Bei der Abstimmung unter den 27 EU-Ländern im sogenannten Berufungsausschuss fand sich letzte Woche weder eine qualifizierte Mehrheit für noch gegen die erneute Genehmigung von Glyphosat. Deutschland hat sich erneut enthalten. Damit wiederholt sich das Ergebnis der ersten Abstimmungsrunde im Oktober. In einem solchen Fall hat die EU-Kommission formell gesehen das Recht, im Alleingang über die weitere Genehmigung von Glyphosat zu entscheiden. Dass die Behörde von diesem Recht auch Gebrauch machen will, verkündete sie bereits wenige Minuten nach Bekanntwerden des zweiten Abstimmungsergebnisses: Sie will den Unkrautvernichter in der EU für weitere zehn Jahre zulassen. Das wäre eine Katastrophe für unsere Gesundheit und die Umwelt.

Umweltinstitut Gruppenfoto Kampagne

Wer hat wie abgestimmt?

  • Österreich, Kroatien und Luxemburg haben gegen die erneute Genehmigung von Glyphosat gestimmt.
  • Belgien, Bulgarien, Frankreich, Italien, Malta, Niederlande und Deutschland haben sich enthalten.
  • Zypern, Tschechien, Dänemark, Spanien, Estland, Finnland, Griechenland, Ungarn, Irland, Litauen, Lettland, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien und Schweden haben für eine Genehmigung von Glyphosat für zehn Jahre gestimmt. Dies reichte jedoch nicht für die erforderliche qualifizierte Mehrheit.

Glyphosat – Gefahr für Gesundheit und Artenvielfalt

Wenn die EU-Kommission nun tatsächlich Glyphosat für weitere zehn Jahre genehmigt, ignoriert sie, dass der Unkrautvernichter zu einem der bedeutendsten Treiber des massiven Artensterbens zählt. Zahlreiche unabhängige Studien belegen die verheerenden Konsequenzen von Glyphosat für die Artenvielfalt. Das Ackergift nimmt vielen Wildtieren die Nahrung oder schädigt sie direkt. Und auch für die menschliche Gesundheit kann Glyphosat gefährlich sein: So weisen zum Beispiel neuste Studienergebnisse einen Zusammenhang von Glyphosat und der Entstehung von Leukämie schon bei geringen Dosen nach. Vor diesem Hintergrund ist es schlicht verantwortungslos eine weitere Genehmigung für das Ackergift zu erteilen. In einem offenen Brief an die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen und weiteren zuständige Kommissar:innen fordern wir deshalb, die erneute Genehmigung von Glyphosat nicht in Kraft treten zu lassen und die derzeit gültige Zulassung mit sofortiger Wirkung auszusetzen, bis eine eingehende Prüfung der aktuellen Studienergebnisse vorgenommen wurde.

Grafik: Wie schadet Glyphosat der Artenvielfalt? Beispiele für betroffene Tierarten: Vögel, Bienen, Regenwürmer, Florfliegen, Kaulquappen, zerstört Nahrungsnetze

Der Einsatz von Glyphosat hat fatale Folgen für die Artenvielfalt.

Glyphosat-Genehmigung jetzt beenden!

Zweimal konnte die EU-Kommission keine qualifizierte Mehrheit für eine weitere Genehmigung von Glyphosat erlangen. Der EU-Kommission fehlt somit das eindeutige politische Mandat, das Ackergift weiterhin zuzulassen. Wir erwarten, dass die Kommission dem nun Rechnung trägt und nach dem in der EU geltenden Vorsorgeprinzip handelt: Sie muss die Genehmigung von Glyphosat endlich auslaufen lassen. Damit würde sie auch dem Willen von über einer Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürgern gerecht, die die Europäische Bürgerinitiative ‚Stop Glyphosate‘ unterschrieben haben.

 

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