Ihr Weg zu einem öko-fairen Kleiderschrank

Die Textilindustrie hat verheerende Auswirkungen auf Umwelt und Menschen. Doch schon mit ganz einfachen Maßnahmen können Sie Ihren Kleiderkonsum ökologischer und fairer gestalten.

Immer mehr Kleidung zu immer niedrigeren Preisen

Kleider waren noch nie so billig wie heute. Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat sich unsere Kleidung von einem wertvollen Gut, das man möglichst lange nutzt, zum Einwegprodukt gewandelt. Möglich ist das nur durch eine fast vollständig ausgelagerte Produktion in Niedriglohnländer und die gnadenlose Ausbeutung von Menschen, Tieren und natürlichen Ressourcen.

Baumwolle: Vorteile und Nachteile der beliebten Naturfaser

Die Baumwollfaser ist atmungsaktiv, reißfest, saugfähig und angenehm auf der Haut zu tragen. Diese und andere Eigenschaften machen sie zur beliebtesten Naturfaser in der Textilindustrie. Über 25.000 Tonnen Baumwolle werden jedes Jahr produziert. Das entspricht etwa einem Viertel der weltweiten Faserproduktion. Ihr großer ökologischer Vorteil ist, dass sie ein nachwachsender Rohstoff und biologisch abbaubar ist. Doch die riesigen Mengen, die für die Textilindustrie produziert werden, und die Art und Weise der Produktion verursachen vielerorts große ökologische und soziale Probleme.

Im Folgenden haben wir die wichtigsten Informationen über den Anbau, die Verarbeitung und die Vor- und Nachteile von Baumwolle zusammengestellt.

Anbau und Ernte von Baumwolle

  • Pestizide Baumwolle ist eine für Krankheiten und Schädlinge anfällige Pflanze. Der Einsatz von Pestiziden ist entsprechend hoch. Die Baumwollproduktion ist der viertgrößte Verbraucher an Pestiziden weltweit.
  • Hoher Wasserverbrauch Baumwolle ist eine durstige Pflanze. Riesige Mengen an wertvollem Süßwasser gehen für die Bewässerung der Baumwollplantagen verloren.
  • Arbeitsbedingungen 99 Prozent der Baumwollbäuerinnen und -bauern leben in Entwicklungsländern und produzieren 75 Prozent der weltweiten Baumwollernte. Der Pestizideinsatz macht viele Landwirt:innen krank und das Einkommen reicht oft gerade zum Überleben.
  • Kinder- und Zwangsarbeit Über 100 Millionen Kinder müssen weltweit in der Landwirtschaft arbeiten. Auch beim Anbau und der Ernte von Baumwolle ist Kinder- und Zwangsarbeit in vielen Ländern traurige Realität.

Die wichtigsten Anbaugebiete der Baumwollpflanze waren ursprünglich in den regenreichen und warmen Tropen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Bei den Mayas in Mexiko und den Inkas in Peru wurde sie schon vor über 7000 Jahren angebaut. Heute wird Baumwolle in über 70 Ländern auf allen sechs Kontinenten der Welt produziert. Hauptproduzent:innen sind China und Indien mit einem Erntevolumen von jeweils über 6 Mio. Tonnen Baumwolle pro Jahr, gefolgt von den USA mit etwa 3 Mio. Tonnen.

Problem des hohen Wasserbedarfs bei dem Baumwollanbau

ein verrostetes Boot auf dem augetrockneten Boden des ehemaligen Aralsees

Die künstliche Bewässerung auf den Baumwollfeldern führt zu einer Versalzung der Böden und zu einem Rückgang der Erträge. Für die Feldbewässerung werden Flüsse aufgestaut, um das Wasser umzuleiten – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die dramatischen Folgen des industriellen Baumwollanbaus ist die Geschichte des Aralsees. Bis 1960 galt der Aralsee als viertgrößtes Binnenmeer der Welt. Mit einer Fläche von knapp 68.000 km² war er fast so groß wie Bayern. Heute sind 90 Prozent des Sees ausgetrocknet. Grund dafür ist die intensive Bewässerungslandwirtschaft in der Region. Vor allem für den Baumwollanbau werden die Zuflüsse des Aralsees umgeleitet.

Für die dort lebenden Menschen ist dies eine Katastrophe. Selbst in dem kleinen Restsee ist vom einstigen Fischreichtum nichts mehr übrig. Die hohe Salzkonzentration und die aus der Landwirtschaft eingetragenen Pestizide haben die meisten Fischarten ausgerottet. Das Trinkwasser ist knapp und mit Pflanzengiften belastet. Die in der Region häufig vorkommenden Stürme wirbeln den mit Pflanzengiften verseuchten Sand und das zurückgebliebene Salz der ausgetrockneten Seefläche auf. Die Bevölkerung leidet unter einer deutlich erhöhten Krebsrate, Atemwegserkrankungen und Missbildungen bei Neugeborenen.

Auch die Landwirtschaft hat unter den Folgen zu leiden. Durch die immer stärkere Versalzung der Böden und des Wassers gehen die Erträge zurück. Die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte ist durch den übermäßigen Pestizideinsatz schlecht. Die Grenzwerte für Pestizidrückstände in Gemüse, Obst und anderen Lebensmitteln werden in vielen Gebieten häufig überschritten. Natürlich sind die negativen Auswirkungen der künstlichen Bewässerung nicht nur ein Problem des Baumwollanbaus, sondern der Landwirtschaft in Trockengebieten allgemein. Trotz zahlreichen positiven Bestrebungen, die künstliche Bewässerung effektiver zu gestalten, wie zum Beispiel durch Tröpfchenbewässerung, werden etwa 70 Prozent des weltweit verfügbaren Süßwassers in der Landwirtschaft verbraucht – Tendenz steigend.

Der wahre Preis von Textilien aus Baumwolle

Pestizide werden auf Baumwolle gesprüht

Wie hoch ist der Einsatz von Pestiziden im Baumwollanbau?

Der intensive Anbau in Monokulturen, das warme Klima und der bewässerte, feuchte Boden fördert die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen wie zum Beispiel Baumwollkapselbohrern, Weißen Fliegen und Blattläusen. Zur Bekämpfung dieser werden große Mengen an Pestiziden eingesetzt. Pro Saison versprühen Landwirt:innen bis zu 20 Mal Ackergifte. Vor einer maschinellen Ernte der Baumwolle werden die Pflanzen manchmal chemisch entlaubt, damit die Pflückmaschinen besser arbeiten können.

Obwohl Baumwolle nur auf circa 2,5 Prozent der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche angepflanzt wird, landen 6 Prozent aller eingesetzten Pestizide und 16 Prozent aller Insektizide auf Baumwolläckern. In Indien, dem größten Baumwollproduzenten der Welt, gehen mehr als die Hälfte aller Pestizide in den Baumwollanbau, obwohl dieser nur fünf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche einnimmt.

Welche Auswirkungen haben die Pestizide im Baumwollanbau auf Menschen und Umwelt?

Der massive Einsatz von Pflanzengiften auf den Baumwollfeldern vernichtet nicht nur Schädlinge, sondern auch zahlreiche Nützlinge und für die Bodenfruchtbarkeit wichtige Bodenlebewesen. Außerdem kontaminieren die Giftstoffe vielerorts Flüsse, Seen und das Grundwasser. In Baumwoll-Anbaugebieten können Pflanzengifte im Trinkwasser sowie in Lebens- und Futtermitteln nachgewiesen werden. Viele von den im Baumwollanbau eingesetzten Pestiziden werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als hoch bis extrem gefährlich und mäßig gefährlich eingestuft.

99 Prozent der Baumwollbäuerinnen und -bauern leben in Entwicklungsländern, größtenteils in sehr armen, unsicheren Verhältnissen. Häufig fehlt diesen Menschen das nötige Wissen und die Ausrüstung, um sich und ihre Familie vor den gesundheitsgefährdenden Pestiziden zu schützen. Die Anleitungen und Warnungen auf den Verpackungen sind oft auf Englisch, sodass die ländliche Bevölkerung diese gar nicht versteht. Außerdem können viele Bauern weder lesen noch schreiben. So wird ohne Handschuhe und Atemmaske mit den gefährlichen Chemikalien gearbeitet und die leeren Flaschen und Fässer werden als Trinkgefäße und zur Aufbewahrung für Wasser und Lebensmittel verwendet.

Zu den Symptomen einer akuten Pestizid-Vergiftung zählen Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Bewusstlosigkeit, Atemnot, Schlaflosigkeit, Hautirritationen, Durchfall, Herzrhythmusstörungen und Krämpfe bis hin zum Tod. Langzeitwirkungen von Pestiziden sind Schädigungen des Nervensystems, des Hormonhaushalts, des Reproduktions- und des Immunsystems. Schätzungsweise kommt es jährlich zu 385 Millionen Pestizidvergiftungen in der Landwirtschaft, von denen 11000 weltweit tödlich enden.

Wie sind die Arbeitsbedingungen für die Menschen auf den Baumwoll-Feldern im globalen Süden?

Ein Großteil der weltweiten Baumwollproduktion findet in Ländern mit niedrigen Menschenrechts- und Umweltschutzstandards sowie geringer Technologisierung in der Landwirtschaft statt. Der direkte Kontakt mit gefährlichen Pestiziden ist mangels Aufklärung und Ausrüstung die Regel, gesundheitliche Beschwerden die Folge, und Vergiftungen bis hin zum Tod keine Seltenheit. Am Ende der Plackerei winkt ein unsicherer Hungerlohn. Zum einen besteht immer das Risiko von Ernteausfällen, zum anderen sinkt der Weltmarktpreis für Baumwolle stetig und ist großen Schwankungen ausgesetzt. Eine Folge der milliardenschweren Subventionen für europäische, amerikanische und chinesische Baumwollbauern und der Spekulationen an den Terminbörsen.

Besonders hart trifft es wie so oft die Schwächsten in der Kette. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeiterorganisation müssen 108 Millionen Kinder weltweit in der Landwirtschaft arbeiten – auch auf den Baumwollfeldern. Unter den zehn größten Produzenten von Baumwolle (China, Indien, USA, Pakistan, Brasilien, Usbekistan, Türkei, Australien, Kasachstan und Griechenland) liegen nur aus Australien und Griechenland keine dokumentierten Fälle von Kinderarbeit vor. Die jüngsten sind gerade mal sechs Jahre alt, gearbeitet wird bis zu zwölf Stunden täglich, sieben Tage die Woche. Viele Kinder werden mit dem Versprechen auf Geld aus ihrem armen Elternhaus auf die Felder gelockt. Ohne jegliche Rechte können sie nur hoffen, dass sie am Ende der Saison nicht mit leeren Händen dastehen und wenigstens einen Teil des versprochenen Lohns ausbezahlt bekommen. Andere Kinder werden von ihren verzweifelten Eltern selbst in die Schuldknechtschaft auf die Baumwollplantagen geschickt. Gewalt durch die Arbeitgeber:innen und gesundheitliche Beschwerden durch die körperlich harte Arbeit und den Kontakt mit Pflanzengiften sind alltägliche Realität der „Kindersklaven“.

Der problematische Weg von der Baumwolle zum T-Shirt

  • In der Textilproduktion und -veredelung werden etwa 7500 verschiedene Chemikalien und rund 4000 Farbstoffe eingesetzt.
  • Nicht selten liegt der Naturfaseranteil von einem vermeintlichen „100-Prozent“-Baumwoll-T-Shirt bei gerade einmal 75 Prozent. Die restlichen 25 Prozent sind Farbstoffe, Weichmacher und andere Chemikalien.
  • Weltweit werden jedes Jahr mehr als 1,2 Milliarden Tonnen CO2 von der Textilindustrie ausgestoßen. Das sind mehr klimaschädliche Emissionen als auf das gemeinsame Konto von internationalen Flügen und der Seeschifffahrt gehen.
  • In den Textilfabriken dauert ein Arbeitstag bis zu 16 Stunden. Gearbeitet wird an 6 bis 7 Tagen in der Woche.
  • Der Lohn in einer Textilfabrik in Bangladesch liegt zwischen 30 und 60 Euro pro Monat. Der Existenzlohn, um eine vierköpfige Familie zu ernähren, müsste bei etwa 250 Euro liegen.

Welche Probleme bringt der Welthandel mit Baumwolle mit sich?

Baumwolle ist ein Weltprodukt, das in über 70 Ländern auf allen sechs Kontinenten angebaut wird. Doch die Erträge, die auf den Feldern erzielt werden, sind extrem unterschiedlich: Sie liegen zwischen 140 Kilogramm in Somalia und 2487 Kilogramm in Australien. Auf der einen Seite wirtschaften Landwirt:innen auf riesigen Flächen mit dem Einsatz von hochspezialisierten Maschinen, Bewässerungstechniken, Düngemitteln und Pestiziden. Auf der anderen Seite wird auf kleiner Fläche hauptsächlich von Hand gepflanzt und geerntet. Dieser ungleiche Wettbewerb wird durch einen stetig sinkenden Weltmarktpreis für Baumwolle noch verschärft. Im Vergleich zu 1975 kostet heute ein Kilogramm Baumwolle nur noch halb so viel. Neben einem steigenden Angebot bei gleichzeitig sinkender Nachfrage sind die Milliardenschweren Subventionen, die Staaten weltweit für ihre Baumwollbauern ausgeben, ein wichtiger Grund für den Preisverfall. In der Saison 2017/2018 zahlte die USA umgerechnet 16 Cent pro Kilogramm Baumwolle. China subventionierte mit 60 Cent pro Kilogramm, Spitzenreiter waren Spanien und Griechenland mit bis zu 88 Cent pro Kilogramm. Zwar subventionieren viele afrikanische Staaten mittlerweile auch ihre Baumwollproduktion. Der Umfang der Zahlungen ist aber deutlich geringer und trägt kaum zur Verzerrung des Weltmarktpreises bei. In Mali etwa beträgt die staatliche Subvention für die Bauern etwas weniger als 9 Cent pro Kilogramm Baumwolle.

Doch die Subventionszahlungen lassen nicht nur auf globaler Ebene die Großen immer stärker werden und die Kleinen immer schwächer. Auch auf nationaler Ebene profitieren vor allem die großen Agrarunternehmen von den Geldern, während kleinbäuerliche Strukturen mehr und mehr verschwinden. In den USA beispielsweise erhielten zwischen 1995 und 2020 die zehn am meisten subventionierten Unternehmen mehr als 80 Prozent aller Baumwollsubventionen.

Baumwolle und Gentechnik

  • Genmanipulierte Pflanzen Knapp 80 Prozent der weltweit erzeugten konventionellen Baumwolle stammen von genmanipulierten Pflanzen.
  • Schlecht für Kleinbauern Zahlreiche Studien belegen, dass der Anbau von Gen-Baumwolle ein ökonomisches Desaster für die Kleinbauern des Südens bedeutet.
  • Nicht kennzeichnungspflichtig Die Verwendung von Gentechnik in Textilien ist nicht kennzeichnungspflichtig.
  • Bio-Baumwolle Beim Anbau von Bio-Baumwolle ist der Einsatz von gentechnisch manipulierten Pflanzen verboten.

Gibt es auch genmanipulierte Baumwolle?

Ja. Erstmals wurde Gen-Baumwolle 1996 in den USA zugelassen. Mittlerweile stammen knapp 80 Prozent der weltweit erzeugten konventionellen Baumwolle von genmanipulierten Pflanzen. Hauptanbauländer für Gen-Baumwolle waren 2019 Indien, USA, China und Pakistan. Der Gentechnik-Anteil liegt in den Hauptanbauländern bei über 94 %. In der EU ist die Aussaat von Gen-Baumwolle nicht erlaubt, jedoch werden Baumwollrohstoffe und -produkte genmanipulierter Pflanzen importiert.

Welche Eigenschaften haben genmanipulierte Baumwollpflanzen?

Es gibt zwei verschiedene Eigenschaften von genmanipulierten Baumwollpflanzen. Die sogenannte Bt-Baumwollpflanze produziert ein Gift des Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt). Mit dieser Eigenschaft soll sie resistent gegenüber Insekten wie zum Beispiel dem Baumwollkapselbohrer sein. Die zweite Eigenschaft ist die Toleranz gegenüber Totalherbiziden, wie zum Beispiel Roundup von Monsanto. Auf diese Weise überleben die genmanipulierten Pflanzen die zahlreichen Giftduschen beim Anbau und der Ernte, während alle anderen Pflanzen absterben.

Ergeben sich Vorteile aus dem Anbau von genmanipulierter Baumwolle?

Als die erste Gen-Baumwolle vor zwanzig Jahren auf den Markt kam, war die Hoffnung der Baumwollbauern groß. Die Agrarkonzerne versprachen höhere Erträge und weniger Einsatz von teuren und umweltschädlichen Pestiziden. Doch im Laufe der Jahre hat sich gezeigt, dass die Gen-Baumwolle es nicht geschafft hat, Millionen von Kleinbauern ein existenzsicherndes Einkommen zu garantieren. Ganz im Gegenteil: Zahlreiche Studien belegen, dass der Anbau von Gen-Baumwolle ein ökonomisches Desaster für die Bauern bedeutet.

  • Die genmanipulierten Baumwollpflanzen sind sehr anspruchsvoll und reagieren empfindlicher auf Trockenheit als alte, einheimische Sorten. In regenarmen Jahren liegen die Erträge deutlich unter denen von herkömmlichen Pflanzen. Und selbst in Jahren mit guten klimatischen Bedingungen ist der Ertrag nicht signifikant höher.
  • Einer der schlimmsten Schädlinge im Baumwollanbau, der Baumwollkapselbohrer, konnte zunächst durch das von der Pflanze produzierte Bt-Gift ausgeschaltet werden. Doch schon nach wenigen Jahren wurden die Raupe und viele weitere Schädlinge resistent gegen das Gift. Die Bauern müssen daher mindestens genauso viele Insektizide ausbringen wie zuvor.
  • Das Zurückdrängen von Schädlingen, wie zum Beispiel dem Baumwollkapselbohrer, hinterlässt eine Lücke im Ökosystem, die durch andere Schädlinge eingenommen werden kann. Denn das Bt-Gift wirkt nur spezifisch gegen Insekten der Familie der Eulenfalter. In Eswatini (ehemals Swasiland) wurde zum Beispiel ein vermehrter Befall der Bt-Baumwolle durch die Rote Baumwollwanze beobachtet.
  • Das Gen-Saatgut kostet bis zu viermal so viel wie herkömmliches Saatgut. Außerdem wurden die Pflanzen von der Industrie so gentechnisch verändert, dass sie keine keimfähigen Samen hervorbringen. Auf diese Weise wird verhindert, dass die Bauern ihr eigenes Saatgut produzieren können. Sie müssen jedes Jahr aufs Neue teures Saatgut kaufen.
  • Ebenfalls viel Geld kosten die Pestizide und Düngemittel, die die Gen-Pflanze für ein gutes Wachstum braucht. Alles Investitionen, für die viele Bauern einen Kredit aufnehmen müssen. Die einzigen, die bei dem Geschäft mit der Gen-Baumwolle richtig abkassieren, sind die Agrarkonzerne.

Kann man Textilien aus Gen-Baumwolle erkennen?

Nein. Die Verwendung von Gentechnik in Textilien ist nicht kennzeichnungspflichtig. Daher kann man nicht erkennen, ob das T-Shirt oder die Jeans aus genmanipulierter Baumwolle hergestellt wurde.

Da jedoch rund 80 Prozent der weltweit erzeugten Baumwolle von genmanipulierten Pflanzen stammen und die Baumwolle während der Verarbeitung vermischt wird, ist davon auszugehen, dass der allergrößte Teil der konventionellen Baumwoll-Textilien gentechnische Bestandteile enthält. Nur Textilien aus zertifizierter Bio-Baumwolle sind garantiert frei von Gentechnik.

Die Schattenseiten der Textilherstellung

In der Textilproduktion und -veredelung werden etwa 7500 verschiedene Chemikalien, wie z.B. Kunstharze, Halogene und Schwermetalle, sowie rund 4000 Farbstoffe eingesetzt. Der größte Teil des Chemie-Cocktails wird während und nach der Produktion wieder aus den Stoffen herausgewaschen.

Doch immerhin 10 Prozent verbleiben in den Kleidungsstücken. So liegt der Naturfaseranteil von Baumwolltextilien im Durchschnitt bei 75 Prozent. Die restlichen 25 Prozent sind Farbstoffe und andere Chemikalien. Diese müssen jedoch vom Hersteller nicht auf dem Etikett angegeben werden. Mit der Angabe „100 Prozent Baumwolle“ wird dem Verbraucher ein reines Naturprodukt vorgetäuscht, was mit der Realität in keiner Weise übereinstimmt.

Welche gesundheitlichen Folgen kann Chemie in meiner Kleidung haben?

Bis zu zehn Prozent der Textilhilfsmittel und Farbstoffe verbleiben auch nach mehrmaligem Waschen in den Textilien. Einige dieser Chemikalien sind ab gewissen Dosen schädlich für Gesundheit und Umwelt. Trotzdem werden viele davon weiterhin bei der Textilverarbeitung eingesetzt. In der Umgebung von Standorten der Textilindustrie hat der Einsatz große Auswirkungen auf Mensch und Natur. Bei Verbraucher:innen können einige dieser Chemikalien Allergien auslösen, ob auch schwerwiegende Krankheiten durch das Tragen von Kleidern ausgelöst werden können, ist bisher nicht abschließend geklärt. Bei Kindern sollte besonders darauf geachtet werden, Chemikalien in Kleidung zu vermeiden, da einige bekannt sind, auf die Gehirnentwicklung einzuwirken.

Kunstharze

Sie gehören zu den häufigsten Kontakt-Allergenen. Ausdünstungen von Kunstharzen gelten als Ursache für trockene Schleimhäute, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Als Ausgangsstoff für Kunstharze wird oft Formaldehyd verwendet (siehe unten). Es wird geschätzt, dass 90 Prozent aller konventionell hergestellten Baumwoll-Textilien mit Kunstharzen behandelt wurden. Harze werden unter anderem bei Wollbekleidung und Baumwolltextilien eingesetzt, um die Oberfläche der Fasern zu verändern.

Azofarbstoffe

Einige Azofarbstoffe gelten als krebserregend und sind in Deutschland verboten. Da sie billig sind, werden sie jedoch in anderen Ländern weiterhin zum Färben verwendet.

Dispersionsfarbstoffe

Zwei Drittel der 49 bekannten Farbstoffe, die zu Hauterkrankungen führen, sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung Dispersionsfarbstoffe.

Formaldehyd

Das Gas wirkt ätzend auf der Haut und kann Allergien auslösen. 2014 wurde Formaldehyd in der EU als krebserregend eingestuft. Ab einer Konzentration von 0,15 Prozent in Textilien gilt die Kennzeichnungspflicht „enthält Formaldehyd“. Formaldehyd wird zum Beispiel in Verbindung mit Harnstoff zur Herstellung von knitterfreien Hemden- und Blusenstoffen verwendet.

Lösungsmittel

Lösungsmittel können das zentrale Nervensystem, Leber und Nieren schädigen. Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit sind bekannte Folgen.

Halogene

Viele Halogenverbindungen sind extrem giftig. Sie reichern sich im Körper an, können Leber, Nieren sowie das Nerven- und Immunsystem schädigen und sind krebserregend. Halogene werden oft in Flammschutzmitteln eingesetzt, mit denen Kleidung ausgestattet wird.

Phthalate

Sie gehören zu den wichtigsten Industriechemikalien und kommen auch in der Textilindustrie zum Einsatz. Phthalate greifen in den Hormonhaushalt ein und stehen unter Verdacht, Unfruchtbarkeit auszulösen. Die Chemikalie ist auch als Weichmacher bekannt und kommt in Aufdrucken auf T-Shirts vor.

Schwermetalle

Sie sind nicht abbaubar und wirken teilweise krebserregend und erbgutschädigend. Wegen der hohen Giftigkeit gelten strenge Grenzwerte. Ob diese in Ländern wie China und Indien eingehalten werden, ist fraglich. Eine Belastung von Textilien mit Schwermetallen wird immer wieder nachgewiesen. Sie sind in Farbstoffen und Pigmenten zu finden.

Zinnorganische Verbindungen (z.B. Tributylzinn)

Tributylzinn (TBT) ist eine hochgiftige Chemikalie, die unter anderem Leber- und Nierenschäden, Unfruchtbarkeit, Immunschwäche und Stoffwechselstörungen auslösen kann. In der Textilindustrie kommt sie aufgrund ihrer antibakteriellen Wirkung zum Einsatz und soll zum Beispiel Schweißgeruch bei Socken, Schuhen und Sportbekleidung verhindern. In der EU sind Produkte, die mehr als 0,1 Prozent TBT und andere zinnorganische Stoffe enthalten, mittlerweile verboten.

Unter welchen Bedingungen werden Textilien hergestellt?

Unsere Textilien werden zu etwa 90 Prozent in Asien, Mittelamerika, Osteuropa und Afrika hergestellt. Dort schuften in den so genannten Sweatshops Millionen Näher:innen für unsere Kleidung. Massive Verletzungen der Menschen- und Arbeitsrechte sind an der Tagesordnung.

Ein Arbeitstag dauert bis zu 15 Stunden und gearbeitet wird an sechs bis sieben Tagen in der Woche. Der Lohn in Bangladesch beträgt zwischen 30 und 60 Euro pro Monat. Dieser sichert den Menschen nicht einmal ihre Grundbedürfnisse wie ausreichend zu Essen, ein Dach über dem Kopf und Kleidung. Der Existenzlohn, um eine vierköpfige Familie zu ernähren, müsste bei etwa 250 Euro im Monat liegen. Außerdem werden die Löhne oftmals erst Mitte des Folgemonats ausbezahlt und geleistete Überstunden werden nicht oder nicht korrekt abgerechnet. Atemwegserkrankungen aufgrund der schlechten Belüftung, Mangel an Schutzkleidung und Sicherheitsvorkehrungen sowie große Lärmbelastung gehören zum Arbeitsalltag vieler Näher:innen. Diese klagen über Gliederschmerzen, chronische Kopfschmerzen und nachlassende Sehkraft. Bei Krankheit müssen die Arbeiter:innen unbezahlten Urlaub nehmen. Die unsicheren, vertragslosen Arbeitsverhältnisse und die Unterdrückung von Gewerkschaften macht es den Menschen fast unmöglich, sich gegen ihre Ausbeutung zu wehren. Besonders Frauen leiden unter psychischer und physischer Gewalt an ihrem Arbeitsplatz.

Kleidung aus Europa bedeutet leider nicht automatisch gute Arbeitsbedingungen für die Näher:innen. Menschenrechtsverstöße in Textilfabriken sind auch in der Ukraine, Serbien, Kroatien und Bulgarien keine Seltenheit. Die Näher:innen verdienen größtenteils unterhalb der Armutsschwelle in dem jeweiligen Land (weniger als 60 Prozent des Landes-Durchschnittslohnes). Um nicht in Armut zu leben, haben viele einen Zweitjob am Wochenende. Recherchen in Serbien haben gezeigt, dass die Näher:innen teilweise nicht einmal die Hälfte ihrer rechtlich zustehenden Urlaubstage nehmen dürfen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in England. Die Nachfrage nach Textilien, die in Großbritannien hergestellt werden, nimmt stetig zu. Die Textilindustrie hat dort eine lange Tradition und einen sehr guten Ruf. Außerdem können britische Hersteller:innen schneller auf die Bedürfnisse des europäischen Markts reagieren als Firmen in weit entfernten Ländern. Doch die hohen Preise für höhere Lohnkosten, Mieten und Abgaben wollen die Wenigsten zahlen. Die Folgen sind unbezahlte Überstunden, um das Produktionsziel zu erreichen. Die resultierenden Löhne liegen weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn.

  • Das Problem mit dem Preis von meinem Kleidungsstück: Nur ein Bruchteil des Geldes, das wir in Deutschland für unsere Kleidung bezahlen, landet letztlich bei den Arbeiter:innen in den Textilfabriken. Die Lohnkosten für ein 8-Euro-T-Shirt betragen nur 10 Cent. 90 Cent gehen in den Transport und die Steuern, 1 Euro betragen die Material- und Fabrikkosten, 2 Euro fließen in die Markenwerbung und 4 Euro gehen an den Einzelhandel.

Was passiert mit meinen Altkleidern?

Jedes Jahr sortieren die Deutschen 1,3 Millionen Tonnen Kleidungsstücke aus. Gut die Hälfte der aussortierten Kleider werden als Secondhandware weiterverwendet. Diese im internationalen Vergleich sehr hohe Quote wird vor allem durch eine flächendeckende und kostenlose Altkleidersammlung mittels Container erzielt. Über 100.000 Altkleidercontainer sind in Deutschland aufgestellt. Das Sammelsystem finanziert sich über den Altkleiderverkauf, der einen Gewinn von etwa 700 Millionen Euro pro Jahr einfährt.

Der restliche Teil der Altkleider, die sich nicht als Secondhandware eignen, werden teilweise zu Recyclingfasern (12 %) oder Putzlappen (14 %) weiterverarbeitet. Leider nimmt die Qualität der gesammelten Kleidung zunehmend ab, da immer mehr Kunststofffasern und Stoffgemische in Kleidung verarbeitet werden. Deswegen nimmt in den letzten Jahren auch die thermische Verwertung (8 %), also Verbrennung, zu.

 

Wie kann ich meinen eigenen Kleiderschrank nachhaltig gestalten?

Eine Umstellung zum öko-fairen Kleiderschrank ist gar nicht so schwer.
Grundsätzlich gilt:

Entspannen Sie sich.

Sie müssen nicht jeden Modetrend mitmachen. Springen Sie von dem sich immer schneller drehenden Modekarussell ab und genießen Sie Ihre neu gewonnene Freiheit!

Lieben Sie Ihre Klamotten.

Behandeln Sie Ihre Kleider gut und tragen Sie sie so lange wie möglich. Ein Loch oder ein kaputter Reißverschluss ist noch lange kein Grund, die Kleidung in den Müll zu schmeißen. Mit ein bisschen Übung und guten Ideen werden daraus Ihre neuen Lieblingsstücke.

Kaufen Sie Neues im Secondhandladen.

In Secondhandläden und auf Online-Plattformen können Sie wahre Kleiderschätze finden. Damit schonen Sie nicht nur die Umwelt, sondern auch Ihren Geldbeutel! Und wenn Sie ein Kleidungsstück loswerden wollen, dann verkaufen, tauschen oder verschenken Sie es.

Seien Sie wählerisch.

Passen Sie auf, was in Ihrer Einkaufstasche landet. Überlegen Sie sich genau, ob Sie das Kleidungsstück wirklich brauchen, ob Sie es gut zu Ihren anderen Kleidern kombinieren können und ob die Qualität stimmt. So lassen zum Beispiel gut verarbeitete Nähte und nicht zu dünne Stoffe auf eine lange Lebensdauer hoffen.

Seien Sie individuell statt Mainstream.

Schauen Sie doch mal bei kleinen und innovativen Labeln vorbei, die nachhaltige Trends setzen. Ob ökologisch, fair, sozial, vegan, lokal oder recycelt: Es gibt viele spannende und zukunftsweisende Unternehmensmodelle.

Halten Sie die Augen offen.

Einer Jeans sehen Sie nicht an, dass die verwendete Baumwolle von Kinderhänden gepflückt und bei der Produktion hochgiftige Chemikalien eingesetzt wurden. Bestimmte Textilsiegel geben Ihnen aber Auskunft darüber, unter welchen Bedingungen Ihr Kleidungsstück hergestellt wurde.

Machen Sie Druck auf die Hersteller:innen.

Die Art und Weise, wie Kleidung hergestellt, genutzt und entsorgt wird, bedarf einer Generalüberholung. Modemarken müssen qualitativ hochwertige, langlebige und recyclingfähige Kleidung unter fairen Arbeitsbedingungen und ohne giftige Chemikalien produzieren. Machen Sie Druck auf die Fast-Fashion-Konzerne: Boykottieren Sie sie und fragen Sie immer wieder kritisch nach!

Bedeutet Bio-Baumwolle auch gleichzeitig faire Baumwolle?

Eigene soziale Standards beinhaltet das Bio-Zertifikat nicht. Es gelten die gesetzlichen Mindeststandards. Doch gerade für Kleinbäuerinnen und -bauern in ärmeren Ländern wirkt sich die ökologische Wirtschaftsweise auch positiv auf die Lebensumstände aus. Sie kommen nicht mit gesundheitsgefährdenden Spritzmitteln in Kontakt. Anstatt für chemische Düngemittel viel Geld auszugeben, bringen sie hofeigenen Mist und Kompost auf die Felder. Für ihre Bio-Ware erzielen sie in der Regel deutlich bessere Preise.

Wie entsorge ich am besten meine Altkleider?

Am ökologisch sinnvollsten ist es, wenn aussortierte Kleidungsstücke weiterverwendet werden. Vielleicht freuen sich Freund:innen oder Nachbar:innen über Ihre aussortierten Kleidungsstücke. Inzwischen gibt es auch einige Online-Plattformen, auf denen man Kleider weiterverkaufen kann. Sonst bieten sich klassische Flohmärkte oder Secondhandläden an.

Falls sich kein direkter Abnehmer findet, können Kleidungsstücke auch in einem Altkleidercontainer entsorgt werden. Aber achten Sie bei den Containern darauf, dass dahinter wirklich eine gemeinnützige Organisation steht. Etwas Licht in den Wirrwarr des Altkleidergeschäftes bringt der Dachverband FairWertung e.V. Er vergibt sein Siegel „FairWertung“ nur an gemeinnützige Organisationen, Händler und Sortierbetriebe, die ihren erwirtschafteten Erlös unmittelbar oder mittelbar sozialen, diakonischen oder karitativen Aufgaben zugutekommen lassen. Auch das DZI Spendensiegel belegt, dass eine Organisation mit den Spenden sorgfältig und verantwortungsvoll umgeht.

 

 

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– Giftige Pestizide, unsichere Spielzeuge und umweltschädliches Einwegplastik sind in der EU vergleichsweise streng reguliert oder verboten. Doch während Europäer:innen vor diesen Gefahren geschützt werden sollen, erlaubt die EU, diese Produkte weiterhin für den Export zu produzieren. Gemeinsam mit mehr als 100 weiteren Organisationen deckt das Umweltinstitut München in einem neuen Bericht diese schockierende Doppelmoral auf und fordert ein Ende dieses unverantwortlichen Handels.

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– Seit über 20 Jahren verhandelt die EU mit den lateinamerikanischen Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay über das EU-Mercosur-Abkommen. Ausgerechnet mit dem rechtsextremen argentinischen Präsidenten soll es jetzt zum Abschluss kommen.

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– Nachdem das Europäische Parlament am 24. April für den Ausstieg aus dem klimaschädlichen Energiecharta-Vertrag gestimmt hatte, folgte am 30. Mai der Rat der Europäischen Union und beschloss ebenfalls den Ausstieg. Ein wichtiger Meilenstein, denn das Abkommen bremst weltweit die Klima- und Energiewende.

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