für eine Gasheizung bedeutet also nicht nur kurzfristig hohe Betriebskosten, sondern auch eine langfristige Abhängigkeit von immer teuer werdendem Gas und hohe Wechselkosten. Umgekehrt sind Wärmepumpen schon heute durch staatliche Förderungen eine günstige und zukunftssichere Alternative. Lassen wir uns nicht von der Gaslobby in die Kostenfalle locken!
Wärmepumpe und Gasheizung im Kostenvergleich
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz vergleicht die Anschaffungskosten von Wärmepumpen und Gasheizungen sowie die Förderung und Finanzierung. Zudem betrachtet sie die Kosten des laufenden Betriebs und kommt zu einem klaren Urteil: In der Gesamtbilanz sieht die Verbraucherzentrale die Wärmepumpe im Vorteil gegenüber einer Gasheizung. Die höheren Anschaffungskosten der Wärmepumpe im Vergleich zur Gasheizung werden durch aktuelle Förderungen von bis zu 70 Prozent abgemildert. Im laufenden Betrieb ist die Wärmepumpe kostengünstiger und gleicht die höheren Anschaffungskosten nach zehn bis 15 Jahren aus. Nach diesem Zeitraum ist die Wärmepumpe billiger als die Gasheizung. Gasheizungen sind zudem mit deutlichen Risiken verbunden: Durch steigende CO2-Preise, steigende Netzentgelte, sinkende Zahlen an Haushalten im Gasnetz sowie Mindestquoten für Biogas können sie zur Kostenfalle werden.
Gemeinsam für den Gasausstieg
Der Gasausstieg ist unsere nächste große Aufgabe als Gesellschaft auf dem Weg zu einer klimaneutralen und sicheren Zukunft. Viel haben wir schon geschafft. Doch wie beim Atom- und Kohleausstieg braucht es jetzt wieder Druck von uns allen, um den nächsten großen Schritt der Energiewende zu gehen. Das Umweltinstitut hilft dabei tatkräftig mit: Wir bringen das Thema Gasausstieg in die Kommunen und unterstützen kommunale Entscheidungsträger:innen. Wir sorgen dafür, dass die Verbraucher:innen von ihren Netzbetreibern frühzeitig und ausreichend informiert werden und nicht in die Kostenfalle der Gaslobby tappen. Wir setzen uns dafür ein, dass Bürger:innen beim Heizungswechsel nicht allein gelassen werden und beraten lokal Engagierte, die das Thema in ihrer Kommune voranbringen wollen. Lassen Sie uns dabei keine kostbare Zeit verlieren und gemeinsam den Gasausstieg angehen.
Unsere Forderungen:
Neue Investitionen in die Erweiterung der Gasverteilnetze vermeiden
Planungssicherheit und Transparenz für Bürger:innen schaffen
Sinnvolle Verknüpfung mit der kommunalen Wärmeplanung
Gut zu Wissen
In der Energiewende ist schon viel passiert. Doch um nun auch schnell aus dem Gas auszusteigen, müssen wir die Fallstricke und Irrwege der Gaslobby im Blick behalten. Warum Wasserstoff keine Alternative für die private Heizung ist, wie die Gaslobby versucht, ihr Gasnetz über die Stadtwerke zu erhalten, und warum Fracking ein Klimakiller ist, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.
Irrweg Wasserstoffheizungen
Themenseite
Die Gasbranche propagiert Wasserstoff für den großflächigen Einsatz in Heizungen. Warum das keine Gute Idee ist, erläutern wir hier.
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Die aktuelle Flutkatastrophe in Spanien gibt einen bitteren Vorgeschmack, wohin die Klimakrise uns führt. Unsere Kinder werden die Hauptleidtragenden dieser Entwicklung sein und sind es teilweise schon heute. Es ist Zeit für ein radikales Umdenken weg von der kurzfristigen Profitorientierung, wenn wir ernsthaft Klimaschutz betreiben und langfristige Lösungen finden wollen.
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Anfang Oktober fand im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens eine öffentliche Anhörung im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie statt. Unser Referent Dr. Leonard Burtscher war eingeladen, Stellung zu beziehen.
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