Über 200.000 Unterschriften gegen Einschüchterungsklagen
Gemeinsam mit der Koalition gegen SLAPPs in Europa haben wir über 200.000 Unterschriften an die Vizepräsidentin der EU-Kommission Vera Jourová übergeben, mit denen wir ein starkes europäisches Anti-SLAPP-Gesetz fordern.
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Im Kampf gegen SLAPP von Südtirol nach Brüssel
Seit der Südtiroler Landesrat für Landwirtschaft und über 1370 Obstbäuerinnen und Obstbauern Strafanzeigen gegen mehrere Mitarbeiter:innen des Umweltinstituts gestellt haben, wissen wir aus eigener Erfahrung, wie stark strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung (englisch SLAPPs) die Arbeit von NGOs erschweren und Aktivist:innen persönlich bedrohen können. Deshalb schlossen wir uns der Koalition gegen SLAPPs in Europe (CASE) an und starteten gemeinsam mit der Organisation „Rettet den Regenwald“ eine Petition, mit der wir die EU-Kommission dazu auffordern, dem Justizmisbrauch durch SLAPPs in Europa den Riegel vorzuschieben. Rettet den Regenwald wurde in einem ähnlichen Fall wie dem unseren vor Gericht gezerrt, weil der Verein die Regenwaldvernichtung eines Palmölkonzerns in Asien angeprangert hatte.
Wir fordern ein europäisches Anti-SLAPP-Gesetz
SLAPP-Betroffene legen Zeugnis ab
Ein halbes Jahr lang sammelten wir gemeinsam mit der Organisation „Rettet den Regenwald“ und unseren Verbündeten, darunter viele Medien- und Grundrechtorganisationen wie Reporter ohne Grenzen und die Daphne Caruana Galizia Stiftung, in ganz Europa Unterstützungsbekundungen für unsere Forderungen. Schließlich konnten wir am vergangenen Dienstag die beeindruckende Zahl von 213.432 Unterschriften übergeben. Dafür waren wir mit mehreren Vertreter:innen der CASE-Koalition sowie zwei weiteren SLAPP-Betroffenen vor der EU-Kommission in Brüssel zusammengekommen:
- Der polnische Aktivist Kamil Maczuga berichtete der Vizepräsidentin der EU-Kommission, wie er von mehreren Gemeinden verklagt wurde, weil er diese gemeinsam mit Jakub Gawron, Paulina Pajak und Pawel Preneta in ein interaktive Karte auf der Website Atlas des Hasses (AoH) aufgenommen hatte. AoH dokumentiert polnische Gemeinden, die Anti-LGBT-Deklarationen veröffentlicht haben (in Deutschland besser bekannt als „LGBT-freie Zonen“).
- Der niederländische Journalist Okke Ornstein schilderte, wie er Korruption in Panama aufgedeckt und deshalb aufgrund strafbarer Verleumdung inhaftiert wurde. Nachdem Ornstein 2016 über den verurteilten Betrüger Monte Friesner geschrieben hatte, wurde er nach seiner Rückkehr in die Niederlande mit mehreren zivilrechtlichen Verleumdungsklagen von Friesners Partnern konfrontiert.
Stellvertretend für die hunderten Journalist:innen, Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen, Gewerkschafter:innen und alle anderen, die in Europa jedes Jahr die SLAPP-Ohrfeige verpasst bekommen, legten Kamil und Okke Zeugnis davon ab, was dies für sie ganz persönlich bedeutet hat.