Massenhafter Einsatz von Glyphosat unnötig und bald verboten?

Mutterschaf mit zwei Lämmern weidet im Weinberg. Blumen blühen im Zwischenstreifen.

Schafbeweidung in Weinbergen. Während der Hauptsaison kann ein Schutznetz verhindern, dass die Schafe die Trauben essen.

Unkrautbekämpfung ohne Glyphosat

Nachfolgend stellen wir einige Beispiele aus dem Bericht des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN e.V.) zum Ackern ohne Glyphosat vor. Einen wichtigen Baustein stellt die Prävention dar, damit es erst gar nicht zu einem übermäßigen Unkrautbefall kommt.

Beispiel 1: Die Fruchtfolge

Die Fruchtfolge ist eine präventive Maßnahme. Sie ist die älteste und eine sehr effektive Form der Unkrautbekämpfung. Dabei ist der Grundgedanke, dass die verschiedenen Arten von Unkraut bei den verschiedenen Feldfrüchten unterschiedlich gut wachsen und gedeihen können. Wäre auf einem Feld jedes Jahr dieselbe Feldfrucht, wie z.B. Mais, so könnten bestimmte Unkräuter jedes Jahr sehr gut wachsen, würden sich somit exponentiell vermehren und wären nicht mehr zu bändigen. Wechselt man jedoch die Feldfrüchte ab, so wird ein Unkraut das bei der einen Feldfrucht gut wächst, im nächsten Jahr von einer anderen Feldfrucht unterdrückt. Eine vielfältige Fruchtfolge bringt zudem auch einen besseren Schutz gegenüber Krankheiten und Schädlingen mit sich und verbessert die Bodenqualität.

Beispiel 2: Die Untersaat

Die Untersaat ist ebenfalls eine präventive Maßnahme. Hier wird nicht nur die Hauptfrucht, wie z.B. Weizen, gesät, sondern gleichzeitig auch eine Nebenfrucht, so z.B. Klee. Da der Klee den Boden bedeckt und beschattet, können Unkräuter aufgrund des fehlenden Lichts nicht wachsen. Auch hier gibt es noch zusätzliche Vorteile: Wenn die Hauptfrucht geerntet wurde, liegt der Boden nicht frei, sondern ist durch die Nebenfrucht durchwurzelt und bedeckt. Dadurch werden sowohl Nährstoffauswaschungen als auch Bodenerosion verhindert und auch die Bodenorganismen haben durchgehend Nährstoffe zur Verfügung. Außerdem muss nach der Ernte der Hauptfrucht der Boden nicht mehr bearbeitet werden, was wiederum Arbeitszeit reduziert und Bodenverdichtungen vermeidet.

Beispiel 3: Tierbeweidung

Die Tierbeweidung ist eine traditionelle und sehr wertvolle, ökologische, Methode. In extensiven und traditionellen landwirtschaftlichen Systemen ist der Einsatz von Tieren zur Unkrautbekämpfung noch weit verbreitet, jedoch fast verloren gegangen in intensiven Landwirtschaftssystemen. Geeignet ist die Beweidung unter anderem für: das Vor- und Nachbeweiden von Grünland und Äckern (z.B. von Getreide), Obstplantagen und –gärten (z.B. Äpfel und Wein), Zwischenfrüchte (z.B. Klee) oder Baumschulen (z.B. Weihnachtsbäume). Vorteile von gemischten Acker-Viehhaltungssystemen sind die Diversifizierung bäuerlicher Einkommen, die Düngung mit tierischem Mist und das Schließen von Nährstoffkreisläufen. Zur Beweidung eignen sich Schweine, Rinder, Ziegen, Schafe, Pferde und Geflügel.

Was bedeutet eigentlich „Unkraut“?

  • UN-Kraut? Eine Pflanze wird als „Unkraut“ angesehen, wenn sie einen erheblichen Schaden verursacht. Oft werden jedoch fälschlicherweise alle Pflanzen, die keine Feldfrüchte sind, als Unkraut betrachtet.
  • "Andere Pflanzen" Dank einem verbesserten Verständnis der Bodengesundheit wurde in den letzten Jahren neben den Kategorien „Feldfrucht“ und „Unkraut“ eine dritte Kategorie eingeführt: „aliae plantae“ (Latein, auf deutsch: andere Pflanzen) - also alle Pflanzen, die keine Feldfrüchte sind, aber auch keinen Schaden verursachen.
  • Artenvielfalt profitiert Diese „anderen Pflanzen“ haben viele positive Aspekte: sie decken nach der Ernte den nackten Boden ab, sie bieten Insekten Lebensraum und Nahrung und sie erhöhen die oberirdische Vielfalt und somit auch die unterirdische Biodiversität und haben dadurch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und Fruchtbarkeit des Bodens.
  • Neue Zielvorstellung Somit sollte es nicht das Ziel der Landwirtschaft sein, alle Pflanzen, die keine Feldfrüchte sind, als „Unkraut“ zu betrachten und mit dem Totalherbizid Glyphosat zu töten.
  • Freund statt Feind Vielmehr ist ein Umdenken notwendig, „andere Pflanzen“ auf dem Acker oder der Plantage zuzulassen, um die vielen, unglaublich wichtigen Ökosystemleistungen zu unterstützen.

Schlussstrich für Glyphosat!

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurde angekündigt, dass Glyphosat bis Ende 2023 vom Markt genommen wird. Dies wäre ein Meilenstein im Kampf gegen den Unkrautvernichter. Doch bis heute ist weder klar, ob dieser Plan wirklich von allen Ampelparteien unterstützt wird, noch wie er rechtssicher umgesetzt werden soll.

Und auch EU-weit geht es dem Unkrautvernichter dieses Jahr hoffentlich an den Kragen. Voraussichtlich im Herbst werden die Mitgliedstaaten darüber abstimmen, ob Glyphosat weiterhin eingesetzt werden darf. Doch auch hier müssen wir unermüdlich Druck machen. Denn noch ist nicht klar, ob die deutsche Bundesregierung gegen die Wiederzulassung stimmen wird. Wichtig ist natürlich auch, wie andere Regierungen abstimmen werden, vor allem diejenigen mit einem hohen Stimmengewicht. Aus diesem Grund arbeiten wir in einem europäischen Bündnis mit Organisationen z.B. aus Österreich und Spanien zusammen. Es gibt also noch viel Handlungsbedarf!

Genau jetzt ist also die Zeit, diesem gefährlichen Pestizid ein Ende zu setzen und dem Ziel einer nachhaltigen Landwirtschaft ein Stück näher zu kommen! Der Bericht des Pestizid Aktions-Netzwerks über Alternativen zu Glyphosat hat eindeutig gezeigt, dass es auch ohne Glyphosat geht und die Unkraut-Bekämpfung nicht länger der Grund für Gesundheits- und Umweltschäden sein darf.

Weiterlesen

Den kompletten Bericht bzw. das Handbuch „WEED MANAGEMENT: ALTERNATIVES TO THE USE OF GLYPHOSATE“ finden Sie auf der Seite von PAN Europe in englischer Sprache.

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