Im Zuge der Wärmeplanung für eine möglichst kostengünstige klimaneutrale Wärmeversorgung wird klar, dass das Heizen mit Erdgas schon bald stark an Bedeutung verlieren wird. Somit werden lokale Gasnetze nach und nach unwirtschaftlich. In zwanzig Jahren wird der Großteil der Gasverteilnetze keine Verwendung mehr haben. Kommunale Entscheidungsträger:innen sehen die Notwendigkeit, die Planung der Gasnetzstilllegung jetzt zu beginnen und ihre Bürger:innen bald darüber zu informieren. So können sie eine durchgehende Wärmeversorgung sicherstellen und finanzielle Härten für Bürger:innen, Gasverteilnetzbetreiber und die Kommune selbst vermeiden. Wir bieten Kommunen bei diesem Prozess Unterstützung in Form von Webinaren mit Expert:innen und Stimmen aus der Praxis an.
Heizen: Gasnetze werden unwirtschaftlich
In spätestens 20 Jahren wird der Ausstieg aus fossilem Gas vollzogen sein. Damit werden laut Agora Energiewende 71 bis 94 Prozent des Gasverteilnetzes überflüssig. Auch jetzt sinkt der Gasverbrauch schon stetig. Da sich immer mehr Menschen für umweltfreundlichere Heizsysteme entscheiden, verteilen sich die Netzentgelte auf eine schrumpfende Anzahl von Gasverbraucher:innen. Dies führt zu steigenden Kosten für die verbleibenden Haushalte. Eine von uns in Auftrag gegebene Fraunhofer-Studie hat Ende 2025 erstmals beziffert, welche Kosten auf die letzten Gaskund:innen zukommen werden. Demnach drohen einem typischen 3-Personen-Haushalt ab 2040 jährliche Mehrkosten von bis zu 4000 Euro – allein durch steigende Netzentgelte. Aus diesem Grund kündigen immer mehr Kommunen an, ihre Gasnetze innerhalb der nächsten zehn bis zwanzig Jahre stillzulegen. Der Betrieb mit einer schrumpfenden Kundschaft ist nicht mehr mit angemessenen Gaspreisen zu stemmen.
Gasnetzstilllegung: Geplant und gut kommuniziert
Der Gasausstieg ist bereits beschlossene Sache. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein. Das geht nur mit dem Ausstieg aus den fossilen Energien. Zudem ist sich die Wissenschaft einig: Wasserstoff und Biomethan werden nicht in ausreichender Menge für Haushalte zur Verfügung stehen. Die EU hat deshalb mit Regulierungen die Richtung für die Stilllegung der Gasnetze vorgegeben. Diese müssen bis August 2026 in nationales Recht überführt werden. In Deutschland wird aktuell ein entsprechender Gesetzesentwurf diskutiert. Auch wirtschaftliche Gründe führen dazu, dass Gas als Energieträger ausläuft. Die steigenden CO₂-Preise verteuern Gasheizungen im Vergleich zu Alternativen wie Wärmepumpen ab jetzt jedes Jahr. Weil immer mehr Menschen sich für umweltfreundlichere Heizungen entscheiden, steigen auch die Netzentgelte für die noch am Gasnetz angeschlossenen Haushalte, da sie sich auf immer weniger Verbraucher:innen verteilen. Eine Umstieg von der Gasversorgung auf erneuerbare Wärmelösungen, wie sie aktuell in jeder Kommune in einem Wärmeplan erarbeitet werden, kann daher nur durch frühzeitige Planung und einen schrittweisen Umstieg (Straßenzug für Straßenzug) funktionieren. Dieser Prozess muss sorgfältig vorbereitet und mit den beteiligten Akteuren abgestimmt werden. So lassen sich hohe Zusatzkosten im Prozess vermeiden. Wie es funktionieren kann, zeigen Beispiele aus Vorreiterstädten in der Schweiz und den Niederlanden.